„Teilauto“ will in Dessau expandieren Nachfrage nach Carsharing steigt - Stadt will zusätzliche Parkplätze ausweisen
Dessau-Rosslau - Ein eigenes Auto gehört für viele Familien heute nicht mehr zum Muss. Den Einkauf erledigen sie mit dem Rad, zum Ausflug in den Tierpark geht’s mit der Straßenbahn. Und wenn doch einmal etwas Sperriges transportiert werden muss, steht ein „Carsharing“-Auto bereit - auch in Dessau-Roßlau. Der Anbieter „Teilauto“, der seinen Kunden in der Stadt bislang drei Mietwagen zur Stunden- und selbst minutenweisen Ausleihe überlässt, will seine Flotte vergrößern und künftig auch öffentliche Parkplätze nur für sich nutzen, die bislang allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung stehen.
Zehn Parkplätze sollen im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau umgewidmet werden
Möglich macht das ein Vorstoß der Stadt, die insgesamt zehn Parkplätze zu Carsharing-Stellflächen umwidmen und per Ausschreibung nach einem Nutzer dafür suchen will. „Normale“ Autofahrer dürften diese Parkplätze dann nicht mehr befahren. In einer Liste, die am Donnerstag dem Bau- und Verkehrsausschuss vorgelegt wurde, sind Parkplätze am August-Bebel-Platz, der Kantorstraße, Fritz-Hesse-Straße, am Schloßplatz und Klinikum, neben den Bahnhöfen Süd und Roßlau sowie am Friederikenplatz vorgesehen.
Betroffen ist auch ein Parkplatz am Westausgang des Hauptbahnhofs. Warum dessen Reservierung für Carsharing-Autos nötig ist, erklärt Torsten Bähr, Regionalleiter der in ganz Mitteldeutschland aktiven Carsharing-Firma „Teilauto“. „Bislang stand unser Fahrzeug auf einem Parkplatz am Umweltbundesamt, der durch eine Sanierung aber weggefallen ist. Daraufhin fanden wir einen neuen Parkplatz am Westausgang des Bahnhofs.“
Das Problem: Der Parkplatz ist nicht als Carsharing-Stellplatz gekennzeichnet. „Bislang durften wir kein Schild und keine Markierung anbringen. Auf dem Parkplatz standen immer wieder Fremdparker und unser Auto hatte oft keinen Platz“, so Bähr.
Doch einfach ein Schild für „Teilauto“ aufhängen dürfen weder die Firma noch die Stadtverwaltung. Sie muss laut dem recht neuen Carsharing-Gesetz auch anderen Carsharing-Firmen die Möglichkeit geben, sich auf einen öffentlichen Parkplatz zu bewerben, der dann nur für diese eine Firma reserviert wird. Dafür braucht es zunächst eine Ausschreibung, wie Stadtsprecher Carsten Sauer erklärt.
„Gemäß dem Carsharing-Gesetz sind die Flächen im Wege eines diskriminierungsfreien und transparenten Auswahlverfahrens einem Carsharing-Anbieter zur entsprechenden Nutzung zur Verfügung zu stellen. Ihm wird hierfür eine Sondernutzungserlaubnis erteilt.“ Im Auswahlverfahren werde die Sondernutzung der ausgewählten Flächen einem „geeigneten und zuverlässigen“ Carsharing-Anbieter erlaubt. Der müsse nachweisen, dass er diese Voraussetzungen erfüllt. Heißt: Bewirbt sich neben „Teilauto“ auch eine andere Carsharing-Firma, könnte auch sie den Zuschlag für die Parkplätze bekommen. „Erfüllen mehrere Anbieter die Anforderungen, so ist durch Los zu entscheiden“, sagt Sauer.
Die Stadt will für die Nutzung der Parkplätze keine Gebühr erheben, was für die Firmen zusätzlich zum immer freien Parkplatz attraktiv sein dürfte. In Dessau-Nord etwa steht „Teilauto“ bislang auf einem privaten Parkplatz, für den Miete fällig wird.
Teilauto ist verwundert über die Auswahl der neuen Carsharing-Parkplätze im Stadtgebiet
So groß die Freude über die Unterstützung der Stadt ist, so verwundert ist Bähr jedoch über die Auswahl der Parkplätze, die nun umgewidmet werden sollen. „Sie liegen, bis auf den am Hauptbahnhof, nicht unbedingt in dem Gebiet, in dem sich unsere Nutzer befinden“, sagt er. Mehr hätte sich Bähr über einen Platz in Ziebigk gefreut, wo er großes Potenzial für eine neue Station sehe. Zehn Parkplätze auf einen Schlag könne man ohnehin nicht füllen. „Derzeit sind wir mit 250 Nutzern und drei Autos unterwegs und sehen Bedarf für ein viertes.“ Ziel sei, eine neue Station in diesem Jahr und langfristig ein weit verteiltes Netz in der Stadt aufzubauen.