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Generationenwechsel Nach fast 20 Jahren - Norbert Weichbrodt reicht Schlüssel im Dessauer Schwabehaus weiter

Von Danny Gitter 15.08.2021, 09:00
Norbert Weichbrodt (re.) legt die Schlüsselgewalt des Schwabehauses in die Hände von Olaf Dinse.
Norbert Weichbrodt (re.) legt die Schlüsselgewalt des Schwabehauses in die Hände von Olaf Dinse. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Er ist die nette Stimme am Telefon, wenn man im Schwabehaus anruft. Er ist Ansprechpartner für die Mieter im Schwabehaus und der benachbarten Alten Bäckerei. Er ist aber auch da, wenn kleine Reparaturen zu erledigen sind oder Sicherungen rausspringen. Kurzum, er ist da, wenn man ihn in den alten Gemäuern in der Johannisstraße braucht. Offiziell ist Olaf Dinse Projektassistent des Schwabehausvereins. Inoffiziell ist der 53-Jährige die gute Seele des Hauses oder nüchtern betrachtet auch das Mädchen für alles. „Ich mache diesen Job total gerne“, sagt Dinse.

Nach einer gesundheitlich schwierigen Phase brauchte der gelernte Landschaftsbauer eine neue Perspektive. Die Stelle des Projektassistenten beim Schwabehausverein ist da genau das Richtige für ihn. Auf 450-Euro-Basis ist er täglich zwei Stunden, zehn Stunden pro Woche, für das Schwabehaus, die Alte Bäckerei und den Schwabehausverein im Dienst. Nicht selten werden es auch mehr Stunden. Die betrachtet Dinse dann als Ehrenamt. Der Job des Projektassistenten ist fordernd. Doch Dinse mag genau das.

Olaf Dinse hat die neue Stelle im Schwabehaus im Januar 2020 angetreten - und dann kam Corona

Als er zum 1. Januar 2020 die Stelle als Nachfolger von Norbert Weichbrodt antrat, da war es recht ruhig. Im Winter ist meist weniger los als im Frühjahr, Sommer und Herbst. Als die Saison dann langsam losgehen sollte, wurde das Land in einen ersten Lockdown geschickt. Keine Versammlungen, keine Geburtstags- und andere private Feiern, von kulturellen Veranstaltungen ganz zu schweigen. Von den Mietern, die ihre Büros im Schwabehaus und der benachbarten Alten Bäckerei haben, blieben fast alle im Homeoffice. „Diese Ruhe hat echt genervt“, gibt Dinse zu.

Fast eineinhalb Jahre ist es ruhig geblieben, weil die Verunsicherung von Lockdown zu Lockdown groß blieb. Seit einigen Wochen hat sich das Blatt gewendet. Die Menschen sind wieder zuversichtlicher geworden. „Jetzt werden die verschiedenen Feiern nachgeholt“, beobachtet der Projektassistent. Die Schwabestube, das Rote Kabinett und das Dachatelier der Alten Bäckerei werden wieder häufig gemietet.

Das Telefon klingelt oft. Die Mieter der Büros sind fast alle wieder vor Ort. Dinse erledigt Telefonate, kümmert sich um die Mieteranliegen, kehrt den Hof, zupft Unkraut und macht seine Rundgänge und Inspektionen im Haus. Zwischendurch schauen auch Touristen vorbei, um sich das berühmte Dachgeschoss anzuschauen, von wo aus Samuel Heinrich Schwabe seine Studien zu den Sonnenflecken anfertigte. Da kann es schonmal stressig werden. „Genau das mag ich aber, weil man dadurch geistig im Gange bleibt“, sagt Dinse.

Vorgänger Norbert Weichbrodt hat schon einige potenzielle Nachfolger kommen und gehen sehen

Andere sehen das nicht so. Sein Vorgänger Norbert Weichbrodt hat einige potenzielle Nachfolger kommen, aber genauso schnell wieder gehen sehen. Der 74-Jährige ist kurz nach der Jahrtausendwende als ABM-Kraft zum Projektassistenten geworden. Im Rentenalter machte er einfach weiter. Wollte aber aus gesundheitlichen Gründen die Stelle in neue vertrauensvolle Hände legen.

Mit Dinse hat Weichbrodt endlich einen würdigen Nachfolger gefunden. Als Umzugshilfe hat Weichbrodt ihn kennengelernt. Der Kontakt ist geblieben und hat sich ausgezahlt. Doch so ganz weg ist Weichbrodt nicht. „Von meiner Wohnung aus, habe ich das Schwabehaus gut im Blick. Ich habe also immer noch ein Auge drauf“, erzählt er.