Nach Brand in Dessau Nach Brand in Dessau: Einzelkämpfer kommt zurück

dessau/MZ - Der Parkplatz auf dem Seitenhof ist eindeutig unbewirtschaftet und verlassen. Wo sonst die Kunden vom Geschäfts- und Dienstleistungshaus in der Rabestraße 18 ihre Stamm-Parkplätze verteidigen, herrscht gähnende Leere. Ein einziger Transporter steht einsam auf dem Areal, fast scheu? Nichts da! Der Aufdruck mit dem Firmenlogo bekennt Farbe und hisst die Fahne: „Möbel-Koch“ ist zurück!
Glück im Unglück
Vor drei Wochen hatte in der Silvesternacht ein Böller- und/oder Raketenbeschuss das Gebäudedach großflächig abgebrannt und abstürzen lassen. Das Feuer und anschließendes Löschwasser ruinierten die Geschäftsräume von Frisör-, Kosmetik- und Fußpflegesalon der „Ihr Friseur Dessau GmbH“ gründlich.
Das benachbarte Möbelhaus hatte Glück im Unglück. „Verdammt viel Glück“, sagte Inhaber Uwe Koch kurz nach der ersten Schadensaufnahme am Neujahrsmorgen. Die alte Dachkonstruktion der einstigen „Kosmos“-Kaufhalle in Dessau-Nord hatte Feuer und Wasser den Zugriff auf Innenraum und Verkaufsausstellung von „Möbel-Koch“ verwehrt, der Innenraum nahm gar keinen Schaden. Nur Anbau und Lager fielen in Schutt und Asche. Natürlich ein Verlust, aber zu verschmerzen. „Es muss ja weitergehen, Schritt für Schritt“, hatte sich der aus Nordhausen im Harz stammende Geschäftsmann gesagt. Und die Ärmel aufgekrempelt.
Am Montag hat der Weg des Fachhändlers eine wichtige Marke erreicht: Die Wiedereröffnung nach dem Brand. „Es geht weiter“, unter dieses Motto stellt Uwe Koch seine Botschaft für seine Kunden und lädt im Gefolge von Ausstellungsräumung und -neuaufbau zum Sonderverkauf.
Und schon bei einer spontanen Stippvisite im Einrichtungshaus am ersten Tag wird deutlich: Er wurde vermisst. Regina und Gerd Schröter sind aus Oranienbaum gekommen. „Wir hatten bei Gelegenheit schon immer mal um die Ecke geschaut und die Anwohner gefragt. Denn wir sind hier Stammkunden.“ Und sehr zufrieden mit der fachkundigen und sehr individuellen Beratung im Einrichtungshaus. Diesmal möge es eine neue Polstergarnitur werden. Modern solle sie schon sein, aber gemütlich und bitte auch „rückenfreundlich“. Und passen muss es vor allem in die gute, aber relativ kleine Stube. „Erschlagen darf einen der Sessel nicht.“
Im langen Gespräch wird auf Herz und Nieren geprüft, welches Angebot von welchem Möbelhersteller am besten den individuellen Wünschen entspricht. Und die Schröters gehen zufrieden, mit Kopien von Angebot und Maß-Zuschnitt unter dem Arm, aus dem Geschäft. „Jetzt werden wir Zuhause noch mal genau ausmessen. Und rechen. Und dann entscheiden“, verabschiedet sich Frau Schröter lachend.„Schön, dass Sie wieder da sind.“ Es klingt, als würde man sich bald wiedersehen.
Fast im „fliegenden Wechsel“ kreuzt dann im Geschäft ein Fahrer auf: „Chef? Lieferung! Wohin?“„Erstmal in die Schnäppchen-Ecke!“ Die Praktikanten bekommen am ersten Tag nach Wiedereröffnung gut zu tun.
Für Uwe Koch war das Bleiben am Standort keine Frage. Seit 1992 in der Möbelbranche tätig, zunächst im Angestelltenverhältnis als Geschäftsführer verschiedener Möbelhäuser, machte sich der „echte Nordhäuser“ dann 2006 in Dessau selbstständig. Erst in der Heidestraße, mittlerweile im achten Jahr in der Rabestraße. Inzwischen in der Branche ein „alter Fuchs“ mit Kontakten und einigem Renommee. Immer ein Einzelkämpfer, „und immer im Kampf um jeden einzelnen Kunden“.
Standort für Frisör gut etabliert
Gleichem Grundsatz verpflichtet sieht sich auch das Team der „Ihr Friseur GmbH“. Der Salon in der Rabestraße gleicht einem Trümmerfeld. „Und wir wissen bisher noch nicht, wie es hier weitergeht“, hofft Geschäftsführerin Monika Gautsch innerhalb der nächsten zwei Wochen auf eine Auskunft seitens ihres Vermieters.
Die zwölf Mitarbeiter sind seit dem Brand allesamt in andere Salons des Unternehmens untergekommen: in der Schloßstraße, in der Kreuzbergstraße, Rennstraße und in der Gropiusallee. Wo und wie die Kunden „ihre“ Frisörin finden, beschreibt ein Plakat am verrauchten Ladenfenster. Die Mitarbeiter und Kunden also seien bestmöglich versorgt. „Wir hoffen, dass uns alle oder die meisten die Treue halten“, so Monika Gautsch. Den Standort Rabestraße würde sie trotzdem gern halten wollen. „Er war ideal und wäre ideal. Von unseren zehn Salons war er der umsatzstärkste und richtig gut nachgefragt. Eben etabliert.“
