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„Zeichen für den Frieden setzen“ Nach Ärger um Putin-Distanzierung: Dessauer Laden für russische Spezialitäten lädt zur „Tafel der Begegnung“

Der Laden „Sloboda“ setzt nach der Ausladung in Wörlitz nun ein eigenes Zeichen.

Von Heidi Thiemann 05.05.2022, 17:25
Larissa Brenner kommt aus Kasachstan, sie betreibt mit ihrem Mann den Sloboda-Shop, ein Laden mit russischen Sperzialitäten. Seit dem Krieg in der Ukraine wird sie angefeindet.
Larissa Brenner kommt aus Kasachstan, sie betreibt mit ihrem Mann den Sloboda-Shop, ein Laden mit russischen Sperzialitäten. Seit dem Krieg in der Ukraine wird sie angefeindet. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Zu einer „Tafel der Begegnung“ lädt am Freitag, 6. Mai, das Geschäft „Sloboda“ in der Friedrich-Naumann-Straße ein. Larissa und Viktor Brenner haben sie mit Unterstützung der Stadt Dessau-Roßlau organisiert. Von 15 bis 19 Uhr soll an der Ecke Kavalierstraße/Friedrich-Naumann-Straße ein Nachmittag voller Begegnungen mit Engagierten und Nachbarn stattfinden.

Der Laden „Sloboda“, der russische und osteuropäische Spezialitäten anbietet, war vor kurzem in die Schlagzeilen geraten, weil er vom Frühlingserwachen in Wörlitz ausgeladen worden war. Die dortigen Organisatoren vermissten von den Geschäftsleuten ein Friedenszeichen. Die „russischen Händler“ sollten sich von Russlands Machthaber Wladimir Putin distanzieren, der Krieg gegen die Ukraine führt. Brenners sahen keinen Grund, da sie selbst aus Kasachstan kommen. Larissa Brenner beteuerte aber immer wieder, für Frieden zu sein und die Ukraine zu unterstützen.

Mit der Idee hatte sich das Ehepaar ans Dessauer Rathaus gewandt, „und dort sehr viel Unterstützung erhalten“

Nach der Ausladung aus Wörlitz stand für sie deshalb fest, selbst ein internationales Fest für den Frieden zu organisieren, bei dem Leute unterschiedlichster Herkunft in zwangloser Atmosphäre „gemeinsam speisen, lachen und sich austauschen“.

Mit der Idee hatte sich das Ehepaar ans Dessauer Rathaus gewandt, „und dort sehr viel Unterstützung erhalten. Alle fanden gut, was wir planen“, sagt Brenner. Der Integrationsbeauftragte Christian Altmann habe sehr geholfen, die „Tafel der Begegnung“ mit auf die Beine zu stellen. Unterstützung gab es auch von der Netzwerkstelle Engagierte Nachbarschaft der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen Sachsen-Anhalt, die das Fest finanziell unterstützt.

„Gemeinsam möchten wir ein Zeichen für den Frieden setzen“

Beim Nachmittag dabei sind der Kinder- und Jugendzirkus Raxli Faxli, das DRK Dessau, die Streetworker, die Urbane Farm und die Spendenstelle „Ukraine“ der Stadt. Auch die Offene islamische Gemeinde, der Afro-Shop Assia und die Jüdische Gemeinde zu Dessau haben zugesagt. Und neben dem Integrationsbüro Dessau-Roßlau unterstützt auch das Integrationszentrum Wittenberg den Nachmittag. Von dort kommt ein Chor deutscher Migranten aus Russland in Nationalkostümen. „Sie werden deutsche, russische, ukrainische und kasachische Lieder singen“, sagt Larissa Brenner. Akkordeonmusik steuert die Dessauer jüdische Gemeinde bei.

„Gemeinsam möchten wir ein Zeichen für den Frieden setzen“, freut sich Larissa Brenner auf Freitag, „und außerdem die Stadt auch ein bisschen lebhafter machen.“ Ihr Laden selbst hat, nachdem die Ausladung vom Frühlingsmarkt in Wörlitz bekannt wurde, nur wenig Anfeindungen erfahren, dafür aber sehr viel Solidarität. „Viele konnten die Entscheidung in Wörlitz nicht nachvollziehen und sagten, auf unserer Seite zu stehen“, sagt Brenner. Auch bei diesen Menschen wollen sie sich mit dem Fest am Freitag bedanken.