Dessauer Ehepaar feiert Fest der Gnadenhochzeit Nach 70 Jahren gilt für Theresia und Werner Bormann: Wer sich liebt, neckt sich

Dessau/MZ - Ihre Augen funkeln und glänzen mit dem Festtags-Diadem im weißen Haar um die Wette. Und ihm sitzt der Schalk förmlich im Nacken und Mundwinkel. „Wir haben uns halt durchgeboxt“, sagen sie. Theresia Maria und Werner Bormann sind seit 70 Jahren miteinander verheiratet. Ohne Reue.
Früh gefreit hat nie gereut
Und dabei hatte Amor ganz am Anfang für seine Liebespfeile kein Zielwasser dabei, als sich die „freche Berline Göre“ und der Dessauer Naturbursche im einstigen Mulde-Freibad „Nixe“ erstmals begegneten. Die jungen Leute aber behielten einander irgendwie immer im Blick. Das waren die harten und kargen Nachkriegsjahre. Der 1931 geborene Werner und die gut zwei Jahre jüngere Theresia, die bis heute jeder Resi nennt, hatten als Kinder die Schrecken der Bombenangriffe auf Dresden und Dessau überlebt. Jetzt meldete das Leben seine Rechte an. Und trotz Vorbehalten beider Elternhäuser gab sich das junge Paar vier Tage, nachdem Resi 18 und volljährig geworden war, in Dessau das Ja-Wort.
Auch, weil das erste Kind schon „auf dem Weg“ war, hatten der 20-jährige angehende Volkspolizist und die junge Gelegenheitshilfskraft ihre frühe Hochzeit durchgesetzt. Nach der Geburt von Stammhalter Bruno 1952 folgten in regelmäßigen Abständen bis 1966 die Mädchen Gerlinde, Monika, Birgit und Silke. Inzwischen komplettieren 13 Enkelkinder und acht Urenkel die Familie. Einzig die älteste Tochter Gelinde hat Dessau verlassen in Richtung Schwabenland und Baden-Württemberg. Von den Enkeln aber halten viele ihrer Heimatstadt die Treue.
Vom Tischler zum Ingenier für Maschinenbau
Die Familie nahm immer einen hochrangigen Platz ein im Leben des heute 90-Jährigen und seiner 88-jährigen Frau. Resi schmiss den Haushalt, Werner verdiente das Geld. Bei der Polizei, im Waggonbau und von 1966 bis 1881 als Soldat und Offizier der DDR-Volksarmee. Als technischer Offizier im Range eines Majors bei den Pionieren in Dessau. Das Rüstzeug hatte sich der gelernte Tischler während seiner Zeit im Waggonbau geholt. „Werken und Mathe habe ich immer gern gemacht, etwas zu schreiben aber war mir ein Horror.“ In der Abendschule endlich platzte der Knoten, bahnte die Deutschlehrerin in Werner sogar den Weg zur Literatur und zu Gedichten von Heine und Brecht. Und zuletzt hat er sogar studiert und seinen Ingenieur gemacht für Maschinenbau in der Außenstelle Dessau der Ingenieurschule Magdeburg.
Erst seit kurzem ist Ehepaar in Marthahaus in Dessau-Süd zuhause
Im Rentenalter dann sind Resi und Werner Bormann viel gewandert, haben gern Heidelbeeren und Pilze gesammelt, solange es die Gesundheit zuließ. Im Dezember 2021 erst zogen die zwei in die Marthahaus Seniorenresidenz in der Heidestraße. Dort werden sie von den Schwestern bewundert für ihren vertraut-liebevollen Umgang miteinander. Für die Scherze und die Widerworte. Es stimmt eben: Wer sich liebt, neckt sich.