MZ-Gespräch mit Tilman Schwarz: MZ-Gespräch mit Tilman Schwarz: «Dieses Gericht steht wirklich gut da»

Dessau/MZ. - Anfang Juli hat der ehemalige Vizepräsident des Landgerichts Halle das Präsidentenbüro im Landgericht Dessau bezogen. Er freue sich auf die neue Herausforderung, sagt Schwarz. MZ-Redakteurin Annette Gens unterhielt sich mit ihm.

Sie sind seit wenigen Tagen Präsident des Landgerichts Dessau. Hatten Sie schon Gelegenheit, alle Mitarbeiter kennen zu lernen?

Schwarz: Meine Ernennungsurkunde habe ich am 2. Juli im Magdeburger Justizministerium erhalten. Seit dem 5. Juli bin ich in Dessau. Meine erste Amtshandlung war es, alle Richter und Mitarbeiter während eines Rundgangs durch das Haus zu begrüßen.

wirklich gut da." In den 90er Jahren setzte die Stadt auf ein Image als Behördenstadt mit Sitz u. a. von Regierungspräsidium und Gerichtsbarkeit. Welche Perspektive hat Ihrer Meinung nach der Gerichtsstandort Dessau heute?

Schwarz: Als Behördenleiter steht es mir nicht zu, mich öffentlich über Strukturüberlegungen zu äußern, die der Landesregierung obliegen. Strukturen werden im sachsen-anhaltischen Justizministerium vorgegeben. Als Vorsitzender des Deutschen Richterbundes im Lande könnte ich schon einige Aussagen dazu treffen.

Fragen wir den Vorsitzenden des Richterbundes.

Schwarz: Sachsen-Anhalt hat eine sehr gesunde Gerichtsstruktur. Man sollte das jetzt Aufgebaute beibehalten. Dessau ist die drittgrößte Stadt im Lande. Aus meiner Sicht ist es selbstverständlich, dass in diese Stadt ein Landgericht gehört.

Als Vorsitzender des Richterbundes haben Sie in der Vergangenheit immer wieder eine bessere technische Ausstattung der Gerichte im Lande angemahnt. Wie gut sind die Gerichte heute ausgestattet?

Schwarz: Von der Ausstattung des Landgerichts Dessau bin ich sehr positiv überrascht. Sicherlich fehlt noch einiges an Technik. Ich bin aber guter Hoffnung, dass die in nicht allzu ferner Zukunft vervollständigt werden kann. Ich werde mich dafür jedenfalls einsetzen und bin optimistisch.

Immer wieder sind Menschen erstaunt über lange Bearbeitungszeiten an den Gerichten. Wie gut bzw. wie schlecht ist Dessau gegenüber anderen Gerichten im Lande?

Schwarz: Jetzt erwischen Sie mich auf dem falschen Fuß. Denn über den Stand von Bearbeitungszeiten am Landgericht Dessau bin ich noch nicht im Detail informiert. Ich glaube aber, Dessau liegt gut im Trend. Im Übrigen weiß ich, dass die Zivilgerichtsbarkeit im Lande besonders schnell ist. Das wird uns immer wieder von Anwälten bestätigt. Im Bereich der Strafprozesse wird die Dauer eines Verfahrens nicht allein von den Gerichten abhängig sein, sondern ist erster Linie wohl dem Verhalten der Verfahrensbeteiligten. Mein erster Eindruck: Dieses Gericht steht wirklich gut da.

Wie sehen Ihre persönlichen Pläne aus, zieht der neue Präsident des Landgerichts von Halle nach Dessau?

Schwarz: Meine Frau ist gebürtige Hallenserin, und ich habe sie nicht überzeugen können, ihre Wurzeln zu verlassen. Wir ziehen deshalb und auch, weil ich mich in Halle sehr wohl fühle, nicht um. Ich werde mir aber in Dessau eine kleine Wohnung nehmen, weil ich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen will. Ich bin kulturell sehr interessiert, will insbesondere das Musikleben in Dessau näher kennen lernen. Man kann mit mir rechnen.