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MZ-Gespräch mit Renate Mühle vom Frauenzentrum MZ-Gespräch mit Renate Mühle vom Frauenzentrum: Rotstift weicht errungene Stabilität auf

Von Sylke Kaufhold 12.11.2002, 15:31

Dessau/MZ. - Der 14. November ist im Kalender der Frauen vom Dessauer Frauenzentrum dick angestrichen. In der Landeshauptstadt Magdeburg werden sie sich an diesem Tag in die Demonstration gegen die massiven Sparpläne der Landesregierung im Sozialbereich einreihen. Über diese Aktion und die Arbeit des Frauenzentrums sprach MZ-Redakteurin Sylke Kaufhold mit der Leiterin Renate Mühle.

Warum fahren sie als Frauenverein mit nach Magdeburg?

Mühle: An diesem Tag beginnen die Haushaltsverhandlungen im Landtag. Wir wollen einfach ein Signal geben, dass wir uns nicht sang- und klanglos verabschieden lassen. Unser Verein hatte eine einigermaßen stabile Struktur erreicht, mit den Kürzungsabsichten ist jetzt wieder alles in Frage gestellt.

Welche Konsequenzen haben die Kürzungen für das Dessauer Frauenzentrum?

Mühle: Durch die angekündigte Kürzung der Landesmittel für unseren Bereich ist das Jahr 2003 noch völlig ungewiss. Wir wissen nur, dass gekürzt wird, nicht wie viel. Veranstaltungs- und Projektplanungen sind deshalb zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht möglich. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der zweite Arbeitsmarkt. Bisher arbeiten zwei ABM-Kräfte im Zentrum. Ob wir diese im nächsten Jahr wieder bewilligt bekommen bzw. dann auch refinanzieren können, kann ich ebenfalls noch nicht sagen. Sollten wir nur eine Stelle bekommen, müssen wir das ganze Konzept neu überdenken.

Der Verein "Sozial-kulturelles Frauenzentrum Dessau e. V." betreibt auch das Frauenhaus. Hier gab es im Zuge der städtischen Haushaltsdebatte in diesem Jahr Pläne, die kommunalen Mittel zu kürzen. Was ist aus den Plänen geworden?

Mühle: Wir haben einen Kompromiss gefunden. Wir haben zur Kostensenkung im Frauenhaus die Plätze von acht auf sechs reduziert. Im Zuge dessen hat die Stadt Dessau ihre Förderung beibehalten. Trotz der Platzreduzierung schicken wir aber keine Frau weg, die bei uns um Hilfe nachsucht. Sollte das Frauenhaus voll sein, stehen zusätzlich zwei Notquartiere zur Verfügung. Die Belegung war in diesem Jahr bisher überdurchschnittlich, vor allem durch eine hohe Kinderanzahl.

Der Zeugenschutzraum im Landgericht wird ebenfalls in Trägerschaft des Vereins betrieben. Ist dessen Fortbestand durch die Sparabsichten der Landesregierung gefährdet?

Mühle: Wir haben für 2003 neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beantragt und vom Arbeitsamt wurde auch signalisiert, dass sie wieder gefördert werden können. Die beiden Frauen, die das Projekt bisher betreuen, gehen zum Jahresende in Rente. Das Projekt hat sich sehr gut etabliert, so dass wir es auf keinen Fall aufgeben wollen. Seit Jahren bemühen wir uns deshalb um eine Festanstellung der beiden Frauen beim Justizministerium. Bisher klappte das aber noch nicht, so dass wir noch bei ABM bleiben müssen.

Trotz ungeklärter Finanzierung, gibt es dennoch Ideen für das nächste Jahr?

Mühle: Natürlich haben wir uns schon Gedanken gemacht, was wir den Dessauerinnen anbieten können. So wollen wir einen Angsthäsinnen-Kurs ins Programm aufnehmen, für Frauen, die sich nicht trauen, Auto zu fahren. Der Kurs soll die theoretische und praktische Wissensvermittlung umfassen sowie das Selbstbewusstsein der Frauen stärken. Wenn alles klappt, soll der Kurs im Frühjahr 2003 beginnen. Ebenso möchten wir die Englischkurse mit der Inlingua-Sprachschule wieder aufnehmen.