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"Musikantenfreundliches Gasthaus" "Musikantenfreundliches Gasthaus": Magdeburger Hof in Roßlau für Musikprogramm ausgezeichnet

Von Heidi Thiemann 23.06.2018, 10:00
Simone Kunze ist stolz, denn die Gitarre auf Urkunde und Plakette zeigt es an: Der Magdeburger Hof ist ein „Musikantenfreundliches Gasthaus“.
Simone Kunze ist stolz, denn die Gitarre auf Urkunde und Plakette zeigt es an: Der Magdeburger Hof ist ein „Musikantenfreundliches Gasthaus“. Lutz Sebastian

Roßlau - „Ich bin stolz wie Bolle“, sagt Simone Kunze und zeigt auf Urkunde und Plakette „Musikantenfreundliches Gasthaus“. Der Magdeburger Hof in Roßlau, den Kunze mit ihrem Partner Holger Krejcik führt, gehört zu den ersten 15 Wirtshäusern im Land Sachsen-Anhalt, denen dieser Titel vom Landesheimatbund verliehen wurde.

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder “, dichtete einst Johann Gottfried Seume. Die Idee schwingt auch bei „Musikanten-freundliches Gasthaus“ mit, das eine Einladung zur Einkehr ist. „In Bayern und auch in Österreich gibt es solche Initiativen schon lange“, sagt Projektleiterin Juliane Bischoff vom Landesheimatbund.

In einem „Musikantenfreundlichen Gasthaus“, sagt sie, könnten Musiker, Sänger und weitere Künstler gegen Speisen und Getränke aktiv werden, indem sie spielen, singen, lesen, ausstellen oder vorführen. „Das Angebot richtet sich nicht an Berufsmusiker“, erklärt Bischoff, „angesprochen sind in erster Linie Laien- und Amateurkünstler.“ In Bayern tragen über 500 Wirtshäuser diesen Titel. Auch in Sachsen-Anhalt soll er helfen, Gasthäuser vor allem im ländlichen Raum zu unterstützen.

Jeden Dienstag wird im Magdeburger Hof zur Jam Session eingeladen

Dass es im Land gute Initiativen gibt, davon ist Bischoff überzeugt und kam bei der Suche nach solchen Angeboten übers Internet nach Roßlau. „Das ist relativ einzigartig, was der Magdeburger Hof macht“, sagt sie begeistert. Denn sie sei auch nach Roßlau gefahren, habe sich alles vor Ort angeschaut und selbst ihre Gitarre mitgebracht.

Jeden Dienstag wird zur Jam Session eingeladen. Profimusiker und Laienmusiker treffen sich hier, machen gemeinsam Musik. „Das ist eine Sprungbrett-Kneipe“, beschreibt Simone Kunze ihr Konzept. Das hatte sie entwickelt, weil einerseits viele sagen, es sei nichts los und andererseits zwar große, bekannte Bands in Berlin, Leipzig oder anderswo spielen, sich aber nicht jeder die Karten leisten kann. Das Zauberwort heißt Selbermachen.

Mit einem DJ fing alles an, und der kannte wieder jemanden, der jemanden kannte..., lacht Simone Kunze. Auch einheimischen, unbekannten Bands und Musikern gibt sie so eine Möglichkeit, sich vorzustellen. „Es ist zwar nicht viel Platz“, gibt sie zu, „aber nichts ist unmöglich.“

Auch Motto-Abende werden gefeiert - ob Halloween, 80er und 90er Jahre oder Country mit Line-Dance

Seit dem vorigen Jahr nun gibt es die Jam Session. Madge Conacher, eine Schottin, kommt dann her. Conacher hatte früher in Köthen gespielt, kam für einen Countryabend nach Roßlau - „war begeistert von der Atmosphäre und den Leuten, ohnehin auf der Suche nach einer neuen Lokalität und blieb“, freut sich Kunze. Und seitdem heißt es dienstags: „Nette Leute sind immer willkommen, um zu spielen, mitzusingen oder einfach nur in gemütlicher Atmosphäre zuzuhören“.

Jeder könne sich ausprobieren, sagt Kunze, die selber gern mal zur Mundharmonika greift, trommelt und singt. „Wenn ich Zeit habe“, schmunzelt sie, denn sie ist die einzige, die die Gäste bedient. Das wichtige sei, dass alle Spaß haben. Und wer Spaß habe, dürfe auch gerne tanzen. Auch Motto-Abende werden gefeiert - ob Halloween, 80er und 90er Jahre oder Country mit Line-Dance.

Jedes Gasthaus kann „Musikantenfreundliches Gasthaus“ werden

Was im Magdeburger Hof erlebt werden kann, davon konnten sich übrigens auch die Gäste und Gastgeber der Preisverleihung in Naumburg überzeugen. Denn Simone Kunze hatte ihre Musiker mitgebracht. „Bei uns“, lacht sie, „geht es nicht steif zu.“

Wer Interesse hat, ebenfalls „Musikantenfreundliches Gasthaus“ zu werden, sagt Juliane Bischoff, könne sich beim Landesheimatbund melden. Sie berate die Wirte auch gerne. „Doch was sie machen, liegt allein bei den Gasthäusern.“ (mz)

Informationen zu Veranstaltungen im Magdeburger Hof gibt es bei Facebook unter facebook.com/magdeburger.hof.rosslau