Musik für Kaffee im Salon
DESSAU/MZ. - Etwas Besonderes hat der Nachmittag am Sonnabend dieser Woche dann aber doch: Für das Orchester ist es der 100. Auftritt bei "Kaffee im Salon" um 15.45 Uhr. Mag sein, dass dies der einen oder anderen Dame, die zu den Stammzuhörern gehört, einen kleinen Gruß wert ist. Stammpublikum hat das kleine Ensemble, das sich aus Musikern der Anhaltischen Philharmonie zusammensetzt, reichlich. Gewachsen ist es in sechs Jahren, seit sich das Orchester 2003 gründete.
Die Anfänge für Musik in der klassischen Pariser Besetzung liegen jedoch schon sehr viel weiter zurück, erinnert sich Reinhard Gutte, der Klarinette und Saxophon spielt. Schon seit 1985 habe solch ein Orchester in wechselnden Besetzungen gespielt. 2002 gab es dann ein überaus erfolgreiches Faschingskonzert und daraus resultierend den Wunsch, fortan regelmäßig aufzutreten, eben als Salonorchester Papillon. 35 Titel hatte man zu Beginn im Repertoire, inzwischen ist dieses auf über 700 angewachsen. So griff Martin Schulze (Violine) auf Noten des Großvaters zurück, die er im Keller liegen hatte. "Der spielte schon in den 1920er Jahren in einem Caféhaus-Orchester", erzählt der Musiker. Und damals wie heute ist es eine ähnliche Bandbreite an Musik, die die Zuhörer erfreut. "Wir spielen eigentlich alles, außer bei Bebop würden wir vielleicht streiken", lacht Reinhard Gutte. Opern- und Operettenpotpourris erklingen, wenn Papillon auftritt, Märsche, Walzer, Schlager, Tangos bis hin zu Arrangements von Wagner-Stücken hat man im Programm. Bei der Reihe "Kaffee im Salon" stimme man das Programm direkt auf die sich anschließende Vorstellung auf der Bühne ab. Dass sich bei diesen Auftritten das Publikum unterhält, die Musik bei Kaffee und Kuchen praktisch nebenbei konsumiert, stört die Papillon-Musiker wenig. "Das ist so gewollt. Wenn das Restaurant voll ist, muss man allerdings schon etwas an dynamischer Stärke dazu geben", sagt Martin Schulze.
Der Geiger und der Klarinettist wie auch die anderen Musiker lieben an ihrer Besetzung im Salonorchester eines ganz besonders: "Jeder ist hier Solist", sagt Gutte. "Es ist ein selbstbestimmtes Musizieren mit Kollegen mit denen man sich gut versteht", ergänzt Martin Schulze. Bis zu 15 Konzerte geben sie pro Spielzeit im Theaterrestaurant, dazu kommen außerhalb des Dessauer Hauses seit der Gründung noch einmal 60 Konzerte in der Region bis hin zum Gastspielort Winterthur. "Wir sind sehr flexibel und können dort auftreten, wo ein großes Orchester nicht hinkommt", sagt Reinhard Gutte. Für den Auftritt am Sonnabend habe man sich Höhepunkte des Programms heraus gesucht. Derart beschwingt von Salonmusik können die Besucher dann nahtlos in die Vorstellung der Operette "La Périchole" um 17 Uhr wechseln.