Mulde-Fluss-Tag Mulde-Fluss-Tag : "Wilde Mulde" weckt Diskussionsbedarf

Dessau - Ganz unumstritten ist das Projekt „Wilde Mulde“ nicht. Besonders Anwohner der naheliegenden Gemeinden befürchten, dass sich die geplanten Maßnahmen im Fluss negativ auf kommende Hochwasser auswirken könnte.
Deshalb hatten die Verantwortlichen des Vorhabens am Sonntag zum ersten Mulde-Fluss-Tag am Landhaus in Dessau eingeladen. „Wir wollen den Menschen unser Projekt näher bringen, erklären und Fragen beantworten.
Vor allem wollen wir das Bewusstsein für den Naturschutz wecken“, sagte Gesamtprojektleiter Georg Rast. „Gemeinsam mit Heiko Schrenner vom WWF und Projektkoordinator für die Umsetzung und Christiane Schulz-Zunkel, der Koordinatorin Forschung, stehen wir bei Führungen und Fragen Rede und Antwort“, so Rast.
Für die Wissenschaft
Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich über die „Wilde Mulde“ zu informieren, bei der nahe der Jagdbrücke ein kompletter Totbaum inklusive Wurzel und Baumkrone im Flussbett verankert werden soll.
An einem weiteren Abschnitt soll das Gestein am Ufer entfernt und renaturiert werden. An Informationsständen konnten sich die Gäste ein Bild machen, was bei diesen Vorhaben erforscht werden soll und welche Institutionen dieses von zwei Bundesministerium unterstützte Projekt wissenschaftlich begleiten.
So erläuterten Ronald Möws und Katinka Kroll von der Technischen Universität Braunschweig an einem Modell, welche Auswirkungen Hindernisse wie ein Brückenpfeiler oder schwimmendes Treibgut in einem Fluss auf dessen Strömung haben.
Dieses Modell gibt es auch in Groß in einem physikalischen Versuchsraum. Parallel dazu gibt es ein Computermodell, der den betreffenden Abschnitt der Mulde und das Projekt begleitend simuliert.
Beim Schlauchbootpaddeln mit dem Technischen Hilfewerk konnten sich die Besucher des Mulde-Fluss-Tages von der Vielfalt an Flora und Fauna und der Schönheit der Mulde ein Bild machen.
Auf der Jagdbrücke ließ Friedel Krentel vom Mitmach-Museum beim Fantasie-Gestalten mit den Kindern wilde Mulde-Monster entstehen. „Wir wollen besonders die Kinder spielerisch und kreativ an die Natur heranführen“, erzählte Krentel. „Die Kids können basteln und gestalten, was ihnen gerade einfällt. So entsteht auch mal das eine oder andere Mulde-Monster.“
Über in der Mulde vorkommende Fische, Krebstiere und anderer Lebewesen informiert Marcel Otte vom Helmholzinstitut für Umweltforschung. „Im Moment wissen wir mit Sicherheit, dass der Gründling, Döbel und der Aland, insgesamt 20 Fischarten zu Hause sind.
Wir begleiten das Projekt ,Wilde Mulde’ aus biologischer Sicht. Die Wissenschaftler wollen wissen, wie es im betreffenden Flussabschnitt jetzt und später aussieht, und was das Vorhaben für biologische Auswirkungen hat. Welche Arten siedeln sich neu an“, erläuterte Marcel Otte den Besuchern die Rolle des Helmholzinstitutes bei diesem Projekt.
„Wir reden ständig von der Rettung des Regenwaldes und der Klimakatastrophe, dabei vergessen wir oft, dass wir vor der eigenen Haustür anfangen müssen.
Das Artensterben ist mindestens ebenso dramatisch wie der Klimawandel“, ist sich Steffi Lemke, Mitglied des Bundestages und umweltpolitische Sprecherin der Grünen, sicher, dass das Projekt „Wilde Mulde“ sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken wird und neue Lebensräume schafft.
„Hochwasserschutz hat natürlich immer oberste Priorität, keine Frage. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Menschen kommen, um sich zu informieren und sich das Projekt erklären lassen, ihre Fragen stellen“, erklärte die Politikerin.
Unterdessen lassen sich Finley Huhn (10 Jahre) und Lion Blaue (8 Jahre) von Lena Kretz von der Universität Leipzig erklären, welche Pflanzen am Fluss zu finden sind. Die Uni-Leipzig möchte herausfinden, ob sich diese Vielfalt im Zuge des geplanten Projektes verändert.
Prüfbehörde mit hoher Messlatte
Auf der Jagdbrücke boten die Verantwortlichen unterdessen eine Führung an, erläuterten das Vorhaben und erklärten, was Wissenschaftler der am Projekt beteiligten Institute und Universitäten erforschen wollen.
Auf die Frage eines Besuchers nach den Auswirkungen eines eventuellen Hochwassers betonte Rast, dass die Prüfbehörden die Messlatte für das Projekt hochgelegt hätten. „Erst recht und gerade bei allem, was hochwasserrelevant ist.“
(mz)

