Mosigkauer greifen zur Schippe
Dessau/MZ. - Von einer Straße zu sprechen, verbietet sich, obwohl der Name darauf schließen lässt. Schlagloch an Schlagloch reiht sich an Mosigkaus Mühlenstraße. "Selbst für Fahrradfahrer", schimpft Andreas Mrosek, "ist das gefährlich."
Mrosek ist Anwohner, CDU-Stadtrat und einer der OB-Kandidaten der Dessauer CDU: Sonnabend früh um 8 Uhr steht das Kraftpaket vor dem Mosigkauer Naturbad und staunt nur. "Dass so viele kommen, damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet." Fast 25 Helfer haben Schippen und gute Laune dabei.
Der Aufruf erging vor ein paar Wochen: "Unser Ziel war es, die Mühlenstraße wenigstens etwas auf Vordermann zu bringen." Vor allem auf dem Stück hin zum schmucken, kleinen Naturbad. Dort hat der Kiosk wieder aufgemacht. "Doch der läuft nur, wenn Leute kommen", sagt Mrosek. "Und die kommen nur, wenn die Zufahrt vernünftig ist." Die Stadt hatte nur abgewinkt. Kein Geld. "Immerhin haben wir die Genehmigungen komplikationslos bekommen", sagt Mrosek Denn auch an einer Straße, die kaum noch eine ist, darf nicht jeder einfach arbeiten.
Mosigkau bekam fachkundige wie tatkräftige Hilfe: Bauunternehmer Karl-Heinz Reif, aus Rastatt stammend, seit acht Jahren draußen im Vorort wohnend, stellte schwere Technik und gut 100 Tonnen Mineraliengemisch bereit. Warum? Reif überlegt nicht lange. "Wir wollen beweisen, dass wir hier was auf die Beine stellen können, dass wir selber anpacken und nicht nur auf andere warten." Sonnabend ist unübersehbar: Es wird geschippt, gestampft und geharkt. Es wird aber auch geredet, gelacht und gegrillt. "So eine Aktion", findet Reif, "ist gut für den Zusammenhalt in der Straße und im Ort."
Weit über 100 Meter misst das Stück Mühlenstraße, das am Sonnabend irgendwann ebener, befahrbarer wird. "Ein Anfang ist gemacht", freut sich Mrosek nach dem mehrstündigen Arbeitseinsatz. "Wir haben nicht nur geschwatzt, sondern wir haben gehandelt." Die Botschaft ist unüberhörbar. Nachahmer sind erwünscht. Das Projekt Mühlenstraße jedenfalls geht weiter. "Wir haben jetzt gesehen, was möglich ist", sagt Mrosek. "Vielleicht kann die Stadt für die nächste Aktion wenigstens das Material stellen?" Die Mühlenstraße ist lang.