Mord-Prozess Yangjie Li Mord-Prozess zur getöteten chinesischen Studentin Yangjie Li in Dessau: Nebenklage kritisiert am zweiten Prozesstag die Polizeiarbeit
Dessau - Am zweiten Tag im Mordfall Yangjie Li hat die Nebenklage die Ermittlungsarbeit der Dessau-Roßlauer Polizei kritisch hinterfragt Anwalt Sven Peitzner monierte gegenüber dem Ermittlungsleiter, dass das Hinterhaus der Johannisstraße 7, an dem am 13. Mai die chinesische Studentin tot und brutal misshandelt gefunden wurde, zu spät im Fokus der Ermittlungen stand.
Schleppend ist nach seiner Auffassung auch die polizeiliche Arbeit in Bezug auf die Bewohner des Hauses und die jetzigen Angeklagen. Man habe davon ausgehen müssen, dass der mögliche Tatort in der Nähe sei.
Chefermittler aus Halle im Prozess um Yangjie Li befragt
Der Chef der Ermittlungsgruppe war am Montag vor dem Landgericht Dessau als erster Zeuge im Prozess befragt worden. Der Kriminalrat kam aus Halle angereist. Sachsen-Anhalts Innenministerium hatten Ende Mai die Leitung der Ermittlungen von der Polizeidirektion Ost an die Polizeidirektion Süd abgegeben, um Interessenkonflikte auszuschließen, weil die Mutter und der Stiefvater des Hauptverdächtigen bei der Polizei in Dessau arbeiteten. Der Stiefvater war Polizeichef in Dessau-Roßlau.
Mordprozess an chinesischer Studentin sorgt weiterhin für großes Interesse im Gerichtssaal
Den beiden Angeklagten Sebastian F. und Xenia I. wird gemeinschaftlicher Mord und Vergewaltigung an der chinesischen Studentin Yangjie Lie vorgeworfen. Die Anklage hatte am Freitag viele brutale Details der Tat genannt.
Beide wurde am Montag erneut in Handschellen vorgeführt - mit nahezu identischen Sachen wie am Freitag. Wiederum verbargen beide ihre Gesichter hinter Heftern. Vor allerdings deutlich weniger Medienvertretern als am Freitag. Da hatte der Saal 118 im Landgericht Dessau nicht gereicht, mussten einige Interessenten draußen bleiben. Die insgesamt 60 Sitzplätze waren aber auch am Montag voll besetzt.
Mutter es Angeklagten Sebastian F. in den Fall verwickelt
„Das Vorderhaus wurde damals nicht unmittelbar untersucht, es gab keine Bilder, noch nicht mal das Klingelschild wurde zunächst fotografiert“, kritisierte Peitzner die Ermittler. Dass Sebastian F. nicht unmittelbar befragt worden ist, erklärte der befragte Kriminaloberrat damit, dass dieser nicht anzutreffen gewesen sei.
Durch die Mutter von Sebastian F., ebenfalls Polizistin, sei dann ein Kontakt hergestellt worden, ein Termin kam für den 23. Mai zustande.
Diese „verwandtschaftliche Terminvereinbarung“ sei ein Begriff, den er höchst seltsam finde, so Peitzner, der mit seinen Fragen auch auf eine mögliche Einflussnahme der Eltern des Angeklagten abhob.
Diese habe es aber nicht gegeben, so der Kriminaloberrat vor Gericht. Zu den Ermittlungen vor der Übernahme seiner Leitung berichtete er am Montag anhand der Aktenlage, da die Polizeidirektion Süd erst nach der Festnahme des Tatverdächtigen hinzugezogen worden war. (mz)