Mord an Syrerin Rokstan M. Mord an Syrerin Rokstan M.: Todesanzeigen erscheinen in Dessau und Berlin

Dessau - Es waren gleich zwei Todesanzeigen, die am Wochenende erschienen sind. Die eine im Berliner „Tagesspiegel“, die andere im Dessauer „Supersonntag“. Der Inhalt war ähnlich. In der Hauptstadt trauerten die Mitarbeiterinnen des Projektes „Papatya“ um Rokstan M., eine junge Syrerin die am 2. Oktober in der Dessauer Kleingartensparte „Küchengarten“ ermordet aufgefunden wurde. In Dessau ist es der Facharbeitskreis gegen Gewalt.
Papatya ist eine „Kriseneinrichtung für Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund“. Rokstan hatte dort im April dieses Jahres Zuflucht gesucht. Eine Woche blieb sie in einer anonymen Wohnung, ehe sie zu einem Onkel nach Westdeutschland zog - und später zu ihrer Familie nach Dessau zurückkehrte. Ein Schritt, der sie das Leben kostete.
„Wir versuchten sie zu halten, vergeblich“, sagte Papatya-Chefin Eva Kaiser dem „Tagesspiegel“. In der Anzeige der Anlaufstelle heißt es nun: „Sie wollte nur frei sein. Ihre Familie ließ das nicht zu. Mit 20 Jahren wurde sie getötet. Wir (...) sind schockiert, traurig und wütend. Möge Dein Tod dazu beitragen, dass Gewalt im Namen der so genannten ,Familienehre' endlich aufhört!“. Ähnlich haben es die Dessau-Roßlauer Frauen des Facharbeitskreises formuliert. „Wir sind betroffen und wütend. Wir trauern öffentlich, damit Morde für eine falsch verstandene ,Familienehre’ endlich ein Ende haben.“
Was Rokstan M. genau passiert ist, vor allem wer die junge Frau umgebracht hat, diese Fragen sind auch über eine Woche nach dem Fund der Leiche noch unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau hatten zwar am 2. Oktober schon offensiv von dem Verdacht gesprochen, „dass die Tat von einem nahen Angehörigen aus kulturellen Motiven verübt worden ist“. Das hatte viele Spekulationen ausgelöst. Doch seit dem 3. Oktober gibt es keine offizielle Äußerung mehr. Sind die Ermittlungen ins Stocken geraten? „Das sind sie nicht“, sagte Christian Preissner, der Sprecher der Dessauer Staatsanwaltschaft. Was derzeit an Ermittlungen laufe, müsse aber aus ermittlungstaktischen Gründen noch ein Geheimnis bleiben. (mz/sb)
