Mordprozess Yangjie Li Mord an chinesischer Studentin Yangjie Li in Dessau: Kein Jugendstrafrecht für Sebastian F.?
Dessau - Ein psychiatrischer Gutachter hat den Hauptangeklagten im Yangjie-Li-Prozess als „außergewöhnlich empathielosen Menschen“ und äußerst gefühlskalt charakterisiert. Sebastian F. zeige keine Schuldgefühle, Scham oder Reue, erklärte Spezialist Bernd Langer am Montag vor dem Landgericht in Dessau. Zudem sagte der Gutachter: „Es spricht mehr gegen die Anwendung des Jugenstrafrechts als dafür.“ Sebastian F. war zum Zeitpunkt der Tat 20 Jahre alt.
Langer sagte auch aus: Sebastian F. habe in seiner Kindheit Gewalt durch den leiblichen Vater erlebt. Der war ebenfalls Polizist, ist inzwischen aber im Ruhestand. Im Prozess hatte der Mann die Aussage verweigert. Außerdem soll er auch von einem späteren Freund der Mutter geschlagen worden sein.
F. wurde nach Angaben von Langer zudem als Siebenjähriger von einem 16-Jährigen sexuell missbraucht. Langer diagnostizierte bei dem Hauptangeklagten eine „kombinierte Persönlichkeitsstörung mit dissozialen, narzisstischen Merkmalen“.
Gutachter in Dessau: Sebastian F. war schon im Kindesalter auffällig
Der Gutachter erklärte, bei Sebastian F. habe es schon seit dem frühesten Kindesalter eine Aufmerksamkeitshyperaktiviätsstörung in Verbindung mit gestörtem Sozialverhalten gegeben. „Er biss, kratzte und schlug Kinder.“ Sebastian F. musste auf eine Förderschule und dann auf eine Schule mit Ausgleichsklassen in Pretzsch. Es gab mehrere Klinikaufenthalte, zuletzt 2012. Sebastian F. hatte die Schule nach der achten Klasse verlassen.
Sebastian F. ist gemeinsam mit seiner Ex-Freundin Xenia I. des Mordes und der Vergewaltigung der chinesischen Studentin Yangjie Li angeklagt. Die Tat aus dem Mai 2016 wird seit November 2016 vor dem Landgericht Dessau verhandelt.
Der Prozess vor dem Landgericht hatte am Montag erst mit über einstündiger Verspätung begonnen. (mz/lg/sb)