Montagsdemo Montagsdemo: Nach Hartz IV soll Köthen I kommen
Köthen/MZ. - Nämlich in dem Moment, als PDS- und Gewerkschaftsfrau Brunhilde Albrecht die Einteilung der Ordner vornahm und sichtlich das Ordnerklientel der Bürgerinitiativler außen vor ließ. Was einige Frauen und Männer im weißen, rotbeschrifteten T-Shirt und ihre Anhänger so auf die Palme brachte, dass sie die Demo schon fast sausen lassen wollten. Es war nicht zuletzt der Besonnenheit Bernhard Trägers zu verdanken, dass die Zusammenarbeit schon vor dem ersten Marsch-Schritt beendet war.
Auf dem Marktplatz in Köthen, wo der Protestzug schließlich anlangte, waren es am Ende nach Polizeischätzungen 350 Menschen, die sich versammelt hatten, um gegen Hartz IV und seine Auswirkungen zu protestieren. Bürgerinitiativler und Netzwerker standen nacheinander auf der improvisierten Rednerbühne und es ist zweifellos als Erfolg zu werten, dass es keinerlei Versuche gab, die Redner von der anderen Feldpostnummer zu stören. Im Gegenteil: Die einen wie die anderen ernteten Beifall und anerkennende Rufe.
Kreisoberpfarrer Dietrich Lauter schrieb es den Hartz IV-Verantwortlichen ins Stammbuch, dass es nicht etwa mit einer besseren Vermittlung des Gesetzes getan ist. "Es geht um grundsätzliche Kritik an der Politik", so Lauter. Ohne Änderungen sei der soziale Friede am Ende. Lauter bezeichnete es als unfair, nun von denjenigen, die gegen Hartz IV protestieren, zu verlangen, sie sollten nun sagen, wie es denn dann gemacht werden solle. "Nicht wir haben die Fehler gemacht."
Harsche Worte in Richtung Berlin fand Hans-Joachim Wudtke, der den Slogan ausgegeben hatte: "Weg mit Hartz IV - die Armut klopft an Deutschlands Tür". Die Regierung sei nicht bereit für ihre verfehlte Politik die Konsequenzen bei sich zu ziehen. Es handele sich um Ignoranten, die jede Beziehung zum Volk verloren haben: "Herr Schröder, wir meinen es ernst", rief Wudtke: "Wir haben die DDR weggefegt und vor Euch haben wir erst recht keine Angst!" Und rhetorisch fragte der Redner, ob es denn in der SPD niemanden gebe, der den Antrag stellen würde, "Schröder, Clement und Co." auszuschließen, "damit der Ruf als Volkspartei" nicht in den Schmutz gezogen werde.
Steffen Dörre, der "seit der Wende den ersten Arbeitsmarkt nicht gesehen" hat, unterbreitete den Demonstranten ein besonderes Angebot: Jeder solle sich nach der Demo Zettel und Stift nehmen, in Ruhe nachdenken und dann einen Vorschlag machen, wie man zu mehr sozialer Gerechtigkeit kommen könne. Beim nächsten Mal werde er einen Karton mitbringen, um die Vorschläge einzusammeln und nach Berlin zu schicken. 331 Ideen sollen zusammenkommen - eine Anspielung auf die Höhe des Arbeitslosengeldes II. "Weg mit den Ungerechtigkeiten von Hartz IV - Her mit Köthen I", rief Dörre unter dem Beifall der Menge.
Bernhard Träger machte in seiner Rede auf datenschutzrechtliche Lücken und unklare Punkte im Hartz-IV-Antrag aufmerksam. Manfred
Thiele setzte sich in seiner Rede mit der Diskrepanz zwischen den Ansprüchen von Hartz IV und der Realität auseinander.