Mobiles Bürgerbüro Mobiles Bürgerbüro für Dessau-Roßlau: Seit Jahresanfang nur "ein bis zwei Anfragen" für Bürgerkoffer

Dessau - Der Anfang des Jahres von der Stadtverwaltung in Dessau eingeführte Bürgerkoffer wird bisher von der Bevölkerung kaum angenommen.
„Wir hatten seit der Inbetriebnahme ein bis zwei Anfragen“, berichtet Andreas Mosch, der Leiter des städtischen Referats für Ortschaften und Stadtbezirksangelegenheiten in einem Bilanzpressegespräch. „Warum der Bürgerkoffer so wenig angenommen wird, können wir uns nicht erklären“, so Mosch.
„Vielleicht sind viele Menschen auch im Alter noch mobil genug, um ihre Angelegenheiten im Bürgeramt im Rathaus zu erledigen und das Amt hat ausreichend geöffnet“, vermutet Mosch. Der von der Bundesdruckerei herausgegebene Bürgerkoffer dient deutschlandweit Kommunen als mobiles Bürgerbüro. In dem rund 6.500 Euro teuren und zwölf Kilogramm schweren Koffer sind unter anderem ein Laptop, ein Drucker und verschiedene Scanner enthalten.
Auch Heime lehnen das Angebot Bürgerkoffer ab
Damit können Mitarbeiter der Stadtverwaltung in die Dessauer Vororte fahren und für Interessenten in den Räumen der jeweiligen Bürgerhäuser und Vorort-Rathäuser zum Beispiel einen neuen Personalausweis, einen Reisepass oder Führungszeugnisse beantragen sowie Wohnsitze ummelden.
Für die Bewohner des Dessauer Kerngebietes steht das Bürgeramt im Rathaus in der Zerbster Straße zur Verfügung. Auch nördlich der Elbe, in den Roßlauer Stadtteilen, ist laut Auskunft der Stadtverwaltung ein ausreichend dichtes Netz an Bürgerbüros für Melde- und Ummeldeangelegenheiten vorhanden.
Da das Interesse für den Bürgerkoffer in den Dessauer Vororten kaum vorhanden war, versuchte Mosch mit Alten- und Pflegeheimen eine neue Zielgruppe zu erschließen. „20 Heime haben wir angefragt, fünf haben geantwortet, drei haben abgelehnt, eins wollte uns einen Raum zur Verfügung stellen, nur eins wollte tatsächlich den Service in Anspruch nehmen“, bilanziert Mosch ernüchtert. Langfristig will der Referatsleiter den Bürgerkoffer noch nicht abschreiben.
Der Bürgerkoffer steht generell jedem Interessenten zur Verfügung, der in einem Dessauer Vorort wohnt
„Vielleicht findet er auf lange Sicht doch noch Resonanz bei den Bürgern“, hofft er. War der Koffer als mobiles Bürgerbüro ursprünglich im Einsatz für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen aus den Dessauer Vororten gedacht, steht er jetzt generell jedem Interessenten zur Verfügung, der in einem Dessauer Vorort wohnt und Meldesachen in der Nachbarschaft erledigen möchte.
Dafür muss man sich bei der zuständigen Ortschaftsassistentin melden, die in den jeweiligen Bürgerhäusern oder Vorort-Rathäusern sitzt. Die leitet das Anliegen dann an die Stadtverwaltung weiter. Dort werden die Anfragen gesammelt und dann Termine per E-Mail oder Telefon bekanntgegeben. Sobald die Dokumente fertig sind, werden sie von der Ortschaftsassistentin an der Haustür überreicht.
Auch in Bitterfeld-Wolfen stieß die Anschaffung eines Bürgerkoffers kaum auf Resonanz
„Das kostet die Nutzer nur die üblichen Gebühren, die auch bei der Antragstellung im Bürgeramt anfallen würden“, betont Mosch. Wenn der Bürgerkoffer nicht in Anspruch genommen wird, steht er bei der Stadtverwaltung in der Ecke. „Wir werden ihn jetzt nicht bei Ebay weiterverkaufen“, macht Mosch klar. Auch kann der Koffer an die Bundesdruckerei nicht zurückgegeben werden. Sollte auch langfristig kein Interesse seitens der Bevölkerung an den Dienstleistungen des Bürgerkoffers bestehen, wird erwogen einzelne Teile, wie Scanner und Laptop, in die alltägliche Verwaltungsarbeit zu übernehmen.
„Der Versuch den Bürgern mehr Service zu bieten, war es auf jeden Fall wert“, resümiert Mosch. Auch in Bitterfeld-Wolfen stieß die Anschaffung eines Bürgerkoffers kaum auf Resonanz in der Bevölkerung. Im Juni 2017 wurde dort das mobile Bürgerbüro eingeführt und ein Jahr später, im Juni 2018, schon wieder eingestellt, weil es kaum Nachfragen danach gab. (mz)