Mit Erfahrung aus ganz Deutschland Mit Erfahrung aus ganz Deutschland: Dessauer Bahnhofsmission hat eine neue Leiterin

Dessau - In der Dessauer Bahnhofsmission gibt es an diesem Morgen Croissants und Kaffee. Noch stehen einige der mit dem Gebäck bestückten Teller in der Küche und warten auf Abnehmer. Doch Benita Lanfermann ist optimistisch, das Gebäck wird nicht verderben. Diejenigen, die in der Mission Hilfe suchen, bekommen sie. Diejenigen, die hungrig sind, können sich stärken mit dem, was angeboten wird.
Benita Lanfermann leitet seit wenigen Wochen die Dessauer Bahnhofsmission. Über ihre neue Arbeit sagt sie, diese sei eine, die „ich schon immer machen wollte“. Zur Sozialarbeit ist die heute 53-Jährige auf Umwegen gekommen. Der Zufall wollte es, dass die selbstständige Maßschneidermeisterin sich vor rund 15 Jahren als ehrenamtliche Telefonseelsorgerin ausbilden ließ.
Bis zur Bahnhofsmission Dessau war es da aber noch ein weiter Weg, der sie auch aus Dessau wegführte und schließlich zurückkehren ließ. Die Arbeit mit Menschen aber hat sie die ganze Zeit nicht mehr losgelassen.
2017 wurden die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer in Dessau mehr als 15.500 Mal tätig
Eine Bahnhofsmission hat zuallererst die Aufgabe, Reisende beim Umsteigen zu begleiten oder Hilfe zu leisten, sollte jemand im Bahnhofsgelände stolpern und sich verletzen. 2017 wurden die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer in Dessau mehr als 15.500 Mal tätig. Doch eine Bahnhofsmission leistet weit mehr. Für manche sind die Räume an der Südseite des Hauptbahnhofs Zufluchtsort. Rund 12.000 Menschen klopften 2017 an.
„Jeder Tag ist anders. Spannend ist immer, was einen erwartet“, sagt Lanfermann. Es kommen sowohl Menschen mit besonderen sozialen wie auch finanziellen Schwierigkeiten und auch solche, die gestrandet waren und neuen Mut fassen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. „All diesen Menschen stehen wir zur Seite.“ Lanfermann betont aber auch, dass die Bahnhofsmission zwar Hilfe zur Selbsthilfe gibt, aber nicht die Probleme der Hilfesuchenden lösen kann. „Das müssen sie selbst tun.“
Der Zufall wollte es, dass die Stelle der Leiterin der Bahnhofsmission ausgeschrieben wurde
Rat geben ohne zu verletzen oder gar zu bevormunden, dazu gehört Erfahrung, die die Dessauerin in den vergangenen 15 Jahren in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen Deutschlands sammeln durfte. Zuerst als Telefonseelsorgerin, dann in einer Behindertenwerkstatt in Berlin, wo sie ihren Beruf als Schneiderin und ihre Berufung an einem Arbeitsplatz zusammenführen konnte.
Noch später leitete sie auf Hiddensee für das Diakonische Werk eine Jugendherberge. Eigentlich stand dahinter, Dessau für immer den Rücken zu kehren. „Doch der Aktionsradius auf der Insel war ziemlich klein.“
Zurück in Dessau nahm sie für das Diakonische Werk eine zeitlich begrenzte Tätigkeit im intensiv betreuten Wohnen an. Der Zufall wollte es, dass die Stelle der Leiterin der Bahnhofsmission ausgeschrieben wurde. Kein Zufall aber war ihre Bewerbung. Und nun hat die Dessauerin ganz konkrete Vorstellungen.
Schülerpraktika bei der Bahnhofsmission sollen Berührungsängste abbauen
Demnächst wird eine 9. Klasse die Bahnhofsmission besuchen. Der Kontakt zwischen Schülern und Bahnhofsmissionsbesuchern ist dabei ausdrücklich erwünscht. Auch können Schüler ein Praktika in der Mission absolvieren. Es geht der neuen Leiterin darum, Berührungsängste abzubauen.
Momentan aber stehen für sie noch ganz andere Aufgaben an. Die Arbeit der Bahnhofsmission wird teilweise aus Spenden finanziert. Für Lanfermann heißt es, alle Unterstützer kennenzulernen und gemeinsam weitere Möglichkeiten auszuloten. (mz)