Minisystem für Maxi-Alarm Minisystem für Maxi-Alarm: Erfindung aus Dessau soll vor Einbrechern schützen

Dessau - Noch heute jagt es Karin und Lutz Wenger einen Schauer über den Rücken, wenn sie an den Dezember und Januar vor sechs Jahren denken. Innerhalb von nur vier Wochen haben Einbrecher erst ihr Wohnhaus in Dessau aufgesucht, dann waren Diebe auch in das Köthener Ladengeschäft von Karin Wenger eingestiegen. Zu holen war nichts, der Schaden enorm. Zwar hatten Nachbarn etwas gehört, an einen Einbruch aber hatte niemand gedacht. „Man denkt doch an nichts Böses“, sagt Lutz Wenger.
Idee reift nach Einbrüchen
Hinnehmen wollten der Büroausstatter und die Diplom-Ingenieurin für Wertstofftechnik die Einbrüche nicht. „Der traurige Anlass hat uns vielmehr auf eine Idee gebracht“, ist Karin Wenger stolz und hält einen eher unscheinbaren schwarzen kleinen Kasten in der Hand. Es ist das Alarmsystem Mini-Keeper. Entwickelt in Dessau, hergestellt in Sachsen-Anhalt und nicht nur im deutschsprachigem Raum im Einsatz, sondern von deutschen Kunden auch in Kroatien, Griechenland oder Vietnam genutzt.
Doch bevor das Alarmsystem entwickelt worden war vom Dessauer Ehepaar gemeinsam mit Michael Reppin, Chef der Firma Lichtpunkt Dessau GmbH, hatten Wengers getestet, was es an Alarmanlagen auf dem Markt gibt. „Billigprodukte gaben oft Fehlalarm“, erinnert sich Karin Wenger. Und Profi-Technik, ergänzt ihr Mann, „war zu überdimensioniert, zu teuer und zu kompliziert in der Bedienung“. Also musste etwas einfaches, aber intelligentes her, leicht handhabbar, nicht zu teuer, aber trotzdem voll funktionstüchtig. Und es sollte eben auch unauffällig sein, damit es dem Einbrecher nicht auffällt.
Wenn der ungebetene Besuch da ist, löst der Mini-Keeper einen sogenannten „stillen Alarm“ aus. Damit dies klappt, spielt zweierlei eine Rolle. Zum einen ein sehr sensibler Infrarot-Sender, der die Bewegungen registriert. Der Mini-Keeper gibt dann Alarm an bis zu drei Telefone, ohne dass der Einbrecher davon etwas mitbekommt. Damit dies funktioniert, „muss man das Gerät nur mit dem Stromnetz verbinden und eine Mobilfunkkarte eingelegen“, erklärt Lutz Wenger. Sendet der Mini-Keeper Alarm, kann der Angerufene entscheiden, ob er den Anruf annimmt, um in den überwachten Raum hineinzuhören, oder er kann den Anruf beenden und zum Beispiel die Polizei informieren.
Ob in Wohnungen oder Häusern, Büros, Ladengeschäften oder Booten - die Einsatzgebiete des Mini-Keepers sind vielfältig. „Wichtig ist nur, dass ein Mobilfunknetz anliegt“, erklärt Lutz Wenger, dass bei Funklöchern die Anlage nicht funktionieren kann. Wodurch beispielsweise der Einsatz in Kellern oftmals nicht möglich ist.
Vor fünf Jahren waren die ersten Mini-Keeper entwickelt, die Prototypen und erste Kleinserien bei der Lichtpunkt Dessau GmbH ab 2012 produziert worden. Dann hat die MDR-Sendung „Einfach genial“ über das neue System berichtete. „Über Monate waren wir ausverkauft und auch an unsere Leistungsfähigkeit gestoßen“, sagt Lutz Wenger, dass daher ein Produktionsnachfolger für die Lichtpunkt Dessau GmbH gefunden werden musste - und bei der KD Elektroniksysteme GmbH in Zerbst, einem mittelständischen Elektronikfertiger, gefunden wurde.
Fünfter Platz bei Studie
Doch nicht nur das Fernsehen war aufmerksam geworden. 2013 führten die Technische Universität Darmstadt und das Massachusetts Institut of Technology in Cambridge/USA eine Studie „Total Genial - warum Nutzer Innovationen entwickeln“ durch - und der Mini-Keeper belegte den fünften Platz.
Vermarktet wird die Original-Technik ausschließlich über einen Onlineshop von Karin Wenger. Kunden seien vor allem Privatleute. In Dessau leistet die kleine Alarmanlage gute Dienste. In der Kinderstadt Dessopolis. Nachdem im vergangenen Jahr dort mehrmals im Lager eingebrochen worden war, hat nun der Mini-Keeper ein wachsames Auge auf alles. (mz)