Millionengrab in Dessau-Roßlau Millionengrab in Dessau-Roßlau: Bekommt Alte Brauerei doch noch Energieanlage fertig?

Dessau - Wird das Solarthermieprojekt des Brauhaus-Vereins Dessau zu Ende gestellt? Bei Thomas Busch und Jan Buechting vom Vereinsvorstand keimt zumindest Hoffnung, dass das „Demonstrationsvorhaben der Bundesregierung zur Einsparung von CO2 “ doch noch zum Laufen kommen könnte.
Solarthermie-Anlage in der alten Brauerei nur zu 90 Prozent fertig
Am Dienstag hatte sich der Bundestagsabgeordnete Jan Korte (Die Linke) die vom Bund mit rund 1,1 Millionen geförderte, aber nur zu 90 Prozent fertiggestellte und deshalb nie in Betrieb genommene Anlage in der alten Brauerei angeschaut.
Er sicherte dem Verein, der durch das Projekt 2012 in die Insolvenz geschlittert war, Unterstützung zu.
Da das Brauereiareal Masse zehrend war - es kostete mehr Geld als es einbrachte - wurde es als insolvenzfreies Neuvermögen an den Verein rückübertragen. Das bedeutet, der Brauhaus-Verein ist weiterhin voll rechtsfähig und seither auch wieder für das Areal verantwortlich.
Ralf Schönemann: „Hier ist nicht wenig Steuergeld investiert worden.“
Korte war auf Vermittlung von Ralf Schönemann der Einladung nach Dessau gefolgt. Schönemann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat und Vorsitzender im Bauausschuss, liegt das Projekt am Herzen: „Hier ist nicht wenig Steuergeld investiert worden. Es muss doch möglich sein, einen Weg zu finden, das Projekt zu Ende zu bringen“, sagt er. Denn die alte Brauerei sei als Depot unverzichtbar, so der Stadtrat, und böte weiteres Potenzial.
Nicht nur die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, auch die Stiftung Bauhaus lagere hier Millionenwerte. Zudem sei das Bauhaus in der Energieavantgarde Anhalt engagiert, verweist Schönemann. Da würde die Anlage, die Sonnenenergie in Wärme umwandelt, ökologisch und zeitgemäß zu 100 Prozent zur Bauhausstadt, in der eben auch das Umweltbundesamt seinen Sitz hat, passen.
Warum sich die Anlage in der Brauerei in ein Millionengrab vewandelt hat
Allerdings verbirgt sich hinter den dicken Mauern der Brauerei gegenwärtig statt einer hoch effizient arbeitenden Anlage nur ein Millionengrab. Denn die Gelder, die der Bund im Jahr 2008 aus dem Bundesprogramm „Solarthermie 2000 plus“ bewilligt hatte, und die 20 Prozent Eigenmittel, die der Verein aufbrachte, reichten nicht aus.
Zwar sind die Solarmodule auf den Dächern montiert worden, sind Leitungen verlegt, Heizkessel und eine Wärmeübergabestation eingebaut worden und stehen „Wärme-Hamster“ (Depots) bereit zur Speicherung.
Doch ans Netz ist die Anlage nie gekommen. Weil die Kosten aus dem Ruder gelaufen waren und das Geld zur Fertigstellung nicht reichte.
Doch schon frühzeitig, erklärte Thomas Busch, sei der technische Mehraufwand in dem denkmalgeschützten Gebäude vom Verein beim Projektträger Jülich angezeigt worden. Doch entgegen vorheriger Zusagen aus dem Bundesumweltministerium in Berlin, „hatte man uns verhungern lassen und in die Insolvenz getrieben“, erhebt er schwere Vorwürfe.
Brauhaus-Verein klagt, dass Ansprechpartner fehlen
Seitdem sind vier Jahre vergangen. Und noch immer ist die Anlage, die helfen soll, das Areal kostengünstig mit Energie zu versorgen, nicht fertiggestellt. Sie steht im Keller und auf dem Dach ungenutzt vor sich hin. „Das ist nur totes Kapital“, schüttelt Buechting den Kopf.
Der Brauhaus-Verein sei aber nicht untätig gewesen, diese Situation zu ändern. Er habe sich hilfesuchend an den Bundestagspräsidenten, an den Petitionsausschuss des Bundestages und an diverse Minister und Staatssekretäre gewandt, ebenso an die Dessauer Bundestagsabgeordneten Ulrich Petzold (CDU) und Steffi Lemke (Grüne). Ohne Erfolg. Das Projekt blieb weiterhin brach liegen. „Wir haben keinen Ansprechpartner“, beklagt Busch gegenüber Korte. Niemand fühle sich verantwortlich.
Bringt neuer Vorstoß beim Bundestag etwas?
Nun also der neuerliche Verstoß in Richtung Bundestag. Korte, der sein Wahlkreisbüro in Bernburg hat, kann nichts versprechen. Doch er will sich in den nächsten Tagen sowohl an Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel als auch Umweltministerin Barbara Hendricks wenden. Aber eines verspricht er bei seinem Kurzbesuch dann doch. Anfang des neuen Jahres wolle er wiederkommen, „dann mit richtig viel Zeit“ für den Brauhausverein und das Solarthermie-Projekt. Und vielleicht, hofft der Verein, gibt es bis dahin schon erste Antworten. (mz)