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Mieter-Horror in Roßlau  Mietstreit in Roßlau - Mutter mit Kindern lebt ohne warmes Wasser

Von Silvia Bürkmann 01.04.2016, 17:37
Vor dem Zähneputzen und Waschen kommt das Wasserschleppen in Töpfer von der Küche ins Bad: Claudia Hoffmann mit ihren Kindern Charleen (6 Jahre), Ian (3), Jasmin (10) und Vanessa (14).
Vor dem Zähneputzen und Waschen kommt das Wasserschleppen in Töpfer von der Küche ins Bad: Claudia Hoffmann mit ihren Kindern Charleen (6 Jahre), Ian (3), Jasmin (10) und Vanessa (14). Lutz Sebastian

Roßlau - Warmes Wasser aus der Wand, das galt für die Eltern-Generation noch als Luxus. Heute zählt warmes Wasser in Küche und Bad zur Standardausstattung in Wohnungen. Nicht aber in der Roßlauer Mörikestraße 24. Dort lebt Claudia Hoffmann mit ihrer Familie seit sieben Monaten wie im vorigen Jahrhundert.

Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern ist mit ihren Nerven am Ende. Seit September muss die junge Frau für jedes Geschirrspülen oder Waschen das Wasser auf dem Herd heiß machen. Der private Vermieter von Claudia Hoffmann hatte die Warmwasserversorgung abgeklemmt und bis jetzt nicht wieder zugeschaltet. „Das ist“, sagt Hoffmann, „eine einzige Katastrophe.“

„Damals waren wir glücklich über die große Wohnung“

Mutter und Kinder bewohnen die erste Etage des Eckhauses Mörikestraße/Schifferstraße seit Juli 2014 im Zweitbezug nach der Sanierung des Altbaus. „Damals waren wir glücklich über die große Wohnung“, erinnert sich Ines Weiser, Claudias Mutter und die Oma der Hoffmann-Kinder.

Mit dem Einzug in die Mörikestraße wollte die Tochter nach Trennung und Scheidung einer unglücklichen Ehe in einen neuen Lebensabschnitt mit ihren drei Mädchen (14, 10 und 6 Jahre alt) und ihrem kleinen Sohn (3 Jahre) starten.

Inzwischen aber haben sich in der Wohnung immer mehr Schäden offenbart: Undichte Fenster, offene Steckdosen, schimmlige Wände. Die Mängel-Meldungen an den Vermieter verhallten ohne Echo, an Reparaturen war nicht zu denken.

Rechtsbeistand soll helfen

Mieterin Hoffmann hat das Gespräch mit dem Vermieter gesucht. Und sich gewehrt, als im September das Wasser komplett ausfiel und für diesen Monat die Miete einschließlich Wohngeld einbehalten. Der einmalige Ausfall, von Seiten der Mieterin als begründet angesehen, war für die andere Seite Grund zur fristlosen Kündigung zum 30. September. Da nahm sich Claudia Hoffmann einen Anwalt: Die fristlose Kündigung sei hinfällig, sagte dieser. Die eingezogene Miete ist laut Hoffmann inzwischen erstattet.

Winter ohne Warmwasser für eine Mutter mit vier Kindern

Frieden aber zog nicht ein zwischen den Parteien. Vielmehr hat die alleinerziehende Mutter inzwischen den Verdacht, dass sie mit Macht aus der Wohnung gedrängt werden soll: Schulden gegenüber dem Vermieter habe sie keine mehr, sich davon in einem familiären Kraftakt befreit.

Warmes Wasser aber fließt bis heute nicht, anstelle des Zählers klafft in der Leitung im Keller ein Loch. Hoffmanns Rechtsbeistand sieht die Warmmiete als gezahlt und damit die Forderungen des Vermieters als erfüllt an und setzte Fristen für das Warmwasser. Die letzte war am 30. März verstrichen. Ergebnislos.

Rechtsstreit droht

Für die Mieterin eine unerträgliche Situation, für den Privatvermieter eine zwangsläufige. „Die Frau hat Mietschulden“, sagt Tatjana Henne von „Immobilien Henne“ knapp. Der Vermieter hat in der Dessauer Albrechtstraße neben dem Kolonnadeneck ein Kontaktbüro. Was die Mörikestraße 24 angeht, stehen sich zwei Aussagen und Parteien gegenüber. Unversöhnlich, wie es scheint.

Henne bestätigt, dass ihrerseits der Mietvertrag bereits im September gekündigt war. „Frau Hoffmann hat nicht auf Briefe geantwortet. Die Miete wird nicht bezahlt, jetzt muss sie raus.“ Da ein Rechtsstreit drohe, wolle sie sich zur Sache nicht weiter äußern. „Ich habe da nichts mehr zu sagen.“

„Mir zerplatzt bald der Kopf“, lehnt sich Claudia Hoffmann, eben heimgekehrt vom Dienst als Servicekraft im Altenheim Lukoer Straße, an die Tür. „Auf mich stürmt jetzt von allen Seiten so viel ein. Seit 21. März kann ich beim Saarländischen Schwesternverband für zehn Stunden pro Woche arbeiten. Das macht richtig Spaß,“ freut sich die 32-Jährige.

„Viel zu spät“

Am Freitag hatte sie einen Termin beim Jobcenter. Durch unermüdliche Intervention von Mutter und Oma ist das Roßlauer Mieter-Drama inzwischen auch der Stadtverwaltung bekannt: „Viel zu spät“, hörte Sozialdezernent Jens Krause entsetzt von einem Winter ohne Warmwasser für eine Mutter mit vier Kindern.

Das Jobcenter als Leistungsträger und die Stadt als Gesellschafterin wollen Hoffmann Auswege aufzeigen. „Das Gespräch war positiv. Und nötig“, schätzt Jobcentersprecherin Karina Knape-Arndt ein: „Jetzt kennt Frau Hoffmann ihre direkten Ansprechpartner bei uns. Bei einem möglichen Wohnungswechsel wollen wir der Familie Wege und Möglichkeiten zeigen, die helfen können.“ (mz)

Wo der Wasserzähler hingehört, klafft ein Loch in der Leitung.
Wo der Wasserzähler hingehört, klafft ein Loch in der Leitung.
Lutz Sebastian