Mensa im Bauhaus Desssau Mensa im Bauhaus Desssau: Ohne Brot und Buttermilch

Dessau/MZ - Drei Sorten Brot, ein schmales Glas mit Buttermilch. „Das gab es früher in der Bauhaus-Mensa“, schmunzelt Mirko Kirschner. Es ist eine zwar historische, aber trotzdem seltsame Kombination, die sich heute wohl nicht mehr durchsetzen wird. „Die gab es früher in den Metallwerkstätten des Bauhauses“, erklärt Bauhaus-Sprecher Ingolf Kern. „Es ist gut, wenn Bauhaus-Geschichte manchmal nicht fortgeschrieben wird.“
Neues Kapitel aufgeschlagen
Im Bauhaus wurde am Montag ein neues Kapitel aufgeschlagen: Nach 18-monatiger Schließung wurde die Bauhaus-Mensa offiziell wiedereröffnet. Nach kompletter und aufwändiger Sanierung. Und mit einem neuen Betreiber. Die in Rodleben ansässige Heima Menü GmbH wird an dem historischen Ort künftig täglich von 10 bis 17 Uhr ein Spätaufsteher-Frühstück, mindestens vier Essen zum Mittag und selbst gebackenen Kuchen zum Nachmittag anbieten.
„Die Mensa hat uns sehr gefehlt“, räumte Ingolf Kern ein. Im Dezember 2012 hatte Pächter Ulrich Heilmann die Mensa geräumt. „Mit viel Mühe und Aufwand haben wir die Küche wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt“, erklärte die noch bis Ende Juli amtierende Bauhaus-Chefin Regina Bittner. Fünf Monate hat die eigentliche Sanierung gedauert. Das Berliner Büro Winfried Brenne Architekten hat die Pläne erarbeitet. Vor allem die Installation der Lüftung war eine Herausforderung. Transparenz war das Ziel. Wer jetzt in der Mensa sitzt und isst, kann durch die Küche und eine gläserne Durchreiche nach draußen schauen - und natürlich auch die Köche bei der Arbeit beobachten.
Möglich wurde das Projekt durch das Investitionsprogramm des Bundes für nationale Unesco-Welterbestätten, das im Jahr 2009 gestartet wurde. Das Dessauer Bauhaus bekam daraus 4,3 Millionen Euro - und hat es vor allem in die touristische Infrastruktur investiert. In die Kategorie „Touristischer Service“ fällt auch der 400 000 Euro teure komplette Umbau der Mensa-Küche. Die hatte zuletzt weder technische noch energetische oder hygienische Standards erfüllt.
Unbefristeter Mietvertrag für den Betreiber
Die Heima Menü GmbH hat sich in einer Ausschreibung durchgesetzt und einen unbefristeten Mietvertrag unterschrieben. „Die Bewirtschaftung von Kantinen und Betriebsrestaurants ist für uns prinzipiell nichts Neues. Das Bauhaus ist aber schon eine besondere Herausforderung“, sagte Firmenchef Kirscher über das Familienunternehmen, das 1990 aus einer ehemaligen Schulküche entstand, seinen Hauptsitz im Biopharmapark in Rodleben hat und heute 60 Mitarbeiter zählt, die Essen von Magdeburg bis Halle und Wittenberg liefern. „Die Betriebs- und Event-Gastronomie ist unser am stärksten wachsender Bereich“, sagte Kirschner. Aber auch kein einfacher. „Die Erwartungshaltung an Kantinen ist immer riesig. Die Leute wollen für 2,50 Euro für 3 Euro satt werden.“
In der Bauhaus-Mensa kosten die Essen zwischen 3,55 Euro und 5,65 Euro, täglich frisch zubereitet von fünf Mitarbeitern. Heima setzt auf regionale Speisen, verspricht eine bodenständige und ehrliche Küche - und nimmt auch Rücksicht auf Besonderheiten: Ein vegetarisches Gericht ist natürlich Standard.
Die Ansprüche sind hoch. Kirschner weiß das. Die Bauhaus-Mensa war schon in den 1920er und 1930er Jahren oft ein Streitpunkt. Eine Kantinenkommission schimpfte das Essen damals „als derart roh und lieblos gekocht, dass es manchmal eher eine peinliche Quälerei“ sei. Als besonders ungenießbar galten die Kartoffeln und eine Soße, deren Rezept von Kantinenbetreiber zu Kantinenbetreiber weitervererbt wurde. Zum Unwillen der vielen Bauhäusler, die immer wieder über eine „wenig ambitionierte Massenversorgungsanstalt“ klagten.
150 verkaufte Essen erhofft
Die Dessauer Heima Menü GmbH will da eigene Maßstäbe setzen, hofft auf 100 bis 150 verkaufte Essen am Tag - und bietet zumindest bei den Kartoffeln eine große Vielfalt. Im Menüplan der 29. Kalenderwoche gibt es Herzoginkartoffeln, Rosmarinkartoffeln, Kartoffelgratin, Kartoffelwürfel, Pommes und Bratkartoffeln.

