Meister im Amateur-Bodybuilding Meister im Amateur-Bodybuilding: "Mr. Universe" Martin Hesse läuft Streife in Dessau

Dessau - Benötigt er einen Anzug, so passt keiner von der Stange. Die Uniform bestellt er in Übergröße und seine Schutzweste ist eine Sonderanfertigung. Martin Hesse ist Polizist im Polizeirevier Dessau. Mit seiner Körpergröße von 1,95 Metern fällt er unter seinen Kollegen und auch, wenn er im Stadtgebiet als Streifenpolizist im Einsatz ist, auf.
Mag sein, dass die Größe eines Menschen in den Genen liegt. Hesses Muskeln sind dagegen reine Fleißarbeit und Disziplin. Mindestens fünfmal pro Woche trainiert er in einem Fitnessstudio seiner Heimatstadt Zerbst. Im Dezember 2017 wurde dieser Fleiß belohnt. Hesse wurde „Mr. Universe Physique 2017“ der Amateur Bodybuilder.
22 Athleten aus 18 Nationen, darunter aus den USA, Neuseeland, Israel, Russland, der Ukraine und den Philippinen waren angetreten, um den Siegerpokal mit nach Hause zu nehmen. Doch der Titel „Mr. Universe Physique 2017“ ging - für ihn völlig unverhofft - nach Anhalt.
Martin Hesse war schon immer ein sportlicher Typ
„Der Titel war für mich die absolute Überraschung“, erzählt er rückblickend. Eigentlich wollte Hesse nur an der ostdeutschen Meisterschaft teilnehmen, um auszutesten, wo „ich sportlich stehe“. Mit seinem Sieg unter den ostdeutschen Teilnehmern qualifizierte sich der 26-Jährige zur Deutschen Meisterschaft und von dort ging es zur Weltmeisterschaft.
Abgehoben ist Martin Hesse wegen seines Titels nicht. Eher weicht die Freude einer neuen Anspannung. Denn nun will der Polizeikommissar unbedingt seinen Titel verteidigen. Im Mai stehen die nächsten Wettbewerbe an, sagt er, dass er dazu Freizeit benötigt.
Martin Hesse sagt von sich: „Ich bin schon immer sportlich gewesen. Mir waren keine Ballspiele fremd.“ Er spielte neben Fußball, Handball, Volleyball, Basketball auch Tischtennis. Irgendwann verabschiedete er sich dennoch von den Teamsportarten.
Nur wenige Jahre liegen zwischen normalem Körperbau und Muskelpaket
Mit 18 war es der Kraftsport, der ihn faszinierte. Nach dem Abi und zwischen Bundeswehrzeit und Studium stellte er sich die Frage, wie er sich einen sportlichen Menschen vorstelle. Auf seiner Facebookseite sind Bilder von früher und heute zu sehen. Nur wenige Jahre liegen zwischen normalem Körperbau und Muskelpaket.
Für das Bodybuilding stellte er seine Ernährung komplett um. „Eigentlich ist mein Essen langweilig“, schmunzelt er. Es besteht aus Fleisch, Reis und Gemüse. Dazu trinkt er zwischen vier und sechs Liter Wasser. Anfangs hätten ihn seine Kollegen wegen seiner Essgewohnheiten belächelt. „Heute haben sie sich daran gewöhnt.“
In der wettkampflosen Zeit - wie momentan - geht Martin Hesse recht locker mit seinem Körpergewicht um (100 bis 110 Kilogramm). Doch nahen Wettkämpfe, gibt es Vorschriften, die niemand umschiffen kann. Dazu gehört immer vor den Wettkämpfen ein Abspeckprogramm.
Sport, so sagt Hesse, macht glücklich wie ein Stück Schokolade
Um für einen Wettkampf zugelassen zu werden, müssen Bodybuilder einige Kriterien erfüllen. Eines davon, ist das Gewicht. Hier gilt Größe minus 100. Hesse darf demzufolge nur 95 Kilogramm wiegen.
Die Jury bewertet aber nicht nur Muskeln, sondern Symmetrie, Proportion, Harmonie, gleichmäßige Muskelentwicklung, Bräunung, allgemeine Körperpflege, Ausstrahlung und die Posingbekleidung. „Wichtig sind ein V-förmiges Kreuz, stark ausgeprägte aber nicht übertriebene Brust- und Schulter- sowie Armmuskulatur“, erklärt Hesse worauf es ankommt.
Seinem Chef ist Martin Hesse im übrigen dankbar, dass er für die Wettkämpfe in Hamburg frei bekommen konnte. „Dafür habe ich an den Feiertagen gearbeitet. Das war in Ordnung“, erzählt er, dass er demnächst vor seinen Kollegen über Fitness und sein Training sprechen will. Vielleicht haben ja manche Interesse daran. Sport, so sagt Hesse, macht glücklich wie ein Stück Schokolade. (mz)
