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Hässliche „Platte von Dessau-Roßlau“? MDR schmäht Dessau-Roßlau in Facebook-Post - Stadtmarketing nimmt's mit Humor

Mit einer Bildercollage schreibt MDR „Sputnik“ Halle, Leipzig und Magdeburg positive Eigenschaften zu. Dessau wird als hässlich dargestellt. Stadtmarketing-Chef Hannes Wolf nimmt es mit Humor.

Von Oliver Müller-Lorey Aktualisiert: 15.02.2022, 11:23
Eine Bildercollage von MDR Sputnik lässt Dessau-Roßlau nicht gut aussehen. Die Dessauer nehmen’s mit Humor.
Eine Bildercollage von MDR Sputnik lässt Dessau-Roßlau nicht gut aussehen. Die Dessauer nehmen’s mit Humor. Screenshot: MDR Sputnik

Dessau-Roßlau/MZ - Jeder, der ab und zu in sozialen Netzwerken unterwegs ist, kennt sie: Bildercollagen, auf denen verschiedene Gegenstände, Personen oder Orte zu einer Fragestellung zu sehen sind. Mehr oder weniger liebevoll gestaltet, sind sie vor allem für Betrachter mit Hintergrundwissen lustig: Details aus dem Berufsalltag, die nur Angehörigen dieses Jobs bekannt sind, oder Marotten von Studenten eines bestimmten Studienfachs etwa. Nun hat es auch Dessau-Roßlau in ein sogenanntes Meme - so werden satirische Bilder im Internet genannt - geschafft.

Die Jugend-Radiowelle des Mitteldeutschen Rundfunks, MDR Sputnik, zieht Parallelen zwischen mitteldeutschen Städten und dem Kennenlernen einer Frau. „Dieser Moment, wenn deine neue Flamme so hot wie Halle, ihr Vater so mächtig wie Magdeburg und ihr Ex so stylisch wie Leipzig ist, aber du eher so die Platte von Dessau-Roßlau darstellst. Ok bye.“

Ein Desaster für Dessau-Roßlaus Außenwirkung also?

Illustriert werden die drei erstgenannten Städte mit Fotos ihrer Silhouette, Dessau-Roßlau „schmückt“ das Bild des ehemaligen mit Waschbeton verkleideten Jugendclub-Blocks in Roßlau - der „Platte 15“.

Ein Desaster für Dessau-Roßlaus Außenwirkung also? Mitnichten, wenn es nach Stadtmarketing-Chef Hannes Wolf geht, der Humor beweist und die Nennung auf der in der jungen Zielgruppe beliebten Seite als Werbung ummünzt. „Cityshaming ist nicht nett. Aber nur auf den ersten Blick ist das etwas unfreundlich. Wir lösen sehr gerne Leipzig ab und fühlen uns da in etlichen Bereichen auch auf Augenhöhe, wenn nicht sogar mit Vorteilen“, sagt er und spielt damit auf Leipzig als „Ex“ an. „Wir wissen natürlich, dass wir ,wunderbare’ Schmuddelecken und Lost Places haben - wie die anderen Städte auch.“ Dazu stehe Dessau-Roßlau, das gehöre zu jeder Stadt dazu.

Humor ist also, wenn man trotzdem lacht. Einen Seitenhieb kann sich Wolf aber doch nicht verkneifen. „Ikonische Vorzeigeperspektiven haben wir auch. Und zwar nicht nur ein bisschen Türmchen mit Altstadt, das gibt es überall. Sondern wirklich ikonische, mit weltweiter Strahlkraft.“

„Die Diskussion unter dem Beitrag ist sehr rege, ich würde sagen, die haben alles richtig gemacht“

Für die Macher des Memes hat Wolf übrigens sogar Lob übrig: „Die Diskussion unter dem Beitrag ist sehr rege, ich würde sagen, die haben alles richtig gemacht.“ Tatsächlich hat das Bild innerhalb weniger Tage mehr als 100 Kommentare und über 300 „Gefällt-mir“-Angaben. Viele der Nutzer nehmen Dessau, beziehungsweise Roßlau, dabei in Schutz: „Da ist mir aber Dessau 1.000 Mal lieber wie Halle. Und im Übrigen, die ,Platte’ steht nicht in Dessau“, schreibt eine Nutzerin, die damit gleich eine Diskussion um die Städtefusion vor 15 Jahren anstößt.

„Hey, ihr seid gemein zu Dessau-Roßlau. Hier gibt's nur alte Leute. Die können sich doch gar nicht wehren. Spaß! Aber jede Stadt hat ihre Vorzeigeseite und ihre Dreckecke“, meint eine andere Nutzerin. In anderen Kommentaren bekommen die übrigen Städte ihr Fett weg. In Halle gebe es auch Plattenbauten, Magdeburg sei gar nicht so mächtig und Leipzig nicht so stylisch.

Ob das MDR Sputnik-Team bei der Städteauswahl so ganz neutral war, daran darf übrigens auch gezweifelt werden. Schließlich sitzt die Redaktion in Halle. Zwar nicht in einem Plattenbau, aber unweit einer Hochstraße, die mitten durch die Stadt führt und hinter einem baumlosen Parkplatz, der meistens leer bleibt. Über Geschmack lässt sich eben nicht streiten.