Maultiere als Geschenk der Hoffnungsgemeinde Zieko
Zieko/MZ. - Die Bibel kennt die auf äthiopischem Boden ansässigen Sabäer als Lieferanten von Weihrauch und Gold. Heute wird lediglich Kaffee exportiert. Luther übersetzte in Psalm 68,2 Äthiopien mit "Mohrenland". Das griechische Wort verweist auf die Hautfarbe.
Auf den Bildern, die am Dienstag im Pfarrhaus Zieko über die Leinwand flimmerten, war von antiker Hochkultur nichts mehr zu sehen. Vor zwei Jahren war der äthiopische Bischof Terferi Berkesa zu Gast in der Hoffnungsgemeinde Zieko. Im Januar reiste der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Martin Döbert, mit einer kleinen Gruppe unter der Ägide des Afrika-Referenten des Berliner Missionswerkes, Reinhard Kees, nach Äthiopien.
Möglicherweise ist dies der Beginn einer Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Alaku. Geld für zwei Maultiere haben die Ziekoer bereits gesammelt. Und Döbert durfte (musste) eines der Tiere besteigen. Am Dienstag berichtete er von der abenteuerlichen Reise.
Eine der wenigen befestigten Straßen, eine Kurve, ein Schlagloch, ein Sandberg: Auf dem nächsten Bild liegt der Jeep auf der Seite und brennt. Der Fahrer wich einem LKW aus. So begann die Fahrt, die ihren Anfang in der Hauptstadt Addis Abeba nahm. Und wenn Döbert sich eines Morgens vor einem "Hotel" räkelt, ahnt man, dass die Nacht nicht immer erholsam war. Oft sieht man gerodete Landschaften. Bei annähernd gleicher Bevölkerungszahl ist Äthiopien etwa dreimal so groß wie Deutschland. Die nutzbare Fläche sei knapp. Wasser gebe es in weiten Teilen des Landes genug. Die Wasserlöcher, hier werde getrunken, gewaschen und Vieh getränkt, seien ein Problem, das durch Einfassungen der Quellen leicht und effektiv gelöst werden könnte. Zum Thema Aids erzählt Döbert, dass Familien, die Aids-Waisen in ihre Obhut nehmen würden, zehn Euro im Monat bekämen. Das sei viel Geld. Dennoch müssten Kinder in fremden Familien meist unverhältnismäßig hart arbeiten. Die Schulbänke einer der besuchten Schulen seien stark verstaubt gewesen.
Natürlich wurde aus der jüngsten Geschichte erzählt. Äthiopien war nie Kolonie, bis 1974 absolute Monarchie, dann Sozialistische Volksrepublik unter sowjetischer Obhut und heute föderale Republik. Döbert äußert Zweifel. Presse- und Meinungsfreiheit gebe es nicht. Die Amtssprache Amharisch werde von knapp einem Viertel der Bevölkerung des Vielvölkerstaates mit willkürlich gezogenen Grenzen gesprochen. Bildungssprache sei Englisch.
Die Reisegruppe war im Süden und Westen des Landes bei den Oromo. Der Staat, so Döbert, kümmere sich in erster Linie um das Militär. Es gibt den endlosen Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea. Beide gehören zu den ärmsten Ländern der Welt.
Um soziale Belange kümmere sich, so Döbert, in Äthiopien die Kirche. Der Islam und die äthiopisch-orthodoxe Kirche stellen zu etwa gleichen Teilen die größten Religionsgemeinschaften. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche ist nicht orthodox im Sinne der griechisch- oder russisch-orthodoxen Kirchen. Sie ist älter und hat ihre Wurzeln in der koptischen Kirche. Das Christentum ist hier also kein neuzeitlicher, westlicher Import. Äthiopien gilt als eines der ältesten christlichen Länder der Erde. Die Kirche in Alaku gehört zur Mekane-Yesu-Kirche. "Der Ort, wo Jesus wohnt", sei das zu übersetzen, so Döbert. Diese evangelische Kirche, eine Minderheit, sei ein Zusammenschluss verschiedener Bekenntnisse, entsprechend den jeweils im Land tätigen Missionswerken.
Und nun steigt Döbert auf der Leinwand auf das Maultier. Man werde überlegen, wie man in Zieko zielsicher handeln könne, um den fernen Glaubensbrüdern und -schwestern auch weiterhin zu helfen. Was ihn bewegt habe, sei die Farbigkeit der Armut, die Freundlichkeit der Menschen. Döbert: "Die Landschaft ist schön, faszinierender sind die Menschen."