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Markteröffnung Markteröffnung: Liebeserklärung an eine 888-Jährige

31.08.2003, 16:24

Köthen/MZ/uli. - Köthen war für drei Tage aufs Feiern eingestellt. "Feete total" war bereits am Freitagabend auf dem Markt angesagt. Zahlreich folgten die Köthener und ihre Gäste dieser Einladung und ließen sich von Marc Angerstein in beste Partylaune versetzen, die mit dem Auftritt der Gruppe Rednex gegen 23 Uhr ihren Höhepunkt erreichte.

Ein großes Picknick im Herzen der Stadt zu veranstalten, bei dem die Köthener von ihrem neu gestalteten Marktplatz Besitz ergreifen können, erwies sich als zündende Idee, wie sich am Samstagnachmittag zeigte. Begeistert machten befreundete Familien, Kollegen, Stammtischrunden aber auch Kommunal- und Landespolitiker davon Gebrauch.

"Ich habe meine Stammgäste zur Hausschlachteplatte eingeladen, verriet der Wirt der Köthener "Waldschenke", Günter Falke, der gerade eine sehr üppige und lecker angerichtete Wurstplatte auspackte. Maria Hoffmann hatte ihren Picknickkorb zusammen mit Freundin Hanna Vial und deren Mann Gerd gepackt, dem abends noch ein Auftritt mit dem Männerchor "Eintracht" bevor stand. Schwiegertochter Manuela und die Enkel Jenniffer (5) und Julia (13) vervollständigten die gut gelaunte Runde. "Wir essen jetzt immer hier", schlug Frau Hoffmann spontan vor. Ein Vorschlag, den Citymanager Jürgen Busch an diesem Nachmittag noch öfter hörte. Ob das Picknick zu einer Tradition werden kann, müsse man abwarten, sagt er. Doch so manches Schulterklopfen bestätigte dem Veranstalter, dass diese 888-Jahr-Feier gepaart mit der Markteinweihung gelungen war.

Oberbürgermeister Kurt Jürgen Zander freute sich mit den Köthener Bürgern. Schon in den letzten Wochen habe sich gezeigt, dass sie den neugestalteten Marktplatz mit seinen Wasserspielen gut angenommen haben. Zander erinnerte in seiner Rede noch einmal daran, dass zwischen den ersten Planungen zum Markt und seiner Fertigstellung rund zehn Jahre vergangen seien. Manche Idee sei wieder verworfen worden, es habe Streit im Stadtrat gegeben, es mussten Kompromisse gefunden werden, doch das Ergebnis sei gelungen. Dafür dankte er allen, die daran beteiligt waren herzlich.

Was wäre der Köthener Marktplatz ohne seine Sankt-Jakobs-Kirche und was bedeutet Kirche eigentlich für mich? Diese Frage stellten sich im Rahmen der Markteröffnung auf Anregung von Pfarrer Dietrich Lauter Köthens MZ-Redaktionsleiter Matthias Bartl, Stadträtin Marina Hinze, zugleich Mitglied im Bauverein St. Jakob, sowie Steffen Dörre, Leiter des Awo-Jugendbüros. Und das Köthener Original Ruth Brandt erfreute mit ihrem mundartlichen Vortrag "An Keetner Jahrmarcht vorr fufzig Jahrn".

Dass nach getaner Arbeit zünftig gefeiert werden konnte, ist auch all jenen zu danken, die zum Gelingen des dreitägigen Festprogramms beitrugen. Neben zahlreichen Köthener Vereinen, die zum größten Teil unentgeltlich auftraten, haben auch alteingesessene Handwerksbetriebe - vom Steinmetz über den Korbflechter, Bleiglaser und Holzgestalter bis hin zum Zinngießer - das Rahmenprogramm bereichert. Neben viel Musik und Tanz fand auch das Tennis zum Mitmachen sein Publikum. "Verliebt in meine Stadt" hatte das DRK-Aktionstheater sein Programm auf der Marktbühne betitelt und zum Abschluss den OB gebeten, ein gleichnamiges Plakat zu enthüllen. Guten Absatz fanden auch die extra zum Fest gestalteten Kaffeetassen.

Liebesbekenntnisse an die Stadt Köthen konnte man bei diesem Fest immer wieder aus dem Munde vieler Gäste hören. Ein richtiges Kleinod sei diese Stadt geworden, hieß es da. So auch von Michael Wach, Toni Helmstedt, und Alexander Willmann, die die 5. und 6. Klasse der Schule Völkerfreundschaft besuchen. Die drei Feunde hatten wie viele andere Besucher die Gelegenheit genutzt, die Brücke zwischen den Türmen von St. Jakob zu besteigen. "Uns gefällt alles hier", sagten sie, "weil es in Köthen so viele Feste gibt und nette Leute", weil die Stadt nicht so groß sei und nicht so gefährlich.