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Manfred Krug Manfred Krug: "Ich treffe nach wie vor jeden Ton"

11.04.2014, 20:49
Manfred Krug und Uschi Brüning swingen in Dessau.
Manfred Krug und Uschi Brüning swingen in Dessau. AGENTUR Lizenz

Dessau - Am 1. Mai spielt Manfred Krug Seite an Seite mit Uschi Brüning im Großen Haus des Anhaltischen Theaters. Der Abend ist das Highlight der ersten Saison der Veranstaltungsreihe „Kabarett Dessau“, organisiert vom Restaurant Altes Theater in Kooperation mit dem Anhaltischen Theater und dem Rathauscenter.

Gleichzeitig ist das Konzert ein Vorgeschmack auf weitere Konzerte, Kabarettabende und Kleinkunstevents der kommenden Spielzeit. Manfred Krug ließ sich in Vorbereitung auf seinen Auftritt in Dessau von Oliver Schröter per Fax interviewen und gibt sich trotz letztjähriger Krankheitsmeldungen äußerst vital und unterhaltsam wie eh und je.

Herr Krug, Sie sind zurück auf der Bühne. Wie geht es Ihnen inzwischen? Es wurde ja im vergangenen Jahr viel über eine mögliche Erkrankung berichtet.
Krug: Mir geht es gut genug, um hübsche Konzerte zu geben. Im Alter zwischen 70 und 80 kommen Körper-Reparaturen halt öfter vor als in jüngeren Jahren. Ich selbst habe gar nicht über meine Krankheit gesprochen, aber rausgekommen ist es doch.

Was treibt Sie an, wieder auf Tour zu gehen?
Krug: Ich habe das Glück, mit besten Jazz-Musikern und der besten Jazz-Sängerin aufzutreten, die ich in Deutschland kenne: Uschi Brüning. Auch ich selbst treffe nach wie vor jeden Ton, den ich treffen will. Das Ganze swingt auf Deibel komm’ raus. Und solange nicht alle Zuhörer meines Alters ausgestorben sind - warum sollte ich da nicht auf Tour gehen?

Merken Sie bei Auftritten auch im Jahr 25 nach der Wende Unterschiede zwischen Ost und West?
Krug: Na klar. Die Westmenschen sind seit ihrer Kindheit mit ihren Westsängerinnen und Westsängern aufgewachsen - und die Ostmenschen mit den Ostsängern. An die Zeit der Jugend, der Liebe, der Träume denkt man trotz Mauer gern zurück, und man hört auch gern die erinnerungsträchtige Musik von damals.

Was denken Sie, verbinden die Menschen im Osten mit Ihnen, Ihrer Musik und Ihren Filmen?
Krug: Ich glaube, mir sind seinerzeit ein paar Dinge gelungen, die hier neu waren. Ich habe wohl als Erster auch in englischer Sprache gesungen, ich habe einen Kommunisten gespielt, der Mitgefühl hervorrief, ich habe mit dem Film „Auf der Sonnenseite“ eine Arbeiter- und Bauernkomödie aufgeführt und solche Sachen...

Welche Musik hören Sie derzeit selbst am liebsten?
Krug: Immer noch den alten Cool-Jazz, immer noch Bossa Nova, immer noch den modernen Swing. So schnell wie heute neue Musikarten kommen und verschwinden, kann ich gar nicht folgen.

Was werden die Besucher im Anhaltischen Theater zu sehen und zu hören bekommen? Werden Sie nur singen oder auch lesen?
Krug: Es gibt sowohl Sologesang als auch zärtliche Duette; Uschi singt mehr Neues, ich eher ältere Songs zum Wiedererkennen. Es hat sich gezeigt, dass der gelesene Anteil kurz gehalten sein muss. Die Zuhörer hören lieber Musik.

Wie sehen die Vorbereitungen für solch einen Abend aus?
Krug: Was ich mir als Rentner leisten kann: Ich schlafe ordentlich aus. Dann kommt ein bisschen Stimmübung, immer unter Angst, ich könnte mir einen Hustenvirus eingefangen haben. Dann gehe ich zweimal die Treppe runter und wieder rauf, um die Reste meiner Muskulatur zu stählen.

Woran arbeiten Sie abseits der Konzerte derzeit noch?
Krug: Ich arbeite vor allem an der Verbesserung meines Charakters, weil ich glaube, das lohnt sich immer, ganz gleich, in welchem Alter.

Was verbinden Sie selbst mit der Stadt Dessau und vor allem dem Anhaltischen Theater?
Krug: Es ist traurig. Das Anhaltische Theater sieht so groß aus, weil Dessau immer kleiner geworden ist. Dessau ist kleiner geworden, weil so viele Jugendliche abgehauen sind, um nach Arbeit zu suchen. Nun werden die städtischen Einnahmen immer geringer, und welche Lösung fällt den Politikern eines der reichsten europäischen Länder ein? Ballett und Schauspiel müssen wir feuern. So machen sie Dessau noch kleiner, weil dort nichts mehr los ist...

Wenn ich hätte Politiker werden wollen, hätte ich es sofort getan, ohne mich mit der Kunst aufzuhalten. Und? Wäre das ein Zuckerschlecken gewesen? Nein.

Manfred Krug liest & s(w)ingt ab 20 Uhr im Großen Haus des Anhaltischen Theaters Dessau. Karten gibt es an den Theaterkassen und online unter www.anhaltisches-theater.de.