Ludwigsgymnasium Ludwigsgymnasium: 29. Schulchef verabschiedet
Köthen/MZ. - Jürgen Hein wird es schwer gehabt haben, eine genügende Anzahl von Blumenvasen aufzutreiben: So viele Sträuße erhielt der Schulleiter des Ludwigsgymnasiums am Donnerstag während seiner Verabschiedung in den Ruhestand. Schüler, Eltern und Lehrer-Kollegen kamen aus diesem Anlass in die Aula der Schule, die brechend voll war.
Auch Landrat Ulf Schindler und Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander ließen es sich nicht nehmen, dem Pädagogen für dessen Tätigkeit persönlich zu danken. Der erstere war übrigens selber ein Schüler des Ludwigsgymnasiums, das zu DDR-Zeiten noch eine Erweiterte Oberschule war.
Im August 1961 kam Hein, 23-jähriger Absolvent der Martin-Luther-Universität, als Lehrer für Mathematik und Physik an die Köthener Schule. Später arbeitete er eine Zeit lang an der Medizinischen Fachschule. Nach dem Ende der DDR bewarb sich Jürgen Hain erfolgreich für den Posten des Schulleiters an der ehemaligen EOS, die seit 1992 Ludwigsgymnasium heißt. "Mit 52 wurde er Schulleiter. Das ist ein Alter, in dem manche
Lehrer sich bereits pensionieren lassen", würdigte einer der Lehrer den Mut und die Entschlossenheit des Mathe-Lehrers. In der Geschichte des Gymnasiums war Hein übrigens der 29. Direktor.
Man erinnerte an manche Episode und an manche Reibereien, die Jürgen Hein mit der Obrigkeit hatte. Und zwar nicht nur vor, sondern auch nach der Wende. Wie jene Geschichte mit einem Staatssekretär, der zu spät zu einer Abiturfeier kam und sehr zornig wurde, als der Schulleiter Hein ihm keinen gebührenden Empfang bereitete.
Seine Kollegen lobten bei der Verabschiedung Heins Durchsetzungsvermögen, Optimismus und sein "dickes Fell". Sie bescheinigten dem Schulleiter nicht nur eine große Liebe für Zahlen und Statistiken. Er sei ehrlich und fair, kenne sich nicht nur in den exakten Wissenschaften aus, sondern auch in Literatur und Kunst.
Diese und etliche andere Eigenschaften des Pädagogen wurden während der Veranstaltung gewürdigt. Gar mit einem Kapitän wurde der scheidende Schulleiter verglichen, der das Schiff Schule all die Jahre erfolgreich gesteuert habe. "Ich wusste gar nicht, dass ich so gut bin", scherzte Jürgen Hein und sorgte damit für viel Heiterkeit in der Aula.
Hein überreichte den symbolischen Schlüssel vom Ludwigsgymnasium an seinen Nachfolger. Der neue Schulleiter heißt Hans-Joachim Knebel. Der 51-Jährige war bisher Leiter des Albert-Schweizer-Gymnasiums in Coswig. Von seinem Profil her ist er ebenfalls Lehrer für Mathematik und Physik. "Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge", sagte Jürgen Hein auf die Frage der MZ, was er am letzten Tag in "seiner" Schule empfinde. Eins lachendes, weil er jetzt Zeit für seine Familie habe. Ein weinendes, weil ihm der Abschied von der Schule, mit der er "so verwachsen" sei, sehr schwer falle.
Was seine Freizeit betreffe, so will sich der Veteran und erklärter Italien-Fan erst einmal überlegen, wie er sie nutzen werde. Zuvor regte der OB Zander an, die Fähigkeiten des Pädagogen könnten sehr gut in einem Ehrenamt genutzt werden.