Lisztäffchen Samira in guten Händen
Dessau/MZ. - In Kolumbien, der Heimat der Lisztaffen, seien solche Temperaturen nicht ungewöhnlich. Samira wurde von ihrer Mutter nicht angenommen. "Bei Erstgeburten kommt das schon mal vor", erklärt die Züchterin.
Von nun an änderte sich ihr Tagesablauf schlagartig. Früh um 6 Uhr steht sie auf. Dann wird Samira, die Erika Stein nicht vom Körper weicht, alle vier Stunden gefüttert, bekommt ihr Fläschchen mit Babymilch, Babybrei, Obst und Gemüse. Später sie wie die erwachsenen Äffchen Heuschrecken und anderes Lebendfutter fressen, das ihre Ziehmutter aus der Zoohandlung besorgt.
Samira ist nicht der einzige Nachwuchs in der Anlage der Familie Stein. Tipsi und Tapsi, bereits Eltern eines neun Monate alten Weißbüschel-Äffchens, haben vor drei Tagen gesunde Zwillinge zur Welt gebracht.
"Tiere und Pflanzen sind mein Leben", sagt Erika Stein und zeigt stolz ihre Außenanlage, in der sich außer den Affen noch Neuguinea - Edelpapageien, Kongo-Graupapageien, Rosa-Kakadus und Blaustirn-Amazonen tummeln.
Mit Tieren ist die heute 68-Jährige groß geworden. Ihr Mann und sie haben in Törten vor 25 Jahren neben Hühnern auch Schweine und sogar mal einen Bullen gehalten.
"Meine Tochter und ich sind früher in viele tropische Länder gereist. Aus gesundheitlichen Gründen geht das heute nicht mehr. Deshalb hole ich mir die Exoten ins Haus", nennt Erika Stein das Motiv für ihr Hobby. Sie ist Mitglied im Bundesverband für fachgerechten Natur und Artenschutz. "Wir sind gegen die Entnahme von Tieren aus der Natur. Deshalb züchten wir sie", sagt die Dessauerin. Bevor sie ein Tier abgibt, wird dessen künftiger Halter auf Herz und Nieren geprüft. "Da fährt mein Mann durch die ganze Bundesrepublik, um uns die Menschen und die Bedingungen bei ihnen anzuschauen", berichtet Erika Stein. Bestünde auch nur der kleinste Zweifel "dann nehmen wir unser Tier wieder mit nach Hause", sagt sie kategorisch.
Auch die Anlage von Erika Stein wurde begutachtet. Bevor sie vor fünf Jahren die Genehmigung zur Haltung von Papageien und Affen erhielt, kam der Amtstierarzt ins Haus. "Ich musste auch eine kleine Prüfung ablegen", erinnert sich die Tierfreundin.
Zwei Jahre lang wartete sie dann vergeblich auf Nachwuchs bei den Affen. "Bis mir ein Fachmann sagte, dass die Tiere für die Vermehrung der Witterung ausgesetzt sein müssen. Dann hat mein Mann die Außenanlage gebaut und wenig später gab es die ersten zwei Geburten", berichtet die ehemalige Sekretärin. Als die ersten Jungen tot zur Welt kamen, war Erika Stein am Boden zerstört. "Ich wollte sofort aufgeben, doch mein Mann machte mir Mut", erinnert sie sich. Wenig später waren wieder zwei Weibchen trächtig. "Bei der Geburt war ich so aufgeregt, als würde ich selbst ein Kind kriegen", meint die Züchterin, deren Mühen belohnt wurden: Zwei Zwillingspärchen erblickten das Licht der Welt.
Ab und zu muss Erika Stein das junge Lisztäffchen Samira doch mal absetzen. Dann schreit das Tier wie ein Baby. "Ich werde sie allmählich ihren Eltern zurückgeben", erklärt die Züchterin, dass ihre Tiere möglichst natürlich aufwachsen sollen. Baghira und Bilbo beschnuppern ihre Tochter Samira auch schon interessiert durch das Gitter. Die kleine aber ist noch sehr misstrauisch und zieht sich vorsichtshalber auf die Hand ihrer Ziehmutter zurück.
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