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Liborius-Gymnasium Liborius-Gymnasium: Detektivarbeit unterm Dessauer Schuldach

Von DANNY Gitter 11.01.2014, 09:45
Gemeinsam mit ihrem Lehrer Bernd Krueger erforschen die Neuntklässlerinnen die Geschichte der „Kleinen Aula“.
Gemeinsam mit ihrem Lehrer Bernd Krueger erforschen die Neuntklässlerinnen die Geschichte der „Kleinen Aula“. Lutz Sebastian Lizenz

DESSAU/MZ - Dass dieser Raum B 305, der hier unter dem Namen „kleine Aula“ firmiert, Geschichte atmet, ist für Bernd Krueger und fünf Schülerinnen des Liborius-Gymnasiums keine Übertreibung. Ganz oben, in einem der Backsteingebäude in der Rabestraße 19, befindet sich das historische Refugium, das so ganz anders aussieht als die restlichen Räumlichkeiten in dem 1903/04 erbautem Gebäude. Eine Rundbogendecke, Holzbalken, Holzvertäfelungen an den Wänden, ein Podest und ein Kronleuchter bezeugen noch heute den Charme der Belle Époque.

Vereinzelt für den Sozialkundeunterricht und als Probenraum der Schulbands wird er gegenwärtig genutzt. Viele Schülergenerationen hat er Kommen und Gehen sehen. 110 Jahre sind eine lange Zeit. Zu lang, um den Raum noch im Original vorzufinden. Gerade diesem ursprünglichen Original wollen fünf Neuntklässlerinnen unter der Leitung von Krueger so nahe wie möglich kommen. „Uns interessiert, wie die kleine Aula früher tatsächlich einmal ausgesehen hat“, sagt der Geschichtslehrer.

Im Rahmen des Schulprojekts „Freies Lernen“, wo in jedem Schuljahr Schüler des Gymnasiums sich neben dem Unterricht in Projektgruppen einer bestimmten Materie widmen, wird derzeit die Geschichte dieses Raumes erforscht. „Irgendwann muss die Aula auch mal wieder renoviert werden. Dann sollen so viel wie möglich an Erkenntnissen des früheren Erscheinungsbildes mit einfließen“, begründet Krueger die derzeitigen Forschungen. „Es ist doch mal ein ganz anderes Projekt“, konnte sich Nadja Kreiseler sofort dafür begeistern. „Irgendwie fühlt sich Schule wegen des anderen Erscheinungsbildes hier lockerer an“, ist es auch für Saphira Nebel Ehrensache, der Baugeschichte von B 305 etwas tiefer auf den Grund zu gehen.

Bei anderen Mitstreiterinnen ist die Erforschung der Aula auch ein Stück Familiengeschichte. „Meine Großeltern sind hier schon zur Schule gegangen und können natürlich auch einiges über die alte Aula erzählen“, sagt Aileen Krause. Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen Josephine Wanzek und Henriette Fels hoffen die drei, dass auch andere Dessauer etwas dazu beitragen können, um die vielen Puzzleteile zu einem stimmigen Mosaik zusammenzufügen.

Denn die bisherigen Recherchen in der schuleigenen und Stadtbibliothek, im Landeshaupt- und Stadtarchiv haben nur wenige Anhaltspunkte zum früheren Erscheinungsbild der kleinen Aula geliefert. Das bisher älteste verfügbare Foto geht auf das Jahr 1986 zurück, wo Schüler der damaligen 4. POS, der Schule „Käthe Kollwitz“ unter einer flachen Deckenwand unterrichtet wurden. „Ende der achtziger Jahre war die letzte größere Sanierung in diesem Raum“, erzählt Geschichtslehrer Krueger. Aus den flachen wurden wieder rundbogenhohe Decken. Die Lichtbänder über den Fenstern und die Kästen an den Heizungen wurden entfernt.

Ob das dem historischen Zustand wieder näher kommt? Sie vermuten, wissen es aber nicht. Auch andere Details im Raum erzählen Geschichte(n), wie die abgenutzten Holzbalken, die mindestens vier Farbschichten erhalten haben. „Eine Zeit lang waren die Schulbänke auch fest im Boden verschraubt“, berichtet Krause aus den Erinnerungen ihrer Oma. „Wir werden auch mit einer Restauratorin die tieferliegende Materie etwas genauer erforschen“, erzählt Krueger. Doch den großen Durchbruch zum früheren Erscheinungsbild verspricht sich die Projektgruppe durch Zeitzeugen, die Bildmaterial, Dokumente oder einfach nur eigene Erinnerungen an die alte Aula weitergeben. Auch kleine Details würden helfen, hofft Kreiseler auf möglichst viele Hinweise.