Letzte Aufnahme in der Ära Foto-Schneider ausgelöst
ROSSLAU/MZ. - "Foto-Schneider" wurde im Mai 1966 durch Gudrun Schneider, der Mutter des jetzigen Inhabers, gegründet. Aus Köthen kommend, hatte die junge Fotografin die amtliche Genehmigung erwirkt, Fotoatelier und Handel mit Fotoartikeln in Roßlau, Hauptstraße 123, übernehmen zu können. Die Zeit für einen selbständigen Handwerksmeister war alles andere als auf Rosen gebettet. Die Gewerbeerlaubnis schloss nicht das Recht auf damals so knapp bemessenen Wohnraum ein. Dann befiel der Hausschwamm das Gebäude, war das Geschäft zwischenzeitlich umzulagern in die Porsestraße. Der Name Foto-Schneider aber war längst ein Begriff geworden in der Elbestadt. Passbilder über Passbilder waren zu fertigen, Urlaubsfilme zu entwickeln, Hochzeiten zu dokumentieren und Familienbilder.
1990 übernahm das Fotostudio Schneider seinen neuen Sitz in der Hauptstraße 127. Gudrun Schneider wirkte in den 90er Jahren im Gewerbeverein als Vorsitzende und Spiritus Rector. 2000 wechselte Gudrun Schneider ihren Lebensmittelpunkt, zog nach Bayern.
Die Liebe zum Beruf und zum Geschäft hatte die energische Frau längst vererbt an den 1970 geborenen Sohn René.
Quasi "reingeboren" in die Fotografie, nahm der Lebensweg des Filius seinen fast vorherbestimmten Lauf. Die Zeiten aber hatten sich geändert und René Schneider machte seinen Fotografenmeister nun in der Hamburger Akademie für Fotografie. Die Geschäftsübernahme von Mutter auf Sohn funktionierte unspektakulär, Foto-Schneider blieb Foto-Schneider.
Rene Schneider hat sich neue Ziele gesteckt, zieht nach Kempten ins Allgäu und freut sich auf den Neuanfang, der im Vertriebsgeschäft spielen soll. Dass die selbst ernannte "Schaffenspause" ein endgültiger Abschied sein soll, glaubt der 38-Jährige nicht so recht. Die Kamera liegt im Schrank.
Ein Stück Roßlau wird hängen bleiben und nicht mit dem Mantel abzulegen sein, weiß Schneider. "Ich werde das Städtchen schon vermissen." Die Nachbarn, die Kunden sowieso. Die Älteren von denen haben René Schneider, den Ur-Roßlauer, der als einer der Letzten im Kreißsaal im Roßlauer Krankenhaus zur Welt kam, schon als Baby durch das Studio krabbeln sehen. Er selbst hat Kleinkinder fotografiert, die inzwischen zu seinen Kunden herangewachsen sind. Als sich das Ende der Ära Schneider herumgeflüstert hatte, sind Tränen geflossen. Die Erinnerungen an Roßlau aber bleiben. In sachter Feinzeichnung und harmonisch.