Lebenshilfe Roßlau Lebenshilfe Roßlau: Viele schöne Momente

Rosslau/MZ - Es nützt ja nichts. Irgendwann ist der Moment des Abschiednehmens da. Gestern war er es für Dr. Dietmar Reiche. Fast 15 Jahre lang war dieser bei der Lebenshilfe für geistig Behinderte „Rotall“ beschäftigt, führte nicht nur die Werkstatt, sondern übernahm vor 14 Jahren die Gesamtverantwortung.
Noch am Freitag hat er an seinem Schreibtisch gesessen, seine Tagesaufgaben wie immer erfüllt, bis es am frühen Nachmittag zahlreiche Gäste aus Politik, Handwerk und Verwaltung, auch ehemalige Mitarbeiter und Weggefährten in den Speisesaal der Werkstatt zog. Während die betreuten Mitarbeiter auf dem Gelände ihr alljährliches Sommerfest feierten, war auch im Saal festliche Stimmung angesagt.
Ein paar wenige Tage Resturlaub hat Reiche noch, zum 1. September wechselt der Chef in den Ruhestand. Seine Nachfolge weiß er in guten Händen, schließlich hat er Christina Hensel zwei Jahre vorbereitet. Die Lebenshilfe, die seit Dezember 2012 statt „Rotall“ jetzt „Roßlau“ im Namen trägt, bekommt eine Chefin.
Der Abschied, er fällt Reiche nicht ganz leicht und auch nicht Wolfgang Rieck, dem Vorstandsvorsitzenden der Lebenshilfe. Denn Rieck war es, der Reiche in die Lebenshilfe holte, wo er, der ursprünglich aus der Landwirtschaft kommt und bereits zwei Firmen geführt hatte, 1998 eine neue Aufgabe fand. Ab April 1999 war er als Werkstattleiter eingesetzt, ab September ’99 als Geschäftsführer. Sowohl Rieck als auch Reiche verhehlen nicht, dass es Anfangsschwierigkeiten gab. „Ich hatte Dich den Leuten vor die Nase gesetzt“, so Rieck zu Reiche. „Wer arbeitet, macht auch Fehler“, entgegnet der. Aber er glaube, dass seine Fehlerquote gering war, der Vorstand keine falschen Entscheidungen getroffen hatte. Aber ohne Zuweisungen und Förderung von Bund, Land, der Agentur für Arbeit, der Aktion Mensch und vielen anderen, wäre vieles nicht möglich gewesen.
Unter Reiches Leitung hat sich die Lebenshilfe Roßlau enorm entwickelt. „Immer, wenn ein neuer Bauabschnitt geschafft war, wenn die Finanzierung für den nächsten klar war, wenn unsere Behinderten in ihre neuen Objekte eingezogen sind, dann waren das sehr schöne Momente“, blickt er zurück. Schöne Momente gab es viele. Seien es die Eröffnung der Fördergruppe und die Eröffnung der Werkstatt in Waldesruh 1999, das neue Wohnheim am Kiefernweg 2002, das zusätzlich geschaffene intensiv betreute Wohnen, die Eröffnung des Erweiterungsbaus der Werkstatt 2004, die Umgestaltung des ehemaligen Hotels Waldhorn für die Schützlinge der Werkstatt 2005 oder der Aufbau des ambulant betreuten Wohnens im Oktober 2010.
Im vergangenen Jahr hat die Lebenshilfe zwei weitere Objekte gekauft, darunter den ehemaligen Teppichmarkt Roßlau, wo ein neuer Werkstattbereich entstehen soll. Die Umsetzung des Planes liegt nun in den Händen von Christina Hensel. Auch die 39-Jährige ist vor 15 Jahren zur Lebenshilfe Roßlau gekommen. Als Sozialarbeiterin. Maximal drei Jahre wollte sie bleiben. „Doch ich bin immer noch hier. Und das hat gute Gründe“, erzählt die Sozial- und Heilpädagogin, die noch berufsbegleitend ein Betriebswirtschaftsstudium draufgesattelt hat. Die Betreuten lebten jeden Tag die „Leichtigkeit des Seins“ vor. Für sie wolle sie sich weiter einsetzen.

