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LAN-Party LAN-Party: Schlaflose Nächte in virtueller Spielewelt

Von Katrin Löwe 13.10.2003, 16:39

Weißandt-Gölzau/MZ. - Sechs Leute sind es hauptsächlich, die dieses Treffen der Computerspiel-Fans auf die Beine gestellt haben: Matthias Haltenhof, Philipp Tolstych, Stefan Weltge, Jens Rehpoehler, Alexander Richter und Cindy Bergmann. "Wir haben uns ganz zufällig kennengelernt", erzählen Haltenbach und Tolstych. Im Spätsommer 2002, nachts um 3.30 Uhr, als beide im Internet Counterstrike spielten und online die Sprache auf Köthen kam, beide verblüfft feststellten, dass sie in einer Stadt leben. Ein paar Spielfreaks mehr fanden sich schnell, im April stieg die erste LAN-Party in einer Köthener Gartensparte. Damals noch mit 50 Leuten, diesmal hätten es sogar 200 werden können, die gegeneinander antreten - dank der Unterstützung, die die Organisatoren durch die Köthen Marketing GmbH, Köthen Energie, Optiker Werndl und die Firma Stormix erhielten. Dass es letztlich zumindest mehr als 90 sind, damit ist Haltenbach, der selbst schon mehr als 100 LAN-Partys erlebt hat, recht zufrieden.

Hauptsächlich aus dem Raum Köthen kommen sie, ein paar aus den Nachbarkreisen Bitterfeld oder Anhalt-Zerbst, die am weitesten Angereisten aus Zinnowitz. Wie Gunnar Hoddow zum Beispiel. "Wir wollten hier Freunde besuchen", erzählt der 18-jährige Norddeutsche, der an "normalen" Tagen schonmal drei bis vier Stunden mit Computerspielen verbringt. Nun sei der Besuch eben gleich mit der LAN-Party verbunden worden.

Für die die Teilnehmer neben ein bisschen Verpflegung und dem Eintrittsgeld hauptsächlich eines mitbringen mussten: einen mit Netzwerkkarte ausgestatteten Computer sowie Netzwerkkabel für die nötige Anbindung in der Gölzauer Halle.

Aber selbst für den Fall, dass jemand entsprechendes Equipment vergessen hat oder sich etwas - wie bei Technik nicht ungewöhnlich - vor Ort "verabschiedet", ist vorgesorgt. Das Wichtigste - Kabel, Netzwerkkarten, Mäuse, Spielzubehör z.B. - kann an einem eigens errichteten Stand des Köthener Computergeschäfts Ralf König nachgekauft werden. Und letztlich schraubt mancher an diesem Wochenende seinen Tower auf und bastelt, muss mancher das Betriebssystem seines Rechners neu installieren, weil Bill Gates' Windows nicht mehr das macht, was es machen soll.

"An sich verlaufen solche Partys sehr ruhig", erklärt Haltenbach derweil. Nur zwei kurze Zwischenfälle hat es vom Start Freitagnachmittag bis zur "Halbzeit" am Samstagnachmittag gegeben. Einen kurzen Stromausfall, vermutlich durch einen Kurzschluss verursacht, aber schnell wieder behoben. Und die Disqualifikation eines Teams, in dem ein Spieler "gecheatet" hat - auf gut Deutsch hat er sich mit unerlaubten Tricks Vorteile verschafft, Mauern für sich durchsichtig gemacht, um den Gegner schneller besiegen zu können. Eine Tatsache, bei der die Organisatoren hart durchgreifen - auf LANs zu "cheaten", sei auch völlig ungewöhnlich, online im Internet komme das schon häufiger mal vor, so Haltenbach.

Sicher, ein gewisser Ehrgeiz zu siegen ist wohl bei jedem da. "Aber es geht eben auch darum, die anderen mal kennenzulernen", so Haltenbach. Der 22-Jährige hat schon so manchen Kommentar von Teilnehmern gehört, dass es sogar egal sei, was es an Preisen gibt - Hauptsache, es seien ein paar Leute da. Die zum Beispiel in Teams - bei Counterstrike zu jeweils 5 oder zu jeweils zwei Personen - gegeneinander spielen. "Schauen Sie sich das mal an, da sehen Sie, dass auch Taktik dabei ist - nicht nur wildes Rumgeballer", betont Tolstych bei dem so in die Schlagzeilen geratenen Spiel mit virtuellen Waffen. Man kämpft auch gegen vermeintliche Vorurteile, die die Organisatoren wiederum bei der Vorbereitung der Party nicht erlebt haben.

Manch einer mag vielleicht sogar gegen die Müdigkeit gekämpft haben - irgendwann nach der ersten, vielleicht auch erst nach der zweiten durchspielten Nacht. "Ich möchte doch auch was erleben", sagt Martin Roßmann aus Zinnowitz, der von Freitagmorgen um 8 bis zum Samstagnachmittag 16 Uhr noch keine Minute Schlaf gekriegt hat. Bis Sonntagmittag will er durchhalten - "ich schlafe auf LAN-Partys generell nicht". So lange auf den Monitor zu stieren - kein Problem als Fachinformatiker, der dies ohnehin den ganzen Tag auch beruflich tut, sagt der 19-Jährige.

Andere derweil haben zwischenzeitlich mal den Heimweg angetreten oder in einem der beiden Schlafräume im Klubhaus ihren Schlafsack ausgebreitet und sich ein mehr oder minder kurzes Nickerchen gegönnt.

Und als am Sonntagmittag alles vorbei ist, bleibt nur noch: aufräumen. Und am späten Nachmittag ein Eintrag auf der Webseite der Organisatoren: "Endlich sind wir mit den Aufräumarbeiten fertig und froh, dass wir noch die Augen aufhalten können." Mit einem Dank an alle Helfer und Teilnehmer. Und dem Rat an die Spieler: "Aber nun, ab ins Bett mit euch!" Man sieht sich beim nächsten Spiel im Internet ... oder vielleicht auf der nächsten LAN-Party.