Kurt-Weill-Fest Kurt-Weill-Fest: Ball mit Musik aus der Zeit von Zarah Leander
Dessau/MZ. - Allein die Sanierungsarbeiten durchkreuzten diesen Plan. Den Ballgästen konnte deshalb nicht das gesamte Bauhaus präsentiert werden. Die sonst fast endlos wirkenden Wege endeten in Sackgassen. Aus diesem Grund schien sich zwischenzeitlich das Geschehen in der Bauhaus-Aula zu konzentrieren. Die Bühne, während des Buffets um die Mensa erweitert, erwies sich als hervorragendes Beispiel funktionaler Architektur. Mit Speisen und Getränken versorgt, ließ sich von der Mensa oder aus den Zuschauerreihen das Treiben des Odeon Tanzorchesters beobachten. Nachdem Helen Schneider dort zu Beginn einen Vorgeschmack auf ihr Programm am Sonntag bot, spielte das Münchner Odeon Orchester anschließend bis in den späten Abend gediegen und in typischer Manier der 1920-er und 30-er Jahre tanzbare Kompositionen. Mit originalen Arrangements aus der Zeit Zarah Leanders und Marlene Dietrichs hatten die Musiker und Sänger die Bühne souverän unter Kontrolle.
Zwei Etagen höher und weitaus lebhafter trieb es die "Yankele Kapelle". Die Chemnitzer Klezmerband bot sowohl traditionelle Lesarten jüdischer Volksmusik, als auch Interpretationen eigenen Stils mit mazedonischen Rhythmen und bulgarischen Einflüssen. Im Klub saß Christoph Reuter an einem ihm gut vertrauten Instrument. Mit seiner Klavierbegleitung servierten Regula Steiner und Bartek Bukowski dem Publikum das Schönste und Beste aus der "Dreigroschenoper". Der Klub wurde in diesen Momenten zur "Haifischbar". Zu fortgeschrittener Stunde versuchten die Berliner DJs Mario N. und Monika Renken im ehemaligen Heizungskeller ihr Bestes, um die Tänzer bis in die dritte Stunde des Sonntags zu begleiten - wenn auch oft auf inspirationslose Art, was die Musikauswahl betraf.
An den übrigen Orten blieb das Bauhaus farblos. Während im vergangenen Jahr Leipziger Studenten der Hochschule für Graphik und Buchkunst mit Ideen das Bauhaus zum Erlebnisraum werden ließen, war diesmal offensichtlich niemand ernsthaft mit dieser Aufgabe betraut worden. So musste das musikalische Konzept der Weill-Gesellschaft den Abend tragen.
Natürlich ging es im Bauhaus getreu dem Festivalmotto auch ums Geld. Die Besucher konnten sich von den "Dreigroschenbettlern" des Kurtheaters Bitterfeld im Stehgreif unterhalten lassen. Mit ein paar Geldscheinen konnte den jungen, quirligen Darstellern ein sinniges Zitat entlockt werden. Denjenigen, die sich beim Empfang nicht mit den Bestechungsnoten versorgt hatten, blieb die Show allerdings versagt. Kunst gab es nur gegen Knete.