Kurt-Weill-Fest 2019 vor dem Start Kurt-Weill-Fest 2019 in Dessau: Mut für das Neue mit Ute Lemper und Katja Riemann

Dessau-Roßlau - Das 27. Kurt-Weill-Fest beginnt am Freitag in Dessau. In über 30 Spielstätten wird dem berühmten Sohn der Stadt künstlerisch gedacht.
MZ-Mitarbeiter Marcus Bräuer unterhielt sich mit dem Leiter des Intendanzteams Gerhard Kämpfe über das diesjährige Motto, persönliche Höhepunkte und die Übergabe des Festes an den neuen Intendanten.
Herr Kämpfe, in wenigen Tagen beginnt das Kurt-Weill-Fest. Wie laufen die Planungen?
Gerhard Kämpfe: Es läuft gut, unberufen. Es gibt ja die drei Stufen, wie man so ein Fest organisiert. In der ersten lässt sich das Intendantenteam ein gutes Programm einfallen. In der zweiten werden alle Programmpunkte wie gewünscht realisiert und das, drittens, im vorgegebenen Etat. Der Vorverkauf läuft gut, das macht uns froh.
Das Motto in diesem Jahr lautet „Mut zur Erneuerung“. Was steckt dahinter?
Gerhard Kämpfe: Das hängt auch mit 100 Jahren Bauhaus zusammen. Obwohl Kurt Weill und das Bauhaus nicht so viel miteinander zu tun hatten, sind da Parallelen. Das Bauhaus hatte damals den notwendigen Mut zur Erneuerung. Und Kurt Weill war mit seiner Musik auch mutig.
Er hat in Weimar eine Aufführung von Strawinskys russischen Moritaten erlebt und war hin und weg. Er war der Meinung, dass das der neue Weg ist. Diese Aufführung wird dieses Jahr auch zu sehen sein, mit Katharina Thalbach und Nadine Schori als Schauspielerinnen.
Wie wichtig ist für Sie die Beziehung zwischen Kurt Weill und Bauhaus?
Gerhard Kämpfe: Sehr wichtig, weil sowohl Kurt Weill, als auch das Bauhaus für Veränderung stehen. Es hat sich damals gesellschaftspolitisch viel verändert. Weill und das Bauhaus haben jeweils auf ihre Art etwas Neues gemacht. Es deckt sich.
Ute Lemper ist in diesem Jahr Artist in Residence beim Kurt-Weill-Fest
Der diesjährige Artist in Residence ist Ute Lemper. Warum Sie?
Gerhard Kämpfe: Ich habe immer wieder mit ihr zusammengearbeitet. Ich schätze die Bandbreite ihres Schaffens. Sie kann nicht nur Broadway-Songs, sondern alle unterschiedlichen Formen der Interpretation. Sie war im letzten Jahr schon hier und hat richtig abgeräumt. Besonders ist ihr Rendezvous mit Marlene-Abend.
Marlene Dietrich hatte die damals 25-jährige Lemper nach einem großen Erfolg in Paris angerufen und drei Stunden mit ihr geredet. Und daraus hat Ute Lemper einen Abend gemacht, den das Dessauer Publikum beim diesjährigen Kurt-Weill-Fest erleben darf.
Schauen wir gemeinsam in das Programm. Was ist Ihr persönlicher Höhepunkt?
Gerhard Kämpfe: Es gibt ein paar Dinge, die extra für das Fest geschaffen wurden. Der Abend mit Katja Riemann zum Beispiel. Katjas Tochter Paula hat einen Film dazu gedreht und Katja hält Dialoge mit Menschen, die im Film vorkommen. Ich freue mich auch auf den Abend mit Helen Schneider in der Marienkirche, das Konzert war ganz schnell ausverkauft.
Nicht zu vergessen die Eröffnung, mit Dagmar Pecková als Mackie Messer. Es war nicht einfach, das nach Dessau zu holen, weil das Stück technisch nicht leicht umsetzbar ist. Aber das Anhaltische Theater hat alles möglich gemacht.
Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn ist eine von 30 Spielstätten beim Kurt-Weill-Fest
In über 30 Spielstätten findet das Kurt-Weill-Fest statt, unter anderen im Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn. Wie sind Sie denn darauf gekommen?
Gerhard Kämpfe: Es ist eine sehr spannende Location. Weill war 1939 auf der Weltausstellung in New York tätig. In einer großen Halle haben die amerikanischen Baugesellschaften sich vorgestellt und Weill hat dafür etwas komponiert. Die Aufführung in diesem Jahr nimmt sozusagen Bezug darauf. Es wird auch etwas von damals heute gespielt werden.
Seit 2017 sind Sie Leiter des vierköpfigen Intendanzteams, zu dem auch Johannes Weigand (Generalintendant ATD), Markus L. Frank (Generalmusikdirektor ATD) und Jürgen Schebera (Historiker) gehören. Zum letzten Mal, denn ab 2020 übernimmt Jan Henrik Bogen die Intendanz. Wie will der „Alte“ dem „Neuen“ das Kurt-Weill-Fest hinterlassen?
Gerhard Kämpfe: Ich denke, dass wir die Popularität des Festes, obwohl es vorher schon populär war, gesteigert haben. Ich glaube, dass wir in diesem Jahr den Besucherrekord von 2018 knacken werden. Mit Jan Henrik Bogen hat das Fest einen exzellenten Theatermann geholt, der weitere neue Ideen hat.
Wir haben uns schon getroffen und ausgetauscht. Wir hinterlassen ihm ein gut bereitetes Feld, so wie wir es auch vorgefunden haben. Dass am 17. März bei mir Wehmut aufkommen wird, will ich aber nicht verhehlen. (mz)
