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Kunst und Umwelt Kunst und Umwelt: Bundesbehörde stellt ihr Programm für 2013 vor

Von corinna nitz 09.01.2013, 18:23

dessau/MZ. - Eine Woche war Loukia Richards 2012 mit der Bahn zwischen Münster und Enschede unterwegs. Der Künstlerin ging es nicht um Sightseeing: Im Rahmen eines EU-Projektes sammelte sie den Unrat auf, den Reisende in den Zügen zurückgelassen hatten. Aus den Hinterlassenschaften entstand ein Müllteppich, der viel schöner ist, als sich das Wort anhört.

Ernster Hintergrund
In diesem Jahr kommt die Designerin nach Dessau. Im Umweltbundesamt (Uba) wird sie nicht nur eine Auswahl ihrer textilen Kunstwerke ausstellen. "Sie wird auch Workshops geben, und das Uba schickt Loukia Richards auf Reisen", sagt dessen Kunstbeauftragte Fotini Mavromati. Im Zug soll die Künstlerin zwischen Berlin, Leipzig und Dessau pendeln und auch dort Fahrgäste um "Müllspenden für die Kunst" bitten.
In den Workshops wird sie mit den Teilnehmern daraus einen weiteren Teppich entwickeln, weshalb Mavromati von einem "partizipativen Kunstprojekt" spricht. Was sich nun vordergründig verrückt anhören mag, hat einen ernsten Hintergrund: Es geht um die Frage, was wir mit all den Dingen, die als Abfall unsere Wegwerfgesellschaft fluten, machen? Wer sich ernsthaft damit auseinander setzt, kommt zwangsläufig zu Themen wie einem behutsameren Umgang mit Ressourcen. Dann geht es auch um intelligentes Recycling, dann ist man nah dran an den Themen, die das Uba mit seinem Programm "Kunst und Umwelt" auch 2013 mit künstlerisch-kreativen Mitteln visualisieren möchte, um dabei nebenbei neue Blinkwinkel auf drängende Probleme zu ermöglichen.
Die erste Ausstellung wird Ende Februar eröffnet. Sie präsentiert Arbeiten von Preisträgern und Nominierten, die sich 2012 am ersten, vom Uba und dem Bundesumweltministerium ausgelobten Wettbewerb "Ecodesign" beteiligt haben.

Aus über 300 Einrichtungen kamen Beiträge, deren Einsender auch versucht haben, mit gestalterischen Mitteln auf Probleme der Gegenwart zu reagieren. Zu den prämierten Arbeiten gehört ein Pfandring von Paul Ketz: Er hat eine Halterung für Mülleimer im öffentlichen Raum für Pfandflaschen und -dosen konzipiert.

Passanten können ihr Leergut guten Gewissens abstellen, Pfandsammler müssen nicht unwürdig in die Mülleimer greifen. "Ein alltägliches Problem wird durch einfaches Design überzeugend gelöst", so Jurymitglied Rainer Grießhammer, und: "Der Pfandring ist der Trauring für Ökologie und Soziales."

Bereits 2012 war eine Ausstellung im Uba mit kleinen Werken von Kindern gestaltet worden. In diesem April zeigen sie nun Preisträgerarbeiten des 21. Internationalen Kinder-Umweltmalwettbewerbs. Der ist eine gemeinsame Initiative vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Bayer AG. Unter dem Motto "Grüne Lebenswelten" haben sich reichlich 640 000 Kinder aus allen Weltregionen Gedanken über eine Welt gemacht, in der sie leben wollen.

Spurensicherungen

Dass Wasser das Einzige sei, um das Ägypten noch einmal Krieg führen würde, können derzeit Besucher der Dessauer Inszenierung der Verdi-Oper "Aida" lesen. Es ist ein Zitat des einstigen ägyptischen Präsidenten Anwar al Sadat von 1979. Um Wasser geht es in seinem Schaffen auch dem Berliner Künstler Sven Hoffmann, der findet, das selbiges in diesem Jahrtausend der wichtigste Rohstoff der Menschheit wird.

Für sein Projekt "Aqua Globalis" bereist er seit den 90er Jahren die Welt. Die Fotografien, die u. a. in internationalen Museen gezeigt werden, sind von einer betörenden Schönheit - und verweisen im Subtext zugleich auf die Verletzlichkeit der Schöpfung. Das Uba zeigt Hoffmanns Aqua-Globalis-Bilder vom 15. Mai bis 8. August.

Spurensicherung auf ihre Art betreibt die Künstlerin Betty Beier. Sie nimmt, zum Teil unter erschwerten Bedingungen, Abgüsse von Böden in verschiedenen Ländern, bevor die betroffenen Stellen etwa einer Baustelle geopfert werden und für immer von der Bildfläche verschwinden. Ab November zeigt das Uba in Vorbereitung auf den "Weltbodentag" Bilder aus Beiers "Erdschollenarchiv".

Hinaus auf die Plätze

Um noch einmal auf Loukia Richards zurückzukommen: Begleitend zu deren Aktionen geht das Uba noch an anderer Stelle in den öffentlichen Raum: In der Innenstadt wird der Künstler Christoph Ziegler sein "Utopisches Institut" aufstellen.

Zu festen Öffnungszeiten können Interessierte einkehren und sich austauschen. "Es ist", sagt Mavromati unter Hinweis auf andere Kommunen, in denen das Projekt realisiert wurde, "auch ein bisschen wie Stadtteilarbeit." Dagegen ist gar nichts einzuwenden.