Experten Kunst oder Krempel? Dessau-Roßlauer können Schätze begutachten lassen
„Kunst und Krempel“: Sechs regionale Experten begutachten Keller- und Bodenfunde von Besuchern. In der Vergangenheit gab es dabei manch dicke Überraschung. Am Sonnabend, 26. November, gibt es eine Neuauflage. Was zu beachten ist.
Dessau/MZ - Wer beim Aufräumen des Dachbodens oder Kellers etwas gefunden hat, das Zweifel weckte, ob es für den Sperrmüll nicht doch zu schade sei oder wer schon immer einmal wissen wollte, ob das Porzellan in der Vitrine, der Schmuck in der Schatulle oder das Gemälde an der Wand nicht nur einen hohen ideellen, sondern auch einen nicht zu unterschätzenden monetären Wert hat, kann damit in eine Fernsehsendung gehen.
Muss er/sie aber auch nicht. Ganz ohne Fernsehkameras und Moderatoren, aber mit geballter Expertise, kommen Interessierte bei „Kunst und Krempel - Lieb und teuer“ auf ihre Kosten. Das beliebte Format, in dem von regionalen Experten Einschätzungen zu mitgebrachten tatsächlichen und vermeintlichen Schätzen getroffen werden, geht am Samstag, 26. November, von 14 - 17 Uhr, in der Dessauer Kunsthalle in die nächste Runde. Drei Jahre ist es her, als das letzte Mal Einschätzungen abgegeben und Urteile gefällt wurden.
Ist das Kunst oder kann das weg? - Diese Frage werden am ersten Adventssamstag sechs Expertinnen und Experten beantworten. Neu in der Runde ist Ruben Rebmann. Der Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie nimmt neben Wolfgang Savelsberg Platz und wird an der Seite des ehemaligen Abteilungsleiters Schlösser/Sammlungen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz mitgebrachte Gemälde und Grafiken bewerten.
Bei der Neuauflage von „Kunst und Krempel“ in Dessau sind wieder viele vertraute Gesichter dabei
Andere vertraute Gesichter des Formats, wie Joachim Mellies, ehemaliger Mitarbeiter des Museums für Stadtgeschichte sowie Uwe Springer werden zum Sammelgebiet „Anhalt“ sowie zu Münzen und Militaria Auskunft geben. Kristina Schlansky, ehemalige Mitarbeiterin im Schloss Mosigkau, hat zur Beratung über Schmuck und Kunsthandwerk ihre Tochter Elisabeth Schlansky an ihrer Seite.
Ein sehr prominenter Gutachter fehlt seit 2019 dem Format. Carl Ludwig Fuchs erlangte bundesweite Bekanntheit durch die Fernsehsendung „Kunst und Krempel“ im Bayerischen Rundfunk, wo er jahrzehntelang vor allem Schmuck und Uhren bewertete. Auch in Dessau, wo er bis zu seinem Tod wohnte, war ihm die Unterstützung des vom Anhaltischen Kunstverein (AKV) und dem Museum für Stadtgeschichte etablierten Formats „Kunst und Krempel - Lieb und teuer“ eine Herzensangelegenheit.
Doch auch ohne Fernsehprominenz verspricht die Veranstaltung ein Erfolg zu werden. „Es ist dieser Moment der Spannung über mitgebrachte Dinge etwas zu erfahren, was sowohl diverse Fernsehsendungen als auch unser Format so beliebt macht“, erklärt Wolfgang Savelsberg. Der Kunsthistoriker hat im Laufe der Jahre viele magische Momente erlebt. Einen frühen Lyonel Feininger brachte einmal jemand aus Dessauer Privatbesitz vorbei.
Im Dessauer Atelier des Bauhausmeisters ist das Kunstwerk auf Karton entstanden, das jahrelang als Sichtschutz im Fenster einer Datsche ein eher trostloses Dasein führte. Nach der Begutachtung durch Savelsberg ist es als Leihgabe in der Moritzburg Halle gelandet. Der monetäre Wert bewegt sich im fünfstelligen Bereich. Auch Dessauer Maler wie Paul Ries und Leo Hohlfeld hatte Savelsberg schon unter der Lupe. Meist werden diese Kunstwerke vierstellig gehandelt. Bei vielen mitgebrachten Bildern übersteigt der ideelle Wert oft um ein Vielfaches den tatsächlichen materiellen Wert.
Dessauer Experten bringen einen großen Wissensschatz und Erfahrung mit
„Es gibt in vielen Haushalten diese typischen Schlafzimmerbilder“, konstatiert der Kunsthistoriker. Kitschig anmutende Motive wie etwa Elfen in einem Garten Eden haben individuell durchaus ihren Reiz. Doch bei kunsthistorisch wertvollen Arbeiten wird der Detektivgeist von Savelsberg erst richtig geweckt. Dafür nimmt er dann auch gerne Arbeit nach der Veranstaltung mit nach Hause, recherchiert weiter und bleibt mit den Besitzern der Kunstwerke in Kontakt. So geht es auch den Gutachter-Kollegen der anderen Sammelgebiete. „Wir alle bringen einen großen Wissensschatz und Erfahrung mit. Davon sollen die Gäste unserer Veranstaltung profitieren“, lädt Savelsberg ein, am Nachmittag des ersten Adventssamstags vorbeizuschauen.