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Konditoren-Prüfung Künftige Konditoren: 8 Auszubildene präsentieren ihre kleinen Kunstwerke in Dessau

Von Silvia Bürkmann 28.07.2016, 13:27
„Carpe diem“ (Nutze den Tag) - so das Motto für die Konditorprüfung. Wer den Tag für einen Waldspaziergang nutzt, kann viel Süßes entdecken.
„Carpe diem“ (Nutze den Tag) - so das Motto für die Konditorprüfung. Wer den Tag für einen Waldspaziergang nutzt, kann viel Süßes entdecken. Lutz Sebastian

Dessau - „Da haben wir einen echt guten Jahrgang“, erlaubt sich Michael Wiecker ein erstes Urteil. Und das vom bloßen Augenschein, ohne zu nippen oder zu kosten.

Der Firmenchef von Konditorei & Café am Markt in Wernigerode darf das. Er kann es auch, denn er ist zugleich Landesinnungsmeister von Sachsen-Anhalt im Deutschen Konditorenbund.

Durch die Schule seines Ausbildungsbetriebes gehen im Jahresdurchschnitt zehn junge Mädchen, manchmal auch Jungen, die das Konditorenhandwerk von der Pike auf lernen wollen.

Viele wollen „Zuckerbäcker“ werden

Der Ausbildungswunsch für den „Zuckerbäcker“ ist anhaltend  groß. Der Weg dahin kein leichter, sondern drei Lehrjahre lang. Die Berufsschule „Hugo Junkers“ in Dessau ist die zentrale Ausbildungsstätte in Sachsen-Anhalt mit der Landesfachklasse des Konditorenhandwerkes.

Ausbildungsbetriebe aus dem südlichen Sachsen-Anhalt schicken ihre Schützlinge in die Junkersstraße.

Schwankungen bei den Zahlen

In diesem Jahr stellen sich acht Mädchen und junge Frauen der Gesellenprüfung, im Mai mit der theoretischen schriftlichen Prüfung, am Dienstag und Mittwoch dieser Woche jetzt dem Praxis-Test.

Zwei kommen aus der Dessauer Bäckerei und Konditorei Lantzsch, und zwei aus Wernigerode. Einzelstreiter finden aus  Magdeburg, Köthen, Stolberg im Südharz und aus Klosterhäseler südlich von Naumburg die Wege nach Dessau.

Die Zahlen schwanken mit Höhen und Tiefen. Oft sind die Ausbildungsbetriebe klein und haben nur alle drei Jahre einen Auszubildenden. „Im nächsten Jahr haben wir dann wieder 16 Auszubildende im 3. Lehrjahr“, kündigt Sabine Lumnitzer als Fachlehrerin (Theorie) den dann zu erwartenden Prüfungsandrang an.

Konditor als Feinbäcker von Königen

„Der Konditor war früher der Feinbäcker von Königen und Fürsten“, beschreibt Gerhard Gemkow das edle Gewerk. Er sitzt in der Handwerkskammer Halle für Lehrlings- und Prüfungswesen. Er teilt am Freitag die Ergebnisse mit und errechnet die Zensuren für das Zeugnis. Und weiß, dass viele Einzelbausteine zu einer Gesellenprüfung gehören.

So will ein gutes Produkt auch sehr ansehnlich präsentiert werden. Um schlussendlich für den Hersteller auch zum Verkaufserfolg zu werden.

Darüber freilich zerbrechen sich die angehenden Konditoren zu ihrer Prüfung nicht den Kopf. „Carpe diem“ (Nutze den Tag) -  ist 2016 bundesweit das Prüfungsthema. „Das lässt natürlich viele Variationen zu, der Fantasie der jungen Leute sind da keine Grenze gesetzt“, meinen die Konditormeister Norbert George (Praxis-Fachlehrer  Berufsschulzentrum) und Matthias Fuchs (Konditorei Mrosek).

Beide bewerten mit der Prüfungskommission die Arbeiten bei dem aufgetafelten Schmaus für Augen und Geschmacksknospen. „Es sind gute bis sehr gute Leistungen  auf hohem Gesamt-Level“, so ihr Urteil nach erstem Augenschein auf die jeweils dreistöckigen Gesellentorten, die Minitorten, die Petits Fours mit süßer und herzhafter Käsemischung, Dessertstreifen, Obstdesserts sowie  Konfektmischungen mit Pralinen und handmodellierten Marzipanfiguren.

Wald, Sonnenbad oder Wickeltisch

Das sind die Vorgaben. Zu entdecken aber gibt es auch acht verschiedenen Interpretationen,  wie die jungen Gesellinnen  „den Tag nutzen“ wollen. So zaubert Selina Josephine Neubert (22) aus Thale faktisch einen Märchenwald neben ihrer dreietagigen Schokotorte mit reizenden kleinen Igeln und aufplatzenden Kastanien, malt an ihre Minitorte scherenschnittähnliche Baumsilhouetten, lässt Pilze sprießen und verstreut Blätter als kleines grünes Naschwerk.

Jenny Däumichen und Stefanie Wilke (beide von Lantzsch, Dessau) nutzen den Tag am liebsten im Schwimmbad oder mit Vorbereitungen für das bald zu erwartende Baby. (mz)