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Zum 100. Jubiläum Kreis Dreieck Quadrat: Augenärztin Sybille Rosahl aus Erfurt entwickelt einen "Bauhaus-Gin"

Von Daniel Salpius 15.10.2019, 11:50
Sybille Rosahl mit ihrem Gin. Auch in ihrer Augenarztpraxis in Erfurt ist das Bauhaus präsent (Hintergrund).
Sybille Rosahl mit ihrem Gin. Auch in ihrer Augenarztpraxis in Erfurt ist das Bauhaus präsent (Hintergrund). Rosahl

Dessau/Erfurt - Drei quadratische Fläschchen. Stapelbar. Darin eine klare Flüssigkeit. Hochprozentig. Vorn aufgedruckt auf schlichtem gelben Etikett: Kreis, Dreieck und Quadrat - die drei Symbole aus der Form- und Farbenlehre Wassily Kandinskys. Was diese Details in Summe ergeben? Nun, eben „Bauhaus-Gin“.

Die Idee für den Gin stammt allerdings nicht aus der Marketingabteilung eines großen Spirituosen-Herstellers, sondern von Sybille Rosahl. Dass die 50-jährige Augenärztin mit Praxis in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt heute die Lizenz für einen Wacholder-Schnaps hält, hat eine einigermaßen kuriose Vorgeschichte, die viel mit Zufall und kleinen Männlein zu tun hat.

Sybille Rosahl wollte eigentlich ein Playmobil-Bauhaus auf den Markt bringen

Sybille Rosahl hatte nämlich beobachtet, dass zum Reformationsjubiläum 2017 in Wittenberg die kleine Lutherfigur von Playmobil heiß begehrt war. Als geborene Dessauerin habe sie damals natürlich schon das Bauhausjubiläum im Hinterkopf gehabt, sagt sie.

„Bei einer Fahrt nach Dessau kam mir der Gedanke, dass ein Lego-Bausatz des Bauhaus-Gebäudes sicher auch ein schönes Mitbringsel wäre.“ Mit dem Patenkind ihres Mannes setzte sich die Augenärztin kurzerhand hin, um das Architekturdenkmal aus Legosteinen zu rekonstruieren.

Die Idee nimmt danach so konkrete Formen an, dass Sybille Rosahl einige Monate später im Juli 2018 den entscheidenden Schritt geht und die Marke „Bauhaus“ in der Warenklasse Spielzeug beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München beantragt. Dann der Rückschlag: Das DPMA urteilt, dass der Marke die Unterscheidungskraft fehlt.

Aus einer Laune heraus hatte Sybille Rosahl beim Markenamt auch einen Gin beantragt

Die Enttäuschung währte jedoch nicht lange: Rosahl hatte im gleichen Atemzug auch die Warenklasse Gin mit beantragt - aus einer Laune heraus: „Man kann eine Wortmarke für bis zu drei Warenklassen gleichzeitig beantragen - bei gleichen Kosten“, erklärt die Augenärztin und ergänzt: „Gin war eben noch frei, also habe ich dort auch noch ein Kreuz gemacht.“ Im Januar 2019 wurde die Eintragung dann amtlich. Die Wahl-Erfurterin begann Gespräche mit Herstellern.

Dass eine Augenärztin neben dem Beruf solche Anstrengungen unternimmt, um ein Produkt mit Bauhaus-Bezug auf den Markt zu bringen, verblüfft. Jedoch nur auf den ersten Blick. „Ich bin in Dessau in einem Haus aus der Bauhaus-Ära aufgewachsen“, erklärt Rosahl ihre Verbundenheit mit der Muldestadt und der Designschule.

Das Elternhaus in Ziebigk entstamme dabei nicht nur der Zeit, sondern sei auch ein echtes Bauhaus-Original, entworfen von einem Schüler von Walter Gropius. Rosahls Großmutter hat die Zeit des Bauhauses in Dessau noch selbst miterlebt. Ihr Großvater war Ingenieur im Junkerswerk. Und auch sie persönlich habe Erfahrungen mit dem Bauhaus gemacht - wenn auch schmerzhafte: „Als Kind habe ich meine Impfungen in einem der Meisterhäuser bekommen, das damals als Poliklinik genutzt wurde“, erinnert sie sich.

Destilliert wird der "Bauhaus-Gin" im thüringischen Erfurt

Nun existiert mit dem Gin ein weiteres Mosaikstück, das die Familiengeschichte mit der Designschule verbindet. Destilliert wird der Wacholder in der Destille Erfurt. Hier reift der Schnaps in den Kellergewölben unter dem Erfurter Petersberg - unweit des Doms. Sybille Rosahl wirkte als Lizenzgeberin an der Entwicklung des „Bauhaus Gins“ mit. Für den geschmacklichen Teil sei Destille-Inhaber Andreas Beck verantwortlich gewesen.

„Er hat die passenden Gins zu den drei Symbolen, Kreis, Dreieck und Quadrat destilliert“, so Rosahl. Den Form-Attributen entsprechend, variierte Beck Geschmacksnoten, Reifungsprozess und Alkoholgehalt. Und auch die Verpackung geht laut Rosahl auf Becks Konto: „Mit den stapelbaren Gläsern hat er das Bauhaus-Motto ,form follows function’ sehr gut aufgenommen.“

#allartikel

Seit Mitte August ist der „Bauhaus Gin“ auf dem Markt und ist auch schon in Dessau zu finden. So zum Beispiel im Kornhaus und der Dessauer Touristinformation. Sybille Rosahl steht aber auch mit der Stiftung Bauhaus in Kontakt und hofft, dass der Gin auch im neuen Museum angeboten wird. Das übrigens findet die gebürtige Dessauerin sehr gelungen.

(mz)