Krankenhaus Anhalt-Zerbst Krankenhaus Anhalt-Zerbst: Per Computer Röntgenbilder in drei Dimensionen gezeigt
Zerbst/MZ. - Eingeladen zur Weiterbildung waren neben den Ärzten und Mitarbeitern des Krankenhauses Anhalt-Zerbst vor allem die niedergelassenen Ärzte der Region. Die Mediziner nutzten das Informationsangebot - bis auf den letzten Platz besetzt war der Seminarraum.
Seit drei Wochen wird im Krankenhaus Anhalt-Zerbst die virtuelle Koloskopie vorgenommen. Professor Dr. Bernd Lünstedt, Chefarzt Chirurgie und Ärztlicher Direktor, stellte das Verfahren vor, das quasi die konventionelle Endoskopie (Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmpolypen) am Computer simuliert, ohne Instrumente (kamerabestücktes Endoskop) in den Körper einführen zu müssen. Für Lünstedt eine bahnbrechende neue Methode, für den Patienten schonend und minimalinvasiv. Röntgenaufnahmen vom Darm werden per Computer ausgewertet und dreidimensional dargestellt.
Die Hemmschwelle, sich dem unangenehmen bis schmerzhaften Eingriff einer konventionellen Endoskopie zu unterziehen, sei für die Patienten sehr hoch, führt Dr. Lünstedt die Statistik an: Ab dem 55. Lebensjahr können Männer und Frauen eine von den Kassen getragene Vorsorgeuntersuchung zur Krebsfrüherkennung vornehmen lassen. Zur Darmspiegelung aber gehen von den über 55-Jährigen lediglich zwölf Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen. Die schmerzlose Untersuchung mit minimierter Strahlenbelastung kann diese Scheu abbauen, erwartet der Ärztliche Direktor, sieht in der virtuellen Koloskopie eine treffsichere Ergänzung der Diagnostik, weiß aber auch: Die virtuelle Koloskopie vermag bei symptomatischen Patienten die konventionelle Koloskopie nicht zu ersetzen. Hat das virtuelle Endoskop einen Herd entdeckt, bedarf die weitere Abklärung des konventionellen Eingriffs, zum Beispiel bei der Entnahme der Gewebeprobe.
In der Diskussion im Seminar kommt dann seitens der niedergelassenen Ärzte eine zentrale Frage auf: Was sage ich meinen Patienten zu den Kosten? Für die herkömmliche Endoskopie zahlen die Kassen 90 Euro. Und für die innovative Diagnostik? Gibt es für die ambulante Untersuchung noch keine Regelsätze.
"Aber es hat Gespräche mit den Kostenträgern gegeben", sagt tags darauf Klaus Schilling, Geschäftsführer der Medigreif Unternehmensgruppe, zu der das Krankenhaus Anhalt-Zerbst gehört, gegenüber der MZ. Dabei wurde jetzt die Möglichkeit überdacht, dass die Kassen den gleichen Kostenanteil wie für eine herkömmlichen Untersuchung tragen und der Patient andererseits eine Selbstbeteiligung trägt. "Die Krankenkassen haben Verhandlungsbereitschaft und Lösungswillen signalisiert", so Geschäftsführer Schilling.