Kostümverleih des Anhaltischen Theaters Kostümverleih des Anhaltischen Theaters: In der Welt der Verkleidung
Dessau/MZ. - Viele Mütter sind so klug wie die von Sophie und machen sich in diesen Faschingstagen auf den Weg zum Kostümverleih des Anhaltischen Theaters. "Hier ist jetzt ein ständiges Kommen und Gehen", sagt Kerstin Hentschel, die Frau, die den Kostümverleih schräg gegenüber vom Bühneneingang des Theaters betreut. An jenem Nachmittag sind es längst nicht nur Sophie nebst Mutter, die die Glocke zum Eingang in die Welt der Kostüme läuten lassen.
Sophie ist freilich jene, die mit den strahlendsten Augen den Verleih verlässt, sich staunend vorm Spiegel dreht und strahlt, wie es nur frischgekrönte Prinzessinnen können. Apropos Krone. Da gibt es dann doch ein Problem. "Alle sind ausgeliehen", muss Kerstin Hentschel verkünden. Auf die bange Frage "Mama kannst Du überhaupt Kronen basteln?" kann es indes nur ein Ja als Antwort geben.
Basteln, um ihr Kostüm perfekt zu machen, wird auch Heike Möller. Sie kommt gleich mit zwei Kostümwünschen in den Verleih, die - nach diversen Anproben - erfüllt sind. Für den Fasching des PSV und eine spezielle Aufführung muss sie sich in eine Sonne verwandeln. Nach dem Auftritt will sie sich schließlich noch ganz privat in ein besonderes Kostüm stecken.
"Ich bekomme die Haken nicht zu", ist oft genug ihr Kommentar beim Zurückschieben des Vorhangs der Umkleidekabine. "Wer soll denn da hinein passen?" Dies fragt sich freilich nicht nur Heike Möller mit Blick auf die winzigen Kleider, Jacken, Röcke, denen selbst eine Konfektionsgröße 38 alle Nähte sprengt. "Das sind die Sachen der Tänzerinnen", weiß Frau Hentschel. Sie bedauert, dass die Auswahl schon ab Größe 40 / 42 nicht mehr so groß ist. Dafür weiß die Kostümverleiherin, die an drei Tagen in der Woche vom Schreibtisch in die Kostümwelt wechselt, wo all die Dinge hängen, die durch geschicktes Kombinieren eine witzige Verkleidung ergeben.
Das Sonnenkostüm findet Heike Möller schließlich in der Herrenabteilung zwischen Uniformröcken, Mönchskutten und allerlei Jacken und Hosen. Glücklich lässt sie sich einen strahlend gelben Anzug, mit Sonne und Sternen bemalt, zurückhängen. "Den Kopfschmuck bastele ich selbst", sagt die junge Frau, um erneut in den Raum für die Dame zu entschwinden. Dort ist es ein Rock mit raffinierter Applikation, die an eine Spinne erinnert, welchen Heike Möller wählt. Ein schwarzes Oberteil, das dunkle Haar wie Spinnenbeine gestylt: Die junge Frau dürfte beim PSV-Fasching eine einzigartige Spinne werden. In der Herrenabteilung wandelt derweil ein junger Mann still zwischen den Kleiderstangen.
Gerade will er wieder gehen, da ruft ihm Kerstin Hentschel ein "Na, nichts gefunden?" hinterher und fügt gleich hintenan: "Ohne Kostüm kommen Sie mir hier nicht raus." Das Suchen und Probieren geht in der Herrenabteilung weiter.
Mehr als eine Stunde ist vergangen, in der Frau Hentschel kaum Zeit zum Luft holen blieb. Drei Stunden hat der Kostümverleih an diesem Donnerstagnachmittag geöffnet. Dass bis zum Feierabend der Andrang nachlässt, ist höchst unwahrscheinlich. Nicht in diesen Faschingstagen. Da ist es schon ungewöhnlich, wenn jemand kommt und Kostüme plötzlich nicht mehr möchte. "Wir ziehen doch etwas anderes an", sagt ein junger Mann und legt etwa 20 blau-gelbe Clownskostüme auf den Tisch. Kerstin Hentschel ist nicht unbedingt traurig drum. Ganz sicher haben diese Kostüme keine lange Verweildauer auf den Bügeln. Der Dessauer Karnevalsumzug naht, und bestimmt fehlt mancher Gruppe noch ein Kostüm für den Zug durch die Straßen der Stadt.