Konsument-Warenhaus Dessau Konsument-Warenhaus Dessau: Jubiläumsfeier ohne Präsentkorb

Dessau - Der Kristallpalast wäre die richtige Adresse für das 50-jährige Jubiläum des „Konsument“-Warenhauses. Schließlich wurden dort über viele Jahre die Feiern zum „Tag des Handels“ abgehalten. Veranstaltungen, an die sich die ehemaligen Mitarbeiter heute noch gut und gerne erinnern.
Der Kristallpalast ist nicht mehr. Ebenso wenig wie das einst größte Warenhaus des Bezirkes mit seinen mehr als 500 Beschäftigten. Lebendig ist die Zeit des Konsument-Warenhauses aber dennoch. Viele Mitarbeiter treffen sich mit ihren einstigen Abteilungen seit Jahren regelmäßig. In diesem Jahr nun soll es ein ganz besonderes Treffen geben. Der 50. Geburtstag des Konsument soll gefeiert werden. „Einen Präsentkorb wird es allerdings nicht geben, der K+S-Fonds ist nicht gefüllt“, flachst Traudel Albrecht. Sie gehört zum vierköpfigen Organisationsteam des großen Jubiläumstreffens, das am 18. März ab 14 Uhr in der Gaststätte Oberbreite stattfinden wird. „Dieser Nachmittag soll ein großes Kaffeetrinken der Erinnerung sein“, beschreibt Gudrun Schnelle und bittet darum, Erinnerungsstücke oder Fotos mitzubringen.
Das Zentrale Handelsunternehmen „konsument“ ) war eine Warenhauskette und unterstand dem Verband der Konsumgenossenschaften der DDR. Es wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1965 durch den Verband deutscher Konsumgenossenschaften eG (VDK) gegründet. Gebildet wurde die Warenhauskette aus größeren zuvor als Konsum betriebenen Kaufhäusern. Insgesamt waren bis 1966 elf Kauhäuser der neuen Kette unterstellt. Flaggschiff der Kette war das 1966 umgebaute und von 8 000 auf 11 500 Quadratmeter Verkaufsfläche erweiterte Kaufhaus Konsument-Warenhaus am Brühl in Leipzig. 83 Prozent seiner Waren bezog Konsument direkt von den Herstellern. Ab 1972 führte die Kette Wühltische nach westlichem Vorbild ein. 1988 betrieb die Kette 13 Warenhäuser und war ebenso groß wie das Pendant Centrum der Handelsorganisation (HO).
Nach 1990 wurde vom Verband der Konsumgenossenschaften der DDR (VdK) und der Horten AG das Joint Venture „Horten-konsument“ gegründet, beide Gesellschafter hatten jeweils 50 Prozent der Anteile. Die Warenhäuser wurden von der neuen Horten-Konsument Warenhaus GmbH fortgeführt. Den 50-prozentigen Anteil der VdK eG verkaufte dieser nach der Übernahme von Horten durch Kaufhof im Jahr 1994 an Kaufhof. In Dessau stellte Horten im September 1995 den Betrieb ein. Das Kaufhaus wurde geschlossen und stand mehr als zehn Jahre leer.
Das einstige Versandhaus Seiler wurde im zweiten Weltkrieg völlig zerstört. 1945 nahm die Firma Eduard Zeeck im Keller mit einem Lager für den Großhandel Textil die Betriebstätigkeit wieder auf. 1949 übernahm die Konsumgenossenschaft das Gebäude. Zunächst wurde im Erdgeschoss ein provisorischer Verkauf eingerichtet. Die komplexe Neugestaltung der Fassade, einschließlich dem Einbau der Schaufenster und neuen Eingänge erfolgte bis 1954. Sie wurde in Höhe des Erdgeschosses mit Naturstein verkleidet, am Dach mit einem Sims versehen und im übrigen glatt verputzt. Der Ausbau der Etagen erfolgte etappenweise bis 1957. Dafür wurden jährlich 100 000 Mark bereitgestellt.
Mit seinem 6 500 Quadratmetern großen Verkaufsraum war das Dessauer Warenhaus das größte im Bezirk Halle (bis zum Bau des Centrum Warenhauses an der Saale, mit 9 000 Quadratmetern). Der Jahresumsatz stieg von 36 Milionen Mark im Jahr 1964 auf 155 Millionen Mark 1989. Die Verkaufs- und Lagerprozesse wurden ständig rationalisiert, das Warenhaus mehrfach komplex umgestaltet (1965/66, 1969/71, 1977/79, 1990 ). Gleichzeitig wurden neue Verkaufsmethoden und Angebotsformen durchgesetzt.
Schnelle war 15 Jahre lang, von 1978 bis 1993, im Vorzimmer des Warenhausdirektors tätig. Und als „gute Seele“ des Hauses organisiert sie bereits seit Jahren Mitarbeitertreffen zur Weihnachtszeit. „In dieser Runde wurde das 50-Jährig zur Sprache gebracht und war Anstoß, irgendetwas zu machen“, erzählt sie. Die Resonanz auf das Vorhaben war von Anfang an positiv“, erinnert sich Traudel Albrecht. 15 ehemalige Konsument-Mitarbeiter trafen sich schließlich im Juni 2012 zur ersten Beratung und gründeten ein Festkomitee. Was später aus Effektivitätsgründen auf vier Personen verkleinert wurde.
Große Resonanz auf das Jubiläumstreffen
Inzwischen sind die Vorbereitungen weit vorangeschritten. Hans-Heiner Reppin hat eine historische Fotoschau „ihres“ Warenhauses vorbereitet. Der Saal in der Oberbreite ist reserviert, Kuchen und Kaffee geordert. „Hoffentlich reicht der Platz“, bangt Gisela Mengert ein wenig. Denn die Resonanz auf das Jubiläumstreffen hat ihre persönliche Schätzung weit übertroffen. 150 Voranmeldungen liegen bereits vor und Meldeschluss ist erst Ende Februar. „Aber wir werden natürlich auch keinen wegschicken, der an diesem Tag spontan kommt“, versichert sie. Sie würden vorsorglich versuchen, zusätzliche Plätze zu schaffen. „Zur Not müssen wir nach draußen gehen“, lacht sie.
Obwohl das Arbeitsleben im Konsument-Horten Kaufhaus inzwischen 20 Jahre vorbei ist, ist die Erinnerung an „ihre“ Kaufhauszeiten bei allen noch sehr lebendig. Gisela Mengert hat 25 Jahre in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. „Ich habe 1995 bei Horten das Licht mit ausgemacht, das war ein trauriges Ende“, erinnert sie sich. Traudel Albrecht war acht Jahre, bis 1990 im Warenhaus. „Der Zusammenhalt war super“, so ihre spontane Erinnerung an diese Zeit. „Trotz zum Teil schwieriger Arbeitsbedingungen und -zeiten stand immer die Freude am Verkauf im Vordergrund“. Natürlich hätten sie auch den Frust der Kunden hautnah abgekriegt, wenn es etwas nicht gab. „Aber es gab auch viele Dinge, wie die Import-Export-Wochen, die haben viel Spaß gemacht.“ Selbst die Sonntagsöffnungen in der Weihnachtszeit seien immer zu kleinen Höhepunkten gestaltet worden. „Da waren ja alle Mitarbeiter, auch die aus der Verwaltung im Einsatz“, erzählt Traudel Albrecht. Und die Kollegen aus dem Gaststättenbereich hätten immer für eine tolle Pausenversorgung gesorgt.
Abrufbereit haben alle auch noch die sogenannten „3-B-Funktionen“, die ihnen als Leitmotiv der Arbeit galten. „Bedienung-Beratung-Betreuung“ hießen diese. Gisela Mengert kann sich auch noch an den Fahrstuhlführer erinnern, der die Kunden in die einzelnen Etagen begleitete. Bis 1972 die Rolltreppe eingebaut wurde. Eigener Fuhrpark, eigene Handwerker, eigene Gardinennäherei und Änderungsschneiderei, eigene Berufsausbildung, Pförtner, Frisör haben die Mitarbeiter außerdem in Erinnerung behalten. „Wir waren schon stolz, in solch einem Kaufhaus arbeiten zu können“, sagt Gudrun Schnelle und findet ungeteilte Zustimmung dafür.
Die Jubiläumsfeier „50 Jahre Konsument-Warenhaus Dessau“ findet am Mittwoch, 18. März, ab 14.30 Uhr im Saal der Gartenvereinsgaststätte „Oberbreite“ (Kleine Schaftrift) statt. Eingeladen sind alle ehemaligen Konsument-Beschäftigte. Wer kommen möchte, wird gebeten, sich bis Ende Februar im Geschäft „Edles Fässchen“ in der Zerbster Straße 9, Telefon 2400975 anzumelden.