Kochstedter Kugelblitz? Kochstedter Kugelblitz?: In Dessau gab es bei Gewitter eine rätselhafte Erscheinung

Dessau - Der Knall war ohrenbetäubend. „Jetzt hat es uns erwischt.“ Dieser Gedanke durchzuckte Brunhilde und Dietmar Glöckner gleichzeitig. Im Wortsinne wie ein Blitz. Hatte sich doch am Samstagabend ein schwerer Gewitterblitz über Kochstedt entladen und Schäden an Verteiler- und Regeltechnik sowie an Endgeräten der Datenleitung hinterlassen.
Die Glöckners aus dem Hauerwinkel in der Waldsiedlung aber wurden am gleichen Abend Augen- und Ohrenzeugen eines besonderen Phänomens: Durch ihren Garten schwebte gegen 20.40 Uhr in etwa zweieinhalb Meter Höhe auf die Wohnzimmer-Fensterfront ein blau-weiß leuchtender Kugelblitz zu. Die Lichterscheinung erschien größer als ein Fußball, detonierte plötzlich ganz nah mit einem einzigen Schlag, der lauter war als jeder Donner.
So müssen Kanonenschläge oder Bombenexplosionen klingen, dachten die schockierten Eheleute. „Wir waren erstmal vor Schreck nur sprachlos“, erinnert sich Brunhilde Glöckner. „Das Ding war da, explodierte und dann war absolute Stille.“ Die Kugel hatte sich buchstäblich in nichts aufgelöst.
„Es war also kein gewöhnlicher Blitz. Der hätte irgendwie Brandspuren hinterlassen“
Nach einem respektablen Weilchen Stille gingen die Glöckners vorsichtig nach draußen. Die Nachbarn hatten gleichfalls den lauten Knall gehört und vermuteten einen Blitzeinschlag in der Nähe. Die grelle Lichterscheinung in etwa fünf Metern Entfernung live gesehen aber hatte wohl einzig Dietmar Glöckner.
Weder am Abend noch am Folgetag aber waren Spuren von dem elektrisch-atmosphärischen Naturschauspiel im Garten auszumachen. „Es war also kein gewöhnlicher Blitz. Der hätte irgendwie Brandspuren hinterlassen“, ist Dietmar Glöckner überzeugt.
Der 68-Jährige und seine 65-jährige Frau sind beide technisch versiert und sicher: „Wir haben uns das nicht eingebildet, sondern wirklich einen Kugelblitz in der Kochstedter Waldsiedlung erlebt.“ Ein Kugelblitzforscher der Universität Salzburg hat inzwischen den Einschlag in Kochstedt bestätigt - international!
Während der explosiven Entladung war das Fernsehbild gestört
Während der explosiven Entladung war das Fernsehbild gestört. „Seltsamerweise gab es keine Auswirkungen auf andere elektrischen Geräte“, so Augenzeuge Glöckner. Auch die Wechselsprechanlage sei dieses Mal verschont geblieben, was die Glöckners in der Auffassung bestärkte, dass es sich nicht um einen normalen Blitzschlag eines Sommergewitters gehandelt hatte.
Das Erlebnis vom Wochenende rief in Dietmar Glöckner eine uralte Kindheitserinnerung wach. Als Achtjähriger sei er im sächsischen Nossen mit Freunden auf Rädern vom Baden gekommen, als plötzlich ein Lichtball auf der Straße entlangrollte. Woher der kam, blieb mysteriös.
„Oft gesehen und schriftlich dokumentiert, aber nie fotografiert oder gefilmt“
Um das Phänomen der Kugelblitze ranken sich zahlreiche Legenden. „Oft gesehen und schriftlich dokumentiert, aber nie fotografiert oder gefilmt“, hält auch Jurik Becker, passionierter Naturbeobachter und Meteorologe im Ruhestand, die Kugelblitze nicht mehr für Sinnestäuschungen.
Plasmaphysiker gehen aktuell aus von einem instabilen Gespinst aus Nanopartikeln in einer Silizium-Wolke, die zehn bis 30 Sekunden sichtbar werden.
Das Phänomen birgt weitere Rätsel. Und die letzte Antwort ist noch nicht gegeben. (mz)
Der schwere Einschlag, mit dem ein Gewitterblitz am Samstagabend 22 Uhr in Kochstedt in die Erde fuhr, hat sich in der Waldsiedlung bis zu den Endgeräten fortgesetzt.
In dem von der Stadtwerketochter Datel versorgten Wohngebiet meldeten neun Kunden Schäden an Routern, an die Internet und Telekommunikation gekoppelt sind. Die Datel hat in der Waldsiedlung Kochstedt mehrere Hundert Kunden.
Nach Aussage der DVV Stadtwerke wurde am Montagvormittag mit dem Austausch der beschädigten Geräte begonnen und die Reparaturen zum Feierabend abgeschlossen.
