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"Keine Angst ich bleibe" Klaus-Lothar Bebber: Ein Dessau-Roßlauer Urgestein feiert runden Geburtstag

Von Annette Gens 12.03.2017, 11:00
Kaus-Lothar Bebber in einem Oldtimer. Er selbst hat noch viel vor.
Kaus-Lothar Bebber in einem Oldtimer. Er selbst hat noch viel vor. Lutz Sebastian

Dessau-Rosslau - Das darf nur der Chef und der muss sich nicht einmal anstrengen, um den „Pfeil“ zu erklimmen. Anpackend wie er ist, braucht  es nur einen Riesenschritt und Klaus-Lothar Bebber sitzt mitten im 19. Jahrhundert. Die Leihgabe stammt aus dem Technikmuseum Berlin, ein „Pfeil 1“, Marke Lutzmann, und neben anderen Opel-Oldies in seinem Autohaus  in der Roßlauer Straße ausgestellt. Bebber ist bekennender Lutzmann-Fan. Der Dessau-Roßlauer  Unternehmer, Kfz-Innungsmeister und stellvertretender Chef der hiesigen Kreishandwerkerschaft wird am Samstag 65 Jahre alt. Auf Geschenke verzichtet er, um in Dessau das Andenken an den genialen Dessauer Konstrukteur des 20. Jahrhunderts zu bewahren, an Lutzmann.

Klaus-Lothar Bebber ist nicht nur als Kfz-Innungsmeister ein Dessauer Urgestein

Der Jubilar möchte die Spenden, um die er seine Gäste bitten wird, in die letzte in Dessau befindliche Arbeit von Friedrich Leopold Friedrich Lutzmann (1859-1930) investieren. Es handelt sich um den Zaun der Gründerzeitvilla Krötenhof. Mehr als 100.000 Euro sind notwendig, um diesen zu sanieren. Ein Teil des Zauns ist bereits saniert. Es wartet aber noch viel Arbeit, sagt Bebber.

Klaus-Lothar Bebber ist in der Stadt einer, der in den letzten 20 Jahren immer aufgefallen ist. Durch seine Geradlinigkeit, manchmal auch durch sein Vorpreschen und durch klare, gelegentlich  auch streitbare Ansichten. „Ich habe mich nie geduckt oder meine Jacke in den Wind gehängt“, schaut er zurück auf sein Leben. Wenn es etwa um Ausbildung und Sicherung von Berufsnachwuchs und gute Leistungen von Lehrlingen ging, so mahnte er die immer öffentlich an.

Stolz ist Dessau-Roßlaus stellvertretender Chef der Kreishandwerkerschaft aber auch, dass es gelungen ist, in der Kammer ein wichtiges Thema umzusetzen. „Finanziell stehen wir gut da“, sagt er vor dem Hintergrund, dass das nicht immer so war. Sparen findet er wichtig, weil die Arbeit  in Gremien wie Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammern erst durch Mitgliedsbeiträge möglich wird.  „Der Schumacher muss ganz schön viel Schuhe reparieren, um seinen Beitrag für die Kammern zu leisten.“

Klaus-Lothar Bebber denkt noch nicht an den Ruhestand

Klaus-Lothar Bebber ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Töchtern und Großvater von mehreren Enkeln. Die privaten Verhältnisse sprechen eigentlich dafür, die Zukunft in die Familie zu investieren. Doch er denkt nicht an den Ruhestand. „Ich habe noch viel vor“, sagt er. „Keine  Angst, ich bleibe“, schrieb er an die Gäste seiner Geburtstagsfeier und lässt keine Diskussionen aufkommen.

Dass er einmal ein Autohaus betreibt, das war letztlich die Folge der politischen Wende. Der Mann aus der Braunkohle ahnte, dass sein Stammbetrieb VEB Braunkohlenkombinat Bitterfeld keine Zukunft haben wird. Er verdiente sein Geld in Bayern - mit Opel.

Nach dem Abi und der Armeezeit studierte Bebber in Dresden und startete seine berufliche Zukunft als Diplom-Ingenieur für Kraftfahrzeugtechnik beim VEB Kraftverkehr Bitterfeld. Das Unternehmen sicherte nicht nur den Linien- oder Güterverkehr für den damals wichtigen Industriestandort Bitterfeld ab, sondern vor allem den Berufsverkehr in drei Schichten. Er selbst habe manchmal am Lenkrad gesessen, bevor die Arbeit am Schreibtisch erledigt werden konnte, erinnert er sich. Später, im Braunkohlenkombinat, war er für die Sicherheit von allen fahrbaren Untersätzen verantwortlich - vom Gabelstapler bis zum Tagebaugroßgerät. Doch mit der politischen Wende wurde ihm klar, dass die Braunkohle keine Zukunft haben wird.

Nach 1990 verdingte sich Bebber nach Passau und wurde beim einem großen Opel-Händler Autoverkäufer. Mit diesem  Partner erwarb er später eine Roßlauer Kfz-Werkstatt.  Der nahe des Elbewerks versteckte Werkstattstandort war nicht optimal. Die Alternative zu finden, sei ein Kraftakt gewesen, bis Rodlebens ehemaliger Bürgermeister Joachim Meissner  dem Dessauer auf der Gemarkung Rodleben Land verkaufte und eine Gewerbeansiedlung ermöglichte.

Der Jubilar mit Faible für Dessauer Industriegeschichte schaut gerne in die Zukunft. Die liegt weiterhin im Autopark Rodleben. Neben der Pflicht gestattet sich Klaus-Lothar Bebber auch  eine Kür: Sein Traum ist es, wie früher einmal mit Oldtimern einen Korso für Lutzmann auf die Beine zu stellen.  Und die Arbeit in der Kreishandwerkerschaft sowie in der Innung wartet  auch noch. (mz)

Das letzte Andenken in der Stadt an Lutzmann ist dieser Zaun.
Das letzte Andenken in der Stadt an Lutzmann ist dieser Zaun.
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