Medizin Kinderklinik Dessau gerät an Kapazitätsgrenze: Virus greift bei Kindern Atemwege an
Husten, pfeifendes Atremgeräusch und Luftnot: Chefarzt spricht bei RSV-Erkrankung von „saisonaler Epidemie“.
Dessau-Rosslau/MZ - Husten, ein pfeifendes Atemgeräusch und Luftnot: In der Kinderklinik des Dessauer Klinikums müssen immer öfter kleine Kinder mit einem Atemwegsinfekt behandelt werden, der durch RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) ausgelöst worden ist. Der Chefarzt der Kinderklinik, Dr. Stefan Fest, spricht von einer „saisonalen Epidemie“.
Bis zu einem Drittel der jungen Patienten in der Klinik leiden an RSV
Und die bringt die Kinderklinik, wie auch andere Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt, an ihre Kapazitätsgrenze. Bis zu einem Drittel der kleinen Patienten, die gegenwärtig in Dessau behandelt werden, leiden an RSV. Problematisch kann die Erkrankung für Kinder mit chronischen Lungen-, Herzerkrankungen oder auch Defekt des Immunsystems und ebenfalls für Frühgeborene sein.
RSV tritt in den Wintermonaten auf. „50 bis 70 Prozent der Kinder erkranken im ersten Lebensjahr“, erklärt der Chefarzt. In der Regel haben alle Zweijährigen die Infektion schon einmal durchgemacht. Erkranken sie erneut, dann ist ihr Immunsystem bereits besser darauf eingestellt.
Geschlossene Kindergärten wirkten sich 2020 aus: Es gab kaum Erkrankungen
Im vergangenen Jahr aber gab es kaum RSV-Erkrankungen. 14 Tests waren in der Kinderklinik durchgeführt worden, „doch nur in einem Fall hatte sich der Verdacht bestätigt“, erklärt Dr. Fest. In diesem Jahr wurden bis Mitte Oktober bereits 48 Tests durchgeführt, 31 der Befunde waren positiv. Und der Trend hält unvermindert an. Seit Ende Oktober wurden 27 Tests durchgeführt - 19 waren positiv. Für Dr. Fest steht damit fest: „Wir hatten eine Pandemielücke.“
Während im vergangenen Jahr aufgrund von Corona viele Kindergärten und Schulen geschlossen und Kinder Zuhause betreut worden waren, konnte sich das Virus kaum verbreiten. In der Konsequenz erkranken jetzt, da Kindereinrichtungen wieder offen stehen, sehr viele Kinder. „Das Virus kann sich ungehindert ausbreiten“, sagt Dr. Fest. Das Besondere sei jedoch, dass das Virus in diesem Jahr bereits im Frühherbst aktiv war. Normalerweise steigen die Infektionen erst im November an, erklärte Krankenhausverbandschef Wolfgang Schütte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Vorbeugen gegen die Tröpfcheninfektion ist möglich: Hände waschen, Desinfektion, Räume lüften
Übertragen wird RSV durch eine Tröpfcheninfektion. Nicht nur kleine Kinder, auch Jugendliche und Erwachsene können sich infizieren. „Schützen würden Masken, Hände waschen, Desinfektion und Räume lüften“, erklärt der Chefarzt. Genau die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei Corona helfen auch hier.
Die kleinen RSV-Patienten in der Klinik bleiben in der Regel eine Woche zur Behandlung dort. Viele brauchen Sauerstoff für eine Atemunterstützung. Mit Inhalationen und mit Medikamenten könne die Krankheit gut behandelt werden. Nur selten müssen Kinder auf die Intensivstation.
Der Virus ist nicht meldepflichtig
Wie viele Fälle es an RSV-Erkrankungen in der Stadt gibt, ist allerdings nicht bekannt. „Einzelfälle sind nicht meldepflichtig“, gibt Stadtsprecher Carsten Sauer die Antwort aus dem Gesundheitsamt weiter. Eine Einschätzung könne daher nicht gegeben werden. „Dennoch denken wir, dass die Kinderarztpraxen weiterhin auch auf den RS-Virus testen und gehen von einer durchschnittlichen Anzahl an Fällen ähnlich der Vorjahre aus.“