Kinderklinik am Städtischen Klinikum Dessau Kinderklinik am Städtischen Klinikum Dessau: Nach 15 Jahren kommt das Aus für die "Gelben Feen"

dessau - 15 Jahre gehörten die gelben T-Shirts zum Bild der Kinderklinik am Städtischen Klinikum Dessau. Sie waren die Dienstkleidung der Gelben Feen, die sich als „Seelentröster am Krankenbett“ um die kleinen Patienten kümmerten. Am Mittwoch hat der letzte Beschäftigungsmonat für die derzeit sechs Feen begonnen. Ihre Beschäftigungsmaßnahme „Aktiv zur Rente“ läuft nach einem Jahr zum Monatsende aus.
In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Städtischen Klinikums werden jährlich rund 2 500 Patienten stationär und 3 600 Patienten in der Notfallambulanz und den Sprechstunden versorgt. Um die kleinen Patienten kümmern sich vor Ort elf Ärzte und 27 Schwestern. Die ganzheitliche Behandlung schließt die Mitaufnahme der Eltern mit ein. Auch eine intensivmedizinische Betreuung ist gewährleistet. Die Dessauer Kinderklinik zählt zu den modernsten Schwerpunktkrankenhäusern im Land. Von der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland wurde der Dessauer Einrichtung bereits zum wiederholten Male das Zertifikat „Ausgezeichnet.Für Kinder“ verliehen.
Und diesmal bedeutet dies das Aus für das Projekt insgesamt. „Es gibt kein Nachfolgeprogramm“, stellt Jenny Golembski, Leiterin des Shia-Familienzentrums und Träger des Projektes „Gelbe Feen“, enttäuscht fest. „Wir sehen momentan keinerlei Möglichkeit, das Projekt in irgendeiner Art und Weise weiterzuführen.“ Nach 15 Jahren erfolgreicher Arbeit müssen die Gelben Feen den Rückzug antreten.
Zum großen Bedauern aller Beteiligten. „Für uns als Trägerverein war es ein sinnvolles und sehr schönes Projekt, das mit seinem familienunterstützenden Ansatz sehr gut in unser Profil passte“, so Jenny Golembski. Die Gelben Feen seien ein Spiel- und Beschäftigungsangebot für die Kinder im Krankenhaus gewesen. Sie sollten vom Krankenhaus ablenken, waren Bezugsperson, die auch mal tröstete und emotionale Wärme gab, wenn Mutti und Vati nicht da sein konnten. „Ihre Arbeit wurde von Eltern und Klinikpersonal gleichermaßen dankbar angenommen“, weiß Golembski.
181 Gelbe Feen waren in den 15 Jahren im Einsatz. „Gerne könnten es 200 und mehr werden“, wünscht sich auch der Shia-Verein eine Fortführung. „Wir bemühen uns intensiv, so schnell wie möglich ein neues Programm zu finden“, sichert Golembski zu. Aber derzeit bestünde nicht mal über eine Arbeitsgelegenheit (1-Euro-Job) die Möglichkeit, da keine Gelder frei seien. „Obwohl Ein-Euro-Jobs die absolute Notlösung wären.“ Denn mit ihrer kurzen Maßnahmedauer bedeuteten sie für Träger, Teilnehmer und Klinikum einen hohen Aufwand und Stress.
Klinik kann ganzheitliche Betreuung nicht leisten
„Die Gelben Feen sind aus unserem Stationsalltag nicht wegzudenken“, wertet der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik, Dr. Uwe Mathony, deren Arbeit. Von vielen anderen Kliniken würde das Dessauer Haus um diese Kinderbetreuung beneidet. Denn die Klinik allein könne diese ganzheitliche Betreuung, die neben der ärztlichen Diagnostik und Therapie auch Fürsorge, Wärme und Begleitung umfasse, nicht leisten. „Das wird in unserem Abrechnungssystem von Kliniken und Krankenkassen nicht gesondert vergütet und dem Pflegepersonal bleibt dafür bei den eng bemessenen Stellenplänen wenig Zeit“, macht Mathony deutlich.
Der Wegfall der Gelben Feen ist aus Kliniksicht also ein großer Verlust. Alternative Beschäftigungsmöglichkeiten sieht die Klinikleitung allerdings nicht. „Eine Anstellung als reguläre Klinikmitarbeiter würde das Betriebsergebnis der Kinderklinik sofort in die roten Zahlen treiben“, weiß deren Chefarzt. Er hielte stattdessen einen Zuschlag für die Pflege von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Vergütung durch die Krankenkassen für die „transparenteste und gerechteste“ Alternative. Die Gelben Feen aus Spenden zu bezahlen, überlegt er weiter, sei eine sehr unsichere Grundlage für Arbeitsverhältnisse und nur für Kurzzeitverträge eine Alternative. Auch ein reines Ehrenamt hält Mathony bei den Gelben Feen angesichts der zweischichtigen Arbeitszeit für unmöglich. „Da bleiben nur die immer weniger werdenden Arbeitsmarktmaßnahmen“, erklärt er. (mz)