Kekshersteller Pauly Biskuit: Kekshersteller Pauly Biskuit: Mitarbeiter im Zwangsurlaub

Dessau/MZ - Der Dessauer Kekshersteller Pauly Biskuit ist offenbar erneut in Schwierigkeiten: Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung wurden die verbliebenen etwa 150 Mitarbeiter am Mittwoch bis Ende Mai in einen bezahlten Zwangsurlaub geschickt, was faktisch einen Produktionsstopp bedeutet. Das berichteten Mitarbeiter der MZ. Es sei die zweite Mitarbeiterversammlung in kurzer Zeit gewesen: Am 30. April, dem Zahltag für Löhne und Gehälter, waren die Mitarbeiter um 10 Tage vertröstet worden. Die Frist wäre am Himmelfahrtstag abgelaufen.

Aus dem Unternehmen selbst war keine Stellungnahme zu erhalten. Unter der auf der Webseite genannten Pauly-Telefon-Nummer ertönte eine Band-Ansage, dass Pauly Biskuit nach den Betriebsferien bis 3. Mai am 6. Mai wieder erreichbar sei. Eine E-Mail-Anfrage an Geschäftsführerin Constanze Sika blieb unbeantwortet. Laut Mitarbeitern hätte die Produktion schon Anfang Mai einige Tage geruht, weil Rohstoffe zum Verarbeiten fehlten. In der Betriebsversammlung hätte die Geschäftsführung auf ein laufendes Gerichtsverfahren verwiesen, das nun erst Ende Mai entschieden werde. Details wurden nicht genannt.

Die Pauly Biskuit AG hatte sich im Januar 2012 umstrukturiert - in eine Besitzgesellschaft, die 1. Dessauer Beteiligungs AG, und in eine Produktionsgesellschaft, die Pauly Biskuit & Chocolate mbH & Co KG, die Anfang März die Produktion auch offiziell übernahm. Ende März 2012 - ein Millionenschwere Unternehmensanleihe war überfällig - meldete die kurzfristig nach Herford und dann nach Celle verlegte 1. Dessauer Beteiligungs AG Insolvenz an. Über 800 Gläubiger bangen seither um ihr Geld. Ein Verkauf der Hallen und der Grundstücke ist bislang nicht gelungen. Im Februar hatte es fünf Interessenten gegeben, einer war die Pauly Biskuit & Chocolate mbH & Co KG selbst, die bislang Mieter bei der insolventen 1. Dessauer Beteiligungs AG ist.

Beim Insolvenzverwalter in Celle war von den Schwierigkeiten in Dessau bis Mittwoch nichts bekannt. „Diese Nachricht von der Beurlaubung der Mitarbeiter trifft uns aus heiterem Himmel“, sagte Stephan Eberhardt aus der Kanzlei von Insolvenzverwalter Tim Gätcke. Dass diese von der MZ überbracht wurde, nannte Eberhardt „befremdlich“. Man werde den Kontakt zur Geschäftsführung suchen. Zugleich versicherte der Rechtsanwalt, dass bislang alle Mieten bezahlt wurden. „Wir führen keine gerichtliche Auseinandersetzung.“