Neuer Grundstücksmarktbericht Kaufwillige müssen mehr Geld fürs Eigenheim ausgeben
Neuester Grundstücksmarktbericht vorgestellt. Eigentum wird in Dessau-Roßlau am teuersten verkauft. Höchste Nachfrage in Anhalt-Bitterfeld.

Dessau-Roßlau - Steuert Dessau-Roßlau auf eine Immobilienblase zu? Jochen Hausen vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt hält die Gefahr für „eher hoch“. Wohnraum in Metropolen wie Berlin und Leipzig ist gefragt und knapp wie nie zuvor, Investoren gehen in die „Provinz“. „Es ist möglich, dass da was passieren könnte“, erklärte der Dezernatsleiter Wertermittlung, Bodenordnung und stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Sachsen-Anhalt am Donnerstag.
Erstmals in einer virtuellen Konferenz hatte Hausen Vertreter von Kommunen, Banken und Verbänden über die aktuelle Entwicklung am Immobilienmarkt in Dessau-Roßlau, wie auch in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und Jerichower Land informiert. Aller zwei Jahre wird der Grundstücksmarktbericht vorgelegt. Die neueste Auswertung basiert auf allen Kaufverträge in den Jahren 2019 und 20.
Die Preise zogen je nach Gegend unterschiedlich an
Und dabei zeigt sich: Das Geschäft mit Wohnraum floriert insgesamt. Während in Dessau-Roßlau die Zahl der Verkäufe nahezu konstant blieb, gab es in den Landkreisen eine erhöhte Verkaufsnachfrage - Anhalt-Bitterfeld plus 63 Prozent, Jerichower Land plus 36 Prozent und Wittenberg plus 42 Prozent.
Die Preise zogen unterschiedlich an. Während im Landkreis Wittenberg im Durchschnitt 32 Euro pro Quadratmeter für ein Eigenheimgrundstück gezahlt wird, sind es in Dessau-Roßlau fast dreimal so viel (94 Euro). Im Jerichower Land und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld liegt der Preis mittlerweile zwischen rund 50 bis 55 Euro je Quadratmeter. Vor allem in Mittel- und Grundzentren sowie in Dörfern sei das Preisniveau für Baugrundstücke stark angestiegen.

Insgesamt sei auch bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften ein Boom angesagt
Teurer auch war der Erwerb einer Immobilie als in Vorjahren - im Jerichower Land waren frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser 37 Prozent teurer, in Dessau-Roßlau betrug das Plus 21 Prozent. Immerhin zehn Prozent auch legten die Preise in Anhalt-Bitterfeld zu, in Wittenberg gab es mit zwei Prozent nur eine geringe Steigerung.
Insgesamt, fasste Hausen zusammen, ist auch bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften ein Boom angesagt, besonders am Großstadtrand seien die Preise stark steigend. Zurückgegangen sind hingegen die Verkäufe von Mehrfamilienhäusern. Eine ordentliche Nachfrage gäbe es aber auch bei Eigentumswohnungen. Hier entwickeln sich die Preise stabil.
Ein Teil der Immobilien, die den Besitzer wechselten, stammt aus Zwangsversteigerungen
Die am meisten verkauften Immobilien wurden vor 1949 errichtet - sie machen fast die Hälfte des Angebots aus. Nur 2,4 Prozent der Verkäufe sind Häuser und Wohnungen, die nach 1991 entstanden. Bis auf einen Anteil von 6,2 Prozent sanierte Immobilien, waren alle anderen entweder gar nicht oder nur teilsaniert.
Ein Teil der Immobilien, die den Besitzer wechselten, stammt aus Zwangsversteigerungen. In Sachsen-Anhalt, so Hausen, gibt es 73 Zwangsversteigerungstermine pro 100.000 Haushalte. Das ist mehr als dreimal so hoch wie in Bayern (22) und fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (36). Allerdings sind hier vor Ort die Verkehrswerte bundesweit am niedrigsten. War es bei Zwangsversteigerungen früher „eher die Regel, denn die Ausnahme, dass der Verkehrswert erreicht wurde“, so Hausen, ist das mittlerweile anders.
Im Landwirtschaftlichen Bereich waren die Preise für Ackerland, Grünland und Wald auf gleichem Preisniveau
Ob die gute Nachfrage auf dem Immobilienmarkt weiterhin anhalten und wie sich die aktuelle Covid-19-Pandemie auf das Kauf- und Verkaufsgeschehen auswirken werde, konnte Hausen noch nicht sagen. „Im Moment haben wir nicht den Eindruck, dass die Entwicklung nachlässt.“
Im Landwirtschaftlichen Bereich waren die Preise für Ackerland, Grünland und Wald auf gleichem Preisniveau, doch gab es auch hier regionale Unterschiede. Während im Jerichower Land sowohl die Preise für Grünland als auch Forstflächen angezogen haben, sanken sie im Landkreis Wittenberg für Grünland und für Wald in Anhalt-Bitterfeld. „Das ist vielleicht mit den zunehmenden Waldschäden zu erklären“, sagte Hausen. Dürre, Borkenkäfer und andere Schädlinge haben dem Forst zugesetzt. (mz)
Die im zweijährigen Turnus zum Stichtag 31.12.2020 beschlossenen Bodenrichtwerte für Bauland sowie land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen können unter www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de online abgerufen werden. Weitere Informationen sind auch direkt im Geokompetenz-Center des LVermGeo in Dessau-Roßlau, Elisabethstraße 15, erhältlich.