Karstadt Karstadt: Dessauer Kaufhaus steht nicht auf Schließungsliste

Dessau - Aufatmen bei Karstadt in Dessau: Bei den sechs Filialen, die vom Aufsichtsrat am Donnerstag als zu schließende benannt wurden, ist die Filiale im Herzen Dessaus nicht dabei.
Entwarnung oder Verschnaufpause? Für diese Frage gab es gestern keine Antworten. Dessaus Filialleiter Dennis Heitbreder konnte auf MZ-Nachfrage „leider keinen Kommentar geben, was Dessau betrifft“. Er verwies an die Unternehmenskommunikation in Essen. Eine Nachfrage unsererseits in dieser Abteilung blieb ebenfalls unbeantwortet.
Es kommen harte Zeiten
Eines dürfte aber auch ohne „offizielle Stellungnahme“ des Konzerns klar sein: Es kommen harte Zeiten auf die verbleibenden Filialen zu. Von einem Stellenabbau in Größenordnungen um 2 000 und einem weiteren Gehaltsverzicht der Mitarbeiter ist die Rede. Die Zukunft weiterer 21 Filialen, vor allem in kleinen Standorten, ist ungewiss.
Ob die Dessauer eine hat, vermag zum jetzigen Zeitpunkt keiner zu sagen. Dass die Filiale noch nicht auf der Schließungsliste steht, stimmt ein wenig hoffnungsfroh. „Das heißt aber noch nicht, dass wir uns beruhigt zurücklehnen können“, meint etwa Manfred Piotrowsky, Leiter der Geschäftsstelle Dessau der IHK Halle-Dessau. Dessau habe eine Kaufhaus-Tradition, die es wert sei, fortgeführt zu werden. „Ich bin froh, dass wir Karstadt hier haben, auch wenn nicht alle zufrieden damit sind. Aber es ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir gegenüber anderen Orten der Region haben.“ Piotrowsky sieht im Karstadt-Warenhaus mit seiner Lage unmittelbar im Zentrum der Stadt eine wichtige Funktion in der Innenstadt.
Dass die Stadt jetzt die innerstädtischen Planungen zur Kavalierstraße und zum Bauhausmuseum vorantreibt, hält der IHK-Geschäftsstellenleiter für richtig und wichtig, um die Innenstadt attraktiver (auch für Investoren) zu machen. „Es darf jetzt bei beiden Vorhaben keinen Zeitverzug geben.“ Ende 2015 soll das Outlet-Center in Brehna eröffnet werden. In welcher Größe und Attraktivität weiß man zwar noch nicht genau, „aber es wird auf jeden Fall nach Dessau wirken“. Eine attraktive Innenstadt sei also dringender denn je.
Qualität der Innenstadt soll verbessert werden
Ähnlich sieht das Oberbürgermeister Peter Kuras. Die Qualität der Innenstadt zu verbessern sei weiterhin ein wichtiges Ziel, denn das Überleben von Kaufhäusern in Städten hängt auch von der Attraktivität der Innenstädte ab, ist er überzeugt. Dass die Karstadt-Filiale in Dessau-Roßlau nicht von den Schließungsplänen betroffen ist, darüber zeigte sich der OB erleichtert. „Würde Karstadt als Ankermieter der Stadt den Rücken kehren, wäre dies fatal für die Zukunft der Innenstadt“, so Kuras. Auch könnte ein Unterangebot von Waren entstehen, die in ihrer Vielfalt nur ein Kaufhaus bereithalten kann.
Der Oberbürgermeister hofft nun auf den Erhalt der verbliebenen Arbeitsplätze in der Dessauer Filiale. „Man muss beobachten, wie es mit den neuen Eigentümern funktioniert und wie deren Konzept aussieht. Noch kann keine Entwarnung gegeben werden.“
„Ich find es gut und freue mich“, kommentierte Chris Baehr, Vorsitzender des Citynetverbandes das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung. Vor allem im Hinblick auf die Innenstadtentwicklung sei die Nicht-Schließung wichtig. „Ergänzend brauchen wir neue Konzepte für die Innenstadtbelebung und können uns nicht auf vorhandene aus dem Jahr 1999 berufen. Das ist 15 Jahre her“, fordert Baehr die Politik auf, Mut zu neuen Wegen zu haben. Und endlich auch mal etwas in die Tat umzusetzen.