Junkers J1 wird nachgebaut Junkers J1 wird nachgebaut: Technikmuseum in Dessau bekommt Unterstützung von Junkers-Urenkelin

Dessau - „Ich würde da gerne mal einen Tag mitmachen“, gibt Charlotte Huck zu. Mitmachen bei den Ehrenamtlichen, die mit viel Energie und Freude im Technikmuseum Hugo Junkers ein Stück Fluggeschichte zum Leben erwecken. Das hatte Hucks Urgroßvater Hugo Junkers ersonnen: Die Junkers J1.
„Mit diesem Flugzeug hat er bewiesen, dass Metall fliegen kann“, sagt die 38-Jährige bei einem Besuch in dieser Woche. Die J1 aber war ein Einzelstück, von der keine Schraube, kein Blechteil den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg überlebte. „Das einzige Exemplar weltweit entsteht nun hier“, sagt sie staunend. „Das ist grandios.“ Mit 5.000 Euro unterstützt die Geschäftsführerin der Junkers Uhren GmbH nun das Projekt.
Das Geld für das Projekt stammt aus dem Verkauf der Junkers-Uhren J1-Sonderedition
Das Geld stammt aus dem Verkauf der Junkers-Uhren J1-Sonderedition. Die auf 1915 Stück limitierte Herrenuhr ist das Einstiegsmodell der Münchner Junkers-Uhren-Firma. Zuvor waren die Uhren von einem anderen Hersteller produziert und einem eigenen Junkers-Online-Shop vertrieben worden, erklärt Huck, die die Lizenz von ihrem Vater Bernd Junkers übernommen hatte.
„Seit diesem Jahr stellen wir Uhren selber her. Von Anfang an war klar, dass wir mit der Sonderedition das Technikmuseum unterstützen.“ Zuvor hatte Huck die Kickstarteraktion befördert, bei der über eine Internetplattform Geld eingeworben wurde für den Nachbau der J1. Auch künftig, lässt die Münchnerin anklingen, werde sie das gerne tun.
Huck, die ihren Nachnamen mit der Hochzeit abgelegt hat, ist mit der Historie von Junkers aufgewachsen. „Ich habe den Namen gern getragen“, erzählt die Wirtschaftsinformatikerin, „und ich bin extrem luftfahrtbegeistert.“ In Dessau war sie zweimal mit ihrem Vater Bernd Junkers. Einmal kamen sie mit der „Tante Ju“, der Ju52.
50.000 Euro werden für den Nachbau der Junkers J1 gebraucht
Das andere Mal schaute sie dem Team über die Schulter, das die Replik der Junkers F13 baute. 2015 wurde der Nachbau enthüllt. 2016 wagte sich das Team um Arbeitsgruppenleiter Peter Schenke an das nächste Projekt, die J1. Nur: Außer wenigen Zeichnungen, Fotos und Korrespondenzen war nichts erhalten, so Michael Otto, Chef des Technikmuseums-Fördervereins. „Es war nicht klar, welche Technologie angewandt werden musste“, zieht er den Hut vor dem Team, das sich jeden Dienstag und Donnerstag im Museum trifft und alles selbst erarbeitet hatte.
50.000 Euro werden für den Nachbau gebraucht. Hucks Spende kommt zur rechten Zeit. Davon, sagt Peter Schenke, könne jetzt ein Gerät zum Schweißen angeschafft werden. Damit aus Konservendosenblech die Haut für Flügel und Rumpf der J1 werden kann, müssen Glatt- und Wellblech wie schon 1915 im Schweißverfahren miteinander verbunden werden.
Noch drei Jahre Arbeit, schätzt Schenke, liegt noch vor dem Team. Viel aber ist schon geschafft: Die rechte Tragfläche mit Querruder ist bereits fertig, die linke in Arbeit wie auch das Leitwerk. Das Kabinengerüst steht bereits, das Fahrwerk ist vorbereitet. Wenn das Technikmuseum nach 2020 umgebaut und neu eröffnet wird, ist sich Vereinschef Michael Otto sicher, „dann haben wir die komplette Fluggeschichte Dessaus hier stehen“. (mz)
