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Jugend-Big-Band Anhalt Jugend-Big-Band Anhalt: Unterwegs im Heiligen Land

Von Heidi Thiemann 11.05.2014, 19:21
Maria Brand, Kristin Ullmann, Johanna Kranz, Valentin Focking, Philipp Wiechert, Andreas Türke, Eric Schumann, Joshua Fackiner, Alexander Neumann, Felix Neumann, Leonhard Steinhoff, Conrad Steinhoff, Georg Säbel, Georg Metzner, Marius Metzner, Robert Koschig und Tim Pottel waren zehn Tage lang mit dem Leiter der Jugend-Big-Band Anhalt, Detlef Metzner, auf Konzertreise in Palästina. Eingeladen waren sie von der deutschen Schmidt-Schule, die in unmittelbarer Nähe des Damaskustores an der Altstadt von Jerusalem liegt. Die Schule wird getragen vom Deutschen Verein vom Heiligen Land. Besucht wird sie von 500 palästinensischen Mädchen.
Maria Brand, Kristin Ullmann, Johanna Kranz, Valentin Focking, Philipp Wiechert, Andreas Türke, Eric Schumann, Joshua Fackiner, Alexander Neumann, Felix Neumann, Leonhard Steinhoff, Conrad Steinhoff, Georg Säbel, Georg Metzner, Marius Metzner, Robert Koschig und Tim Pottel waren zehn Tage lang mit dem Leiter der Jugend-Big-Band Anhalt, Detlef Metzner, auf Konzertreise in Palästina. Eingeladen waren sie von der deutschen Schmidt-Schule, die in unmittelbarer Nähe des Damaskustores an der Altstadt von Jerusalem liegt. Die Schule wird getragen vom Deutschen Verein vom Heiligen Land. Besucht wird sie von 500 palästinensischen Mädchen. Thiemann Lizenz

dessau/mz - Die Anhalt-Fahne in Beit Jala? Tausende Kilometer von Dessau entfernt in Palästina grüßt Anhalt 800! Wenig später auch grüßt die sachsen-anhaltische Staatskanzlei die Musiker der Jugend-Big-Band Anhalt. Rolf Lindemann, Schulleiter von Talitha Kumi, richtet die Grüße von Ministerpräsident Reiner Haseloff aus. Dem nämlich hatte Lindemann per E-Mail vom Besuch aus Dessau berichtet. Haseloff war nur wenige Wochen zuvor hier, hat das neue Gästehaus des Schulkomplexes eingeweiht. Und ein Dessauer Architekt, Hendrik Gaudl, war für die Baumaßnahme verantwortlich. So weit und doch so nah ist die Welt.

In diesem Jahr blickt die Jugend-Big-Band Anhalt auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück. Das wird am 21. Juni mit einem Konzert auf der Bühne des Anhaltischen Theaters gefeiert. Dann gibt es auch ein Wiedersehen der Band mit Pascal von Wroblewsky und dem Chor der Schmidt-Schule Jerusalem. 

„Wir sind happy, dass ihr hier seid“, sagt Lindemann den jungen Deutschen, die zwischen 14 und 26 Jahre alt sind. Die spielen ihr mittlerweile drittes Konzert in Palästina - in der Mittagshitze unter freiem Himmel. Und haben Spaß am gemeinsamen Musizieren mit dem Chor der Schmidt-Schule aus Ost-Jerusalem, mit dem sie erst drei Tage zuvor das allererste Mal geprobt haben. Und der auch ein Grund ist, warum die Jugend-Big-Band überhaupt auf Reisen ins Heilige Land gegangen ist.

Denn der Leiter des Chores, Erwin Meyer, und Big-Band-Leiter Detlef Metzner stehen nicht zum ersten Mal mit Band und Chor auf einer gemeinsamen Bühne. Das erste Mal war vielmehr in Südamerika, als Meyer an der Deutschen Schule in Rio de Janeiro unterrichtet hatte. Acht Jahre ist das her. 2009 kreuzten sich die Wege der Männer und ihrer jungen Musiker erneut, als Meyer den Chor des Grimmelshausen-Gymnasiums in Offenburg (Baden-Württemberg) leitete. Die Big Band hatte damals tiefen Eindruck hinterlassen. Am Offenburger Gymnasium gibt es jetzt auch eine Jugend-Big-Band, lacht Meyer. Wer weiß, was in Jerusalem folgt?

Lange Tradition

Hierhin hat es den Musiklehrer mit seiner vierköpfigen Familie vor sieben Monaten verschlagen. An der deutschen Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem, deren Tradition fast 130 Jahre lang zurückreicht, hat der Musiklehrer seine Chormädchen mit dem Jazz infiziert.

„Das ist ja hier wie bei Deutschland sucht den Superstar“, schmunzelt die Berliner Sängerin Pascal von Wroblewsky, die die Jugend-Big-Band auf ihrer Konzertreise begleitet. Nicht zuletzt seit den Auftritten beim Kurt-Weill-Fest in Dessau sind Band und Sängerin ein eingespieltes Team. Nun kommen die Mädchen der Schmidt-Schule hinzu, die im Solo den Aretha-Frankling-Song „Respect“ röhren, von der Französin Zaz kraftvoll „Je veux“ singen oder gemeinsam mit Big-Band-Mitgliedern Michael Jacksons „We are the world“ als Botschaft und Hoffnung hinterlassen. Was Gänsehaut beim Publikum auslöst, die Arme über den Köpfen schwingen lässt.

Nur kurz war die Probenzeit mit den Mädchen, doch alle steigern sich von Konzert zu Konzert. Dass das erste Konzert in Ramallah kurz vorher abgesagt wird, irritiert und verwundert die Deutschen. Erwin Meyer hingegen nicht. Oft käme es in diesem Land anders, sagt seine Erfahrung. „Aber ihr seid hier, um Musik zu machen, also machen wir Musik“, fordert er die Jugendlichen auf, die sich das nicht zweimal sagen lassen. Und Stimmung kommt schon durch den ersten Titel der Konzerte auf. Die Dabke-Tänzerinnen wirbeln bei einem traditionellen Lied über die Bühne. Wenn sie später noch einmal ihren Auftritt haben bei „Wen a Ramallah“, hält es die Zuschauer kaum auf den Sitzen.

Ausflüge ans Tote Meer

So ist es beim Konzert in der Schmidt-Schule, wo die Gäste aus Deutschland genauso wie Chor und Tänzerinnen begeistern können, so ist es auch beim öffentlichen Konzert im Hind Al Husseini College Jerusalem in der Amerikanischen Kolonie. Petra Klose, Direktorin des Al-Quds University College of Music Project, hat regelmäßig Musiker zu Konzerten zu Gast. „Diese spielen klassische Musik oder traditionelle arabische Musik. Eine Big Band haben wir zum ersten Mal hier“, freut sich die Wienerin, dass die jungen Anhalter, Pascal von Wroblewsky und die Schmidt-Schülerinnen die Jerusalemer Jazz-Nächte eröffnen. Die Besucher sind begeistert. Den gemeinsamen Konzertreigen schließlich beendet der Auftritt in Beit Jala hinter Bethlehem.

Für Rüdiger Hocke, den Leiter der Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem, bleiben die Tage unvergessen. „Unsere Schülerinnen stehen am Anfang ihrer musikalischen Karriere“, sagt er. Wie die Gäste aus dem Osten Deutschlands mit ihnen gearbeitet haben, „hat mir sehr gut gefallen“. Die Rahmenbedingungen für die jungen Palästinenserinnen seien ungleich schwerer als in Deutschland, erklärt er und findet „es toll, was alle gemeinsam auf die Bühne gestellt haben“.

Nicht nur musiziert wurde gemeinsam, auch die Stadt erkundet mit Hilfe von Zadek Shweiki, Vater einer Schülerin. Grabeskirche, Klagemauer, Ölberg... kein touristischer Höhepunkt wurde ausgelassen, so er zugänglich war in der Osterwoche, wo mehrere Feierlichkeiten zusammentrafen, wie es nur alle vier Jahre der Fall ist: Orthodoxe sowie römisch katholische Ostern und das jüdische Pessachfest.

Ausflüge führten die Gäste ans Tote Meer und in den Naturpark En Gedi. Das wird genauso in Erinnerung bleiben wie die Gastfreundschaft, die die Familien den Schülern gewährte, in einem Land, das vom Nahostkonflikt geprägt ist und vor dessen bis zu neun Meter hohen Mauern sie in Bethlehem standen. Zu den einprägenden Momenten gehören das quirlige Leben in Jerusalem, das ein Schmelztiegel vieler Kulturen und Religionen ist, wie auch das massive Polizei- und Militäraufgebot. Unvergesslich auch bleiben die Ostermesse auf dem Ölberg und der Ostergottesdienst in der Erlöserkirche, die Tim Pottel (Saxofon) von der Jugend-Big-Band mitgestaltet hat.